Hamburg. Der Fraktionschef der Linken, Robert Jarowoy, rechnet in seinem Roman mit Spekulanten und Politikern ab.

Das Feuer machte in der ganzen Stadt Schlagzeilen: Im März 2015 wurde das Traditionslokal Bahrenfelder Forsthaus ein Raub der Flammen, übrig blieb nur eine rauchende Ruine. Schnell stellte sich heraus, dass Brandstiftung dahintersteckte. Über allerlei Betrügereien wurde monatelang geflüstert, doch die genauen Hintergründe blieben im Dunkeln. Bislang jedenfalls. Denn der griechische Ex-Polizist Manolis Stephanopoulus konnte jetzt Licht ins Dunkel bringen. Mithilfe höchst ungewöhnlicher Ermittlungsmethoden deckte er ein fieses Komplott aus Bauherren, Investoren und Bezirkspolitikern auf, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Interessen durchzusetzen. So logisch diese Erkenntnisse manchem auch erscheinen mögen – wirklich gerichtstauglich sind sie nicht. Denn Stephanopoulus gibt es nur auf dem Papier.

Er ist die Hauptfigur im neuen Krimi des Ottensener Autors, Politikers und Biokäsehändlers Robert Jarowoy. Der Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bezirksversammlung Altona hat schon fünf Krimis geschrieben und alle im Selbstverlag veröffentlicht. Stets spielen sie in Hamburg. In allen Büchern prangert Jarowoy angebliche Machenschaften in den Hinterzimmern der Macht an, stets wird ein realistisches Szenario mit einer fiktiven Handlung verbunden. Im neuen Buch geht es um den Brand des Lokals Diebsteicher Forsthof in Bahrenfeld. Titel: „Das Diebsteich-Komplott. Ein Altona-Krimi“. Noch viel deutlicher als bisher baut Jarowoy seine Erfahrungen als langjähriger baupolitischer Sprecher seiner Fraktion in die Handlung ein.

Wer bislang glaubte, dass Linken-Politiker wenig Humor hätten, wird im Falle Jarowoy eines Besseren belehrt. Denn wie Manolis, unterstützt von seinen Freunden Hans und Ulla, auf Ermittlungstour geht, ist stellenweise schreiend komisch.

Die griechische Spürnase gibt sich als finnischen Großinvestor Ainikki Veetrikki Hämäläinen aus – inklusive der entsprechenden Visitenkarten. Der im Rollstuhl sitzende Hans, eigentlich ein trinkfester Tippelbruder vom Bahnhof Holstenstraße, mimt dessen Projektentwickler und Dolmetscher, Ulla spielt eine „Haspa-Tante“. Gemeinsam klappert das Trio etliche Altonaer Lokalgrößen ab, die den Schwindel natürlich nicht bemerken und dabei ebenso dusselig wie geschäftstüchtig rüberkommen.

Die pragmatische, Zigaretten schnorrende Grünen-Politikerin „Heike Gräulich“ unterstützt die Baupläne für ein Inklusionsprojekt nach Kräften („Wenn ihr Dachbegrünung und Passivhaus-Standard macht“), und der für seine anzüglichen Sprüche berüchtigte CDU-Chef „Norbert Czesla“ empfängt die Gäste stilecht in der Sauna. Bei SPD-Fraktionschef „Lau“ soll es einen Imbiss geben, doch dann wechselt die Gruppe in ein Lokal. Brötchen und Kaffee, so lässt es der Vorsitzende seine Mitarbeiter wissen, „geben wir den Flüchtlingen“. Ähnlichkeiten mit Altonas aktuellen Fraktionschefs sind natürlich rein zufällig, wie Robert Jarowoy vergnügt erzählt.

Er selbst taucht in dem Buch ebenfalls unverkennbar auf – als „älterer Mann mit weißen Haaren und ebensolchem Vollbart“. Während er mit dem Trio gemütlich Bier trinkt, erschüttern markerschütternde Schreie die Gesprächsrunde. Es ist aber, wie sich zeigt, nur eine türkischkurdische The­atergruppe, die da im Linken-Büro probt.

August 2016: Der echte Robert Jarowoy steht nachdenklich an der Von-Hutten-Straße in Bahrenfeld, in der Hand hält er ein Exemplar seines Krimis. Auf dem Titel ist die ausgebrannte Ruine des Forsthauses zu sehen – gedeckte Tische in einem Raum ohne Dach. Makaber: Von Büschen schon halb zugewachsen steht am Straßenrand immer noch das große Hinweisschild „Bahrenfelder Forsthaus“. Doch die Ruine ist längst abgerissen, ein Bagger planiert das Grundstück.

Im vergangenen Dezember erwarb das Stuttgarter Immobilienunternehmen Doubleline das 6150 Quadrat­meter große Areal, Pläne für eine mögliche Bebauung befinden sich gerade in der Prüfphase. „Das Forsthaus war einst ein beliebter Treff von Arbeitern und Kleingärtnern“, so Jarowoy. „Traurig wird man, wenn man das hier so sieht“, so der Autor und Politiker. „Traurig und wütend.“ Aber das hat er sich ja von der Seele geschrieben.