Hamburg. Werbekonzern Ströer kauft Hamburger Foodist, die Delikatessenbox vertreibt. Beteiligte geben sich sehr schweigsam.

Es klingt zunächst wie eine dieser märchenhaften Erfolgsgeschichten aus der Welt der Gründerszene im Internet: Drei junge Hamburger haben die Idee, internationale Lebensmittelspezialitäten in Abonnementspaketen zu verschicken, und gründen die Firma Foodist. Die Idee kommt gut an, das Unternehmen wächst stark und schnell, schafft Dutzende Arbeitsplätze und wird von Tausenden Kleininvestoren mitfinanziert, die an den wirtschaftlichen Erfolg glauben. Und nur vier Jahre nach der Gründung kauft ein Konzern das ganze Unternehmen mutmaßlich für einen Millionenbetrag, die Teilhaber und die Kleininvestoren streichen satte Gewinne ein.

Ob nach dem am Dienstag bekannt gewordenen Verkauf von Foodist an das deutsche Medienunternehmen Ströer wirklich alle glücklich sind und auf der Gewinnerseite stehen, bleibt allerdings etwas geheimnisvoll. Die wesentlichen Beteiligten waren nach der Übernahme entweder einsilbig oder reagierten auf Anfragen gar nicht.

„Wir können den Kauf bestätigen“, sagte Ströer-Unternehmenssprecher Marc Sausen dem Abendblatt, wollte Details des Geschäfts aber nicht nennen. Das Kölner Unternehmen ist als Werbevermarkter groß geworden und mit Plakatwerbeflächen bundesweit präsent. Seit einiger Zeit investiert Ströer verstärkt in die Übernahme von Onlineportalen. So kauften die Kölner Ende 2015 der Telekom für etwa 300 Millionen Euro das vielbesuchte Portal t-online ab. Mit Übernahmen von Start-ups wie Foodist steigt das Unternehmen nun in den E-Commerce ein.

Foodist ließ Abendblatt-Anfragen am Dienstag unbeantwortet. Das war in der Vergangenheit schon ganz anders: Geschäftsführer Alexander Djordjevic und Mitgründer Ole Schaumberg suchten bislang durchaus die Öffentlichkeit, wenn es darum ging, für ihre Delikatessenpakete zu werben oder Geld für die Expansion des Unternehmens mit Sitz an der Großen Elbstraße einzusammeln. Sie präsentierten Foodist in der TV-Show „Die Höhle des Löwen“ (Vox), lehnten das Angebot der Juroren, sich am Unternehmen zu beteiligen, jedoch ab. Mitte 2015 sammelte die Firma über die Crowdinvesting-Plattform Companisto mehr als eine Million Euro ein – obwohl Kleinanlegern bei solchen Finanzierungen der Totalverlust droht, wenn das Unternehmen scheitert.

Kaufpreis auf knapp 3,5 Millionen Euro geschätzt

Damals berichtete Djordjevic von 14.000 Abonnenten der für 24 Euro monatlich verschickten Spezialitätenboxen, in denen etwa Birkenwasser-Drinks, mit Chili gewürzte Kochbananenchips aus Nigeria oder Aprikosen-Rosmarin-Marmelade liegen. Der Geschäftsführer prognostizierte für 2015 sechs Millionen Euro Umsatz und beim Gewinn eine „schwarze Null“.

Zumindest das Gewinnziel wurde offenbar nicht erreicht. Das auf Onlinehandelsthemen spezialisierte Internetportal excitingcommerce.de veröffentlichte eine Stellungnahme von Foodist zum Verkauf, in der es heißt: „Wir haben es geschafft, Umsätze in der von uns geplanten Größenordnung zu erwirtschaften. Unsere Erwartung, Gewinne zu erwirtschaften, haben wir bis dato nicht erfüllt.“ Die Übernahme solle es ermöglichen, „in Zukunft stärker und gewinnorientierter wachsen zu können“.

Zum Kaufpreis wollte Ströer-Sprecher Sausen sich nicht äußern, excitingcommerce schätzt ihn auf knapp 3,5 Millionen Euro. Foodist habe mitgeteilt, dass die in drei Finanzierungsrunden bei Companisto insgesamt 2399 eingestiegenen Kleininvestoren beim sogenannten Exit, dem Verkauf des crowdfinanzierten Unternehmens, mit Renditen zwischen 19 und 92 Prozent rechnen könnten. Die Höhe des Gewinns ist dabei abhängig vom Zeitpunkt des Einstiegs. „Die Crowdinvestoren sind doch eher enttäuscht“, kommentierte ein Nutzer des Portals. Companisto, das den Exit öffentlich gemacht hatte, bewertete ihn dagegen als „tolle Erfolgsgeschichte“. Für die Foodist-Gründer könnte sie weitergehen: Ströer lässt nach Übernahmen von Start-ups die Geschäfte für gewöhnlich weiter von den Gründern führen.