Hamburg. Monatelang war das Lokal in der Schanze namenlos. Von heute an prangt an der Fassade des Hauses wieder ein vertrautes Schild.

Das portugiesische Restaurant "La Sepia" in der Schanze darf seinen traditionellen Namen wieder verwenden. Am 7. Juli hat das Hanseatische Oberlandesgericht eine Einstweilige Verfügung des Landgerichts aufgehoben, die es den Betreibern untersagte, den ursprünglichen Namen zu benutzen. Von heute an prangt an der Fassade des seit vergangenem September namenlosen Lokals wieder ein Schild mit der Aufschrift "La Sepia".

Was war da los? Nach dem insolvenzbedingten Auszug aus dem Kult-Laden am Schulterblatt, eröffnete das Restaurant 2013 erneut am Neuen Pferdemarkt 16 unter Leitung der Familie Goncalves und des Pächters. Nach einem Streit zwischen Vermieter und Gastronomiebetrieb kam es im August 2014 zu einer erfolgreichen Räumungsklage. Bendix Sander (31) strukturierte den Betrieb im Mai 2015 in die "La Sepia" GmbH um und schloss einen Markenrechtsübergangsvertrag mit der Familie Goncalves ab.

Es drohte ein Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro

Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass der Sohn des 2005 verstorbenen Gründers Rui Goncalves, Daniel Goncalves, die Namensrechte im August 2014 schon an den ehemaligen Co-Betreiber übertragen hatte. Die "La Sepia" GmbH verlor das folgende Verfügungsverfahren, woraufhin das Lokal sich nicht mehr "La Sepia" nennen durfte, und auch die legendäre Krake vom Aquarium und von der Speisekarte verschwand. Bei Verstoß gegen das Namensverbot wäre eine Geldstrafe von bis zu 250.000 Euro fällig geworden.

In zweiter Instanz folgte nun die Wende: Der Konflikt wandelte sich nach intensiver Recherche von einem Urheberrechtsfall in einen Markenrechtsstreit. "Die Einstweilige Verfügung beruhte auf einem klaren Rechtsfehler und hätte nie ergehen dürfen", sagt Dr. Bernhard Freund, Anwalt der "La Sepia" GmbH. Die "La Sepia" GmbH erlangte die exklusiven Bearbeitungsrechte an der 1999 bearbeiteten Krake (Künstler Liberto Duarte) und konnte somit über Umwege die alte Marke "La Sepia" löschen. Ein neuer, veränderter Schriftzug soll auf die Ursprungsidee und auch auf neue Strukturen verweisen.

Seit November 2015 ist kein Mitglied der vorherigen Betreiberfamilie Goncalves mehr in den Betrieb involviert. "Schild und Restaurant sollen eine Kombination aus portugiesischer Genialität und preußischer Ordnung demonstrieren," sagt Sander. Co-Geschäftsführer Manuel Duarte (29) ist sich sicher: "Bis heute waren wir Hamburgs wohl einziges Restaurant ohne Namen. Dennoch haben uns viele Stammgäste die Treue gehalten. Die werden sich freuen, nun auch ganz offiziell wieder Gäste des "La Sepia" sein zu dürfen."