Hamburg. Der HSV-Vorstand Frank Wettstein und der Barclaycard-Arena-Geschäftsführer Uwe Frommhold plädieren für die U5 direkt zu den Arenen.
Die Betreiber der Sport- und Veranstaltungsarenen im Volkspark schalten sich in die Diskussion über die künftige Linienführung neuen U-Bahnlinie U5 ein. „Wir sprechen uns ganz deutlich für die U-Bahn-Variante mit einer Haltestelle in unmittelbarer Arenen-Nähe aus“, sagen HSV-Vorstand Frank Wettstein und Uwe Frommhold, Geschäftsführer von der gegenüberliegenden Barclaycard-Arena. Beide treibt die Sorge um, dass sich die Stadt frühzeitig für eine andere Variante entscheidet, die eine schlechtere Anbindung der Arenen bedeuten würde.
Der Bau der U-Bahnlinie ist eines der größten Infrastrukturprojekte in den nächsten Jahrzehnten. Die U5 soll einmal Bramfeld/Steilshoop im Osten Hamburgs über die Innenstadt führend mit Lurup/Osdorfer Born verbinden. Das alles könnte Mitte der 2030er-Jahre Realität sein. SPD und Grüne hatten in ihrem Koalitionsertrag vereinbart, die unterirdische Strecke schneller fertigzustellen, indem jeweils von Osten und Westen gebohrt wird.
Die U5-Erschließung des Westens ist noch völlig unklar
Allerdings ist insbesondere die Erschließung des Westens noch völlig unklar. Im Kern gibt es derzeit fünf unterschiedliche Varianten, wie es am Ende in den Osdorfer Born geht. Es kann eine reine U-Bahn-Linie werden, eine S-Bahnlinie oder eine Mischung aus beidem.
Geht es nach dem Willen des HSV und der Barclaycard-Arena, dann gäbe es die U5-Nord Variante. Diese beginnt am Siemersplatz und führt über Stellingen in den Volkspark. Der Vorteil: Der U-Bahnhof für die beiden Arenen würde auf dem jetzigen Parkplatz Rot am Hellgrundweg entstehen, nur wenige Schritte von den Arenen entfernt.
„Wir haben schon jetzt das Problem, dass bei Heimspielen des HSV oder bei Konzerten der Verkehr rund um den Volkspark zum Erliegen kommt“, sagt HSV-Vorstand Wettstein.
Wie berichtet müssen Besucher zudem an den Shuttlebussen nach jeder Veranstaltung lange Wartezeiten in Kauf nehmen, weil die Arenen nicht direkt an den Schienenverkehr angebunden sind. Könnten die Besucher direkt mit der U-Bahn den Volkspark erreichen, würden aus Sicht des HSV-Vorstands sehr viel mehr Besucher auf das Auto verzichten und auf die Schiene umsteigen. „Wir könnten zudem nach den Veranstaltungen die Menschen schneller wegbefördern, als mit den heutigen Shuttlebussen.“
Die Arenen sehen sich in Konkurrenz zu Bahrenfeld
Der HSV fürchtet, dass die Zeit drängt. Ende Juni hat sich die Bezirksversammlung Altona für eine südliche Variante ausgesprochen. Der Grund: Von der Nord-Route, egal ob mit der U5 oder S32, würden sehr viel weniger Menschen profitieren. Auf der Süd-Variante würden auch neue Wohngebiete wie in Bahrenfeld und das dort ebenfalls angesiedelte Forschungszentrum Desy mit 4000 Angestellten die neue Bahnstrecke nutzen können. Zudem soll der neue Fernbahnhof Diebsteich so komfortabel erreichbar sein. Allerdings: Der Standort für den Arena-Bahnhof wäre an der sehr viel weiter entfernten Stadionstraße.
Aus Sicht von Wettstein und Frommhold wäre das kein Vorteil für die Arenen. „Auf diese Weise verteilen sich die Besucher auf die Bahnhöfe Stellingen, Eidelstedt und Stadionstraße, die alle ungefähr gleich weit von den Arenen entfernt sind“, sagt der HSV-Vorstand. Der Fußweg beträgt jeweils etwa bis zu 20 Minuten. „Dadurch kommt niemand schneller zum Stadion hin oder wieder weg.“ Und Barclaycard-Arena-Chef Frommhold bekennt: „Eine Haltestelle, die zwei Kilometer weit entfernt ist, die bringt nicht wirklich etwas.“
Gut möglich, dass die Sorge der Arena-Betreiber begründet ist. Zwar sagt Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD): „Es sind noch alle fünf Varianten im Gespräch.“ Allerdings ist aus Senatskreisen zu vernehmen, dass eine Streckenführung unterhalb der Arenen wenig Chancen habe, weil diese am meisten davon profitieren würden. „Eine U-Bahn für 17 HSV-Heimspiele kann es nicht geben“, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Bis zu zweieinhalb Millionen Besucher im Jahr in den Arenen
Allerdings führen die Arena-Betreiber ins Feld, dass es neben den Heimspielen des HSV auch Konzerte und Touristen-Besuche gebe. Auch nach dem Aus von HSV-Handball und Freezers-Eishockey werde die Barclaycard-Arena noch gut 120 Veranstaltungen im Jahr ausrichten. Gemeinsam kämen die Arenen auf zwei bis zweieinhalb Millionen Besucher im Jahr. „Aber das allein rechtfertigt nicht den Bau zu den Arenen“, heißt es in Senatskreisen mit dem Verweis darauf, dass der HVV jährlich fast 750 Millionen Fahrgäste befördert.
Mit ihrem Vorstoß haben die Arenen-Betreiber nun die Debatte um die Streckenführung und die damit verbundene Bahnhof-Frage eröffnet. Im Sommer wird Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit den Senatoren für Stadtentwicklung, Verkehr, Umwelt und Finanzen Gespräche über die unterschiedlichen Varianten aufnehmen. Das Ergebnis davon wird die Bürgerschaft Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres beraten. Am Ende wird es auf ein, höchstens zwei Varianten zulaufen, für die dann Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben werden.