Sternschanze . Bei den neuen Querelen dreht sich alles um die Namensrechte. In der Zwischenzeit hilft man sich mit einem Straßenschild.
Langweilig wird es nicht um das „La Sepia“. Nachdem das 1984 gegründete portugiesische Lokal im Sommer 2013 seinen Sitz am Schulterblatt wegen Insolvenz aufgeben musste, eröffnete es zwar kurz darauf ein paar Meter weiter aufs Neue. Doch was dann passierte, kommt einem skurrilen Krimi gleich – und hätte fast das endgültige Aus für den Familienbetrieb bedeutet.
Schon der Start am neuen Standort stand unter einem schlechten Stern. Der Betreiber des dort ansässigen Restaurants „Café Blanche“ hatte Daniel Goncalves, dem 25-jährigen Sohn des verstorbenen „La Sepia“-Gründers, eine Partnerschaft angeboten. Statt seines nur mäßig laufenden Cafés sollte in den Räumen am Neuen Pferdemarkt 16 das „La Sepia“ wiedereröffnen. Das Problem: Für ein Fischrestaurant war das Mehrfamilienhaus nicht geeignet.
„Die Mieter beschwerten sich sofort über Geruchsbelästigung“, sagt Bendix Sander von der zuständigen Hausverwaltung. Die war von ihrem Pächter nicht über den Konzeptwechsel informiert worden, konnte aber auch nichts dagegen machen: Im Pachtvertrag gab es eine Klausel, die den Betrieb einer Gaststätte erlaubte.
„Wir wollten keine Existenzen vernichten“
Anfang 2014, nachdem erste Mieter ausgezogen waren, ging die Hausverwaltung juristisch gegen den Pächter vor. „Er war nicht bereit, etwas gegen die Geruchs- und Lärmbelästigungen zu unternehmen“, so Sander. Also installierte die Hausverwaltung unter anderem eine starke Abluftanlage und eine Kühlanlage für den Müll. Gegen eine Zahlung von 45.000 Euro zog der Pächter im August 2014 aus – ließ vorher von Goncalves aber noch eine Art Schuldschein unterschreiben, mit der Marke „La Sepia“ als Sicherheit.
Goncalves führte das Restaurant mit seiner Mutter Maria weiter – allerdings war er mit dem Ex-Partner auch die Konzession, Alkohol auszuschenken, los. Dass er das ignorierte, führte im April dieses Jahres zu einer Anzeige und dazu, dass sich die Hausverwaltung von ihm trennte. Der Laden, die Mutter und die Mitarbeiter aber blieben. „Wir wollten keine Existenzen vernichten“, so Sander, der die Geschäftsführung kurzerhand selbst übernahm.
Weil der ehemalige Pächter sein dubioses Recht auf den Namen per Einstweiliger Verfügung durchsetzte, darf sich das „La Sepia“ seit Ende September nicht mehr„La Sepia“ nennen. „Wir mussten alle Schilder abschrauben und keiner von uns darf diese Worte aussprechen“, so Sander. Mit einem Anwalt für Markenrecht will er den Namen wieder zurückholen. Bis dahin weist ein Straßenschild mit der Aufschrift „Neuer Pferdemarkt 16“ Ortsunkundige auf das Lokal hin.