Hamburg. Vor allem in Schleswig-Holstein war das Nahrungsangebot für die Bienen schlecht. In Hamburg sieht die Situation etwas besser aus.
Wer beim nächsten Ausflug aufs Land gleich noch beim örtlichen Imker seinen Honigvorrat aufstocken will, sollte womöglich etwas mehr Geld dabei haben als in den vergangenen Jahren: Wegen des wechselhaften Wetters im Sommer erwarten die Bienenhalter in Schleswig-Holstein ein schlechtes Honigjahr. „Die Ernte des Sommerhonigs fällt praktisch ins Wasser“, sagt Jörg Pardey, Bienenzuchtberater des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker.
Anke Last, die Vorsitzende des Verbandes, dem etwa 3000 Imker angehören, berichtet: „Ich habe nur etwa die Hälfte der üblichen Menge Sommerhonig geschleudert. Vielerorts im Land ist die Ernte wegen des schlechten Wetters komplett ausgefallen.“ Weil das Angebot knapp ist, könnten die Preise für Sommerhonig nun anziehen. Während der Rapsblüte im Frühjahr waren Wetter und Ernte laut Pardey besser.
Das Problem war die Trockenheit
Nicht zu viel Regen sei das Problem gewesen, sagt Verbandspräsidentin Last, sondern Trockenheit. „Die Linden haben nicht gehonigt. Sie brauchen feuchten Boden und milde Temperaturen dafür, das war vielerorts nicht so.“ Und auch der Präsident des Deutschen Berufsimkerverbandes, Manfred Hederer, sagt, 2016 sei absehbar ein eher schwaches Honigjahr.
In Hamburg sei das anders gewesen, sagt Gesa Lahner, die Vorsitzende des Imkerverbands Hamburg. „Wir haben an sich eine ganz gute Ernte und können sehr zufrieden sein“, sagt sie über die Stimmungslage unter den mittlerweile knapp 900 Mitgliedern. Das hat viel damit zu tun, dass in Städten das Nahrungsangebot im Sommer besser ist als in intensiv bewirtschafteten ländlichen Regionen. „Mais ist ja nichts für Bienen, und wenn auch noch die Wildkräuter weggespritzt werden, bleibt nicht mehr viel für Insekten“, sagt Anke Last.
Zuchtberater Pardey weiß: In Städten gibt es im Sommer häufig mehr Honig als in den „Agrar-Steppen“. „Da blüht sehr viel mehr in Gärten und Balkonkästen“, sagt er. Weil in Parks und privaten Gärten während der Bienensaison zwischen April und Ende Juli ständig irgendwo irgendetwas blüht, kommen sogar Berufsimker mit ihren Völkern in die Stadt. Gesa Lahner schätzt, das es etwa 2000 Stöcke sind, die zeitweise in Hamburg aufgestellt werden.
942 Imker gibt es in Hamburg
Bei der Gesundheitsbehörde waren 2015 mehr als 4100 Bienenvölker von 942 Hamburger Imkern gemeldet – und damit deutlich mehr als 2003. Damals waren es 1268 Völker und 192 Imker. Zumeist also haben die Hobby-Bienenhalter nur eine Handvoll Stöcke und verkaufen den Honig vorwiegend im Freundes- und Bekanntenkreis. „Die Nachfrage ist hoch“, sagen Gesa Lahner und Anke Last. Auch bei Honig gibt es einen Trend zu regionalen Produkten, zudem werden in Deutschland pro Jahr zwar 90.000 Tonnen Honig verbraucht aber nur etwa ein Viertel (23.000 Tonnen) davon auch produziert. Etwa die Hälfte davon durch Hobbyimker.
Ein Gefälle zwischen Stadt und Land gibt es auch beim Preis. In Hamburg koste ein 500-Gramm-Glas zwischen 6,50 und 8 Euro, sagt Gesa Lahner. Anke Last beziffert den Preis auf fünf bis sechs Euro. Die Hamburger Vorsitzende sieht die Stadtimker dabei in einer Vorreiterrolle: „Wir hoffen, dass unsere Kollegen auf dem Land nachziehen und wir ihnen einen angemessenen Preis ermöglichen können.“