Hamburg. Alkopops und Joints waren gestern. Heute sind vor allem Computerspiele und das Internet bei den Jugendlichen ein wachsendes Problem.

Die Jugendlichen in Hamburg trinken, rauchen und kiffen weniger. Während bei den klassischen Suchtmitteln ein in Teilen signifikanter Rückgang zu beobachten ist, steigt die Nutzung von Glücksspielen, Computerspielen und der problematische Internetgebrauch dagegen an. Das ist das Ergebnis der aktuellen Schüler- und Lehrerbefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) für das Jahr 2015.

Für die aktuelle Studie hat die Fachstelle für Suchtfragen (Sucht.Hamburg) 1090 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Es ist die sechste derart ausführliche Untersuchung seit 2004, die das Suchtverhalten von Hamburger Jugendlichen erfasst. Theo Baumgärtner, Autor der Studie, wies das zunehmende Glücksspielverhalten als ein „Phänomen vor allem männlicher Jugendlicher“ aus. Eine regelmäßige, also mehrmals monatliche Teilnahme an mindestens einem Glückspiel um Geld, geben etwa 17 Prozent der männlichen und drei Prozent der weiblichen Jugendlichen an.

Glücks- und PC-Spiele werden überwiegend von Jungen genutzt

Die häufigste Art des Glücksspiels bei Jugendlichen ist der Kauf von Rubbellosen, nämlich knapp 44 Prozent. Dann folgen Poker (21 Prozent), Sportwetten (17 Prozent) und Lotto (knapp 17 Prozent). Ebenso wie Glücksspiel werden PC-Spiele vor allem von Jungen genutzt. Fast die Hälfte von ihnen spielt täglich, während unter den Schülerinnen in Hamburg nur rund sieben Prozent ein solches Nutzungsverhalten zeigen. Der als problematisch eingeschätzte Internetgebrauch nimmt hingegen vor allem bei Mädchen zu. Sie sind in sehr viel stärkerem Maße in sozialen Netzwerken unterwegs als Jungen. 17 Prozent der weiblichen Befragten fielen unter diese Kategorie, fast doppelt soviele wie drei Jahre zuvor.

Positiv ist dagegen die Entwicklung bei dem Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis. So steigt etwa das Alter, in dem Jugendliche erstmals Alkohol konsumieren, weiter an. Danach geben nur noch ein Fünftel der befragten Jugendlichen an, mindestens einmal im Monat fünf oder mehr Gläser bei einer Gelegenheit zu trinken. 2012 war es noch ein Drittel der Jugendlichen. Der spätere Einstieg ist ein wichtiges Kriterium in der Suchtforschung: Je später mit dem Konsum begonnen wird, desto weniger wird im Alter konsumiert.

Sucht-Forscher sieht Zusammenhang zwischen Tabak und Cannabis

Ähnlich auch die Entwicklung beim Tabak-Konsum. 2005 gaben noch 70 Prozent der 14- bis 17-Jährigen an, mindestens einmal in ihrem Leben geraucht zu haben. Nun sind es noch 35 Prozent. Zudem ist der Anteil der Jugendlichen, die aktuell Marihuana konsumieren, von 17 Prozent im Jahr 2012 auf nun zwölf Prozent gesunken. Sucht-Forscher Baumgärtner sagte, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Konsum von Tabak und Cannabis gebe. So kiffen lediglich gut sieben Prozent der Nichtraucher, aber mehr als 72 Prozent der starken Raucher. „Deshalb ist eine gute Tabak-Prävention eine gute Cannabis-Prävention“, so Baumgärtner.

„ Wir werden deshalb nicht nachlassen, auf die Schädlichkeit von Cannabis hinzuweisen“, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Sie sprach sich dagegen aus, „die Verfügbarkeit von Cannabis zu erhöhen“. Weiter gehende Überlegungen im Hinblick auf „Legalisierung oder ähnliches“ gebe es „definitiv nicht“ im Senat, sagte Prüfer-Storcks weiter und spielte damit auch auf Justizsenator Till Steffen (Grüne) an. Der hatte vorgeschlagen, den Besitz von kleineren Mengen Cannabis weniger scharf zu ahnden.

CDU lobt Prävention, kritisiert Umgang mit Thema Cannabis

Im Zusammenhang mit dem Anstieg beim Glücksspiel und bei der problematischen Internetnutzung kündigte die Senatorin an, die Präventionsarbeit „noch stärker geschlechtsspezifisch auszurichten“.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion lobte einerseits den Rückgang beim Suchtmittel-Konsum. „Suchtprävention wirkt“, sagte Birgit Stöver, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU. „Unserem 2005 gesteckten Ziel, jungen Menschen in unserer Stadt eine drogenfreie Kindheit und Jugend zu ermöglichen, sind wir damit wieder ein Stück nähergekommen.“ Allerdings kritisierte sie die Position von Justizsenator Steffen. „Rot-Grün muss endlich aufhören, beim Thema Cannabis rechts und links gleichzeitig zu blinken.“ Diesen Aspekt bewerteten die Linken dagegen anders. Cannabis müsse aus der Illegalität herauskommen, forderte deren Gesundheitspolitiker Deniz Celik. „Verschiedene Studien zeigen, dass der Cannabis-Konsum nach einer Legalisierung nicht zunimmt, sondern abnimmt.“