Grünendeich. Die Altländer Urlaubswoche bietet bis Oktober ein täglich wechselndes Programm in Europas größtem Obstanbaugebiet.

Die gelbe Fähre hat gerade am Lühe-Anleger in Grünendeich festgemacht. Fahnen flattern im Wind, der große weiße Haufenwolken vor sich herschiebt. Die Elbe macht hier an der Mündung der Lühe einen kleinen Bogen, man sieht die Inseln, den Deich und einen kleinen Leuchtturm: ein Bild wie aus dem Tourismusprospekt. Und tatsächlich ist das Alte Land zwischen Hamburg-Cranz und Stade nicht nur als Obstanbaugebiet bekannt, sondern zunehmend auch als Tourismusregion.

Rund 420.000 Übernachtungen allein in größeren Beherbergungsbetrieben zählte der Tourismusverband im vergangenen Jahr – und damit wieder eine Steigerung. Mit Gästen in den vielen Ferienwohnungen und kleinen Pensionen dürften es sogar noch weit mehr sein. Auch Tagesgäste – oft aus dem nahen Hamburg – kommen zu Ausflügen hierher: 8,4 Millionen sind es jedes Jahr, so wird in der Branche geschätzt.

Der Tourismusverein Altes Land hat darauf nun reagiert – und eine „Altländer Urlaubswoche“ ins Leben gerufen. Jeden Tag werden bis einschließlich Oktober mehrere feste Ausflugsprogramme angeboten. „Wir wollten den Gästen mehr bieten, statt nur auf Museen zu verweisen“, sagt Hanan Görk, Mitarbeiterin der vom Verein getragenen Touristen-Info in Jork.

Da gibt es beispielsweise die Drei-Länder-Tour. Etwa 15 Radfahrer warten am Lühe-Anleger, dass es losgeht. Gästeführer Boy Friedrich berichtet kurz, wo die knapp 45 Kilometer lange Tour hinführen soll und was es zu sehen gibt: mit der Fähre zunächst nach Wedel in Schleswig-Holstein, wo der Historiker dann auf den Spuren von Johann Rist (1607–1667) seine Gruppe führen wird. Rist war Pastor in Wedel und gilt als einer der bedeutendsten geistlichen Dichter seiner Zeit. Die Tour führt weiter bis Blankenese und mit der Fähre wieder zurück zur anderen Elbseite. Hier gab es bereits im Mittelalter einen wichtigen Übergang für den Handel: Ochsen beispielsweise wurden dort über den Fluss gebracht. „Das war so etwas wie der Elbtunnel heute“, sagt Friedrich. Am Airbus-Werk will er zeigen, wo Schiffe Vorfahrt vor Flugzeugen haben. „Beim Landeanflug müssen die Flieger wieder durchstarten, wenn ein großes Schiff kommt“, sagt Friedrich.

Von Finkenwerder und Neuenfelde, dem Hamburger Teil des Alten Landes, führt der Weg dann wieder entlang am Elbdeich zurück. 45 Euro inklusive zwei Fährfahrten kostet diese etwa siebenstündige Tour. Start ist immer donnerstags am Lühe-Anleger.

Aber eben nicht nur am Donnerstag bietet die Altänder Urlaubswoche Entdeckungsreisen durch Europas größtes zusammenhängendes Obstbaugebiet vor den Toren der Stadt an. Es gibt Kutschfahrten am Montag, ein Themenpaket zum Obstanbau am Dienstag, Führungen durch das Museum Altes Land am Mittwoch, ein Menü-Abend mit „vergessenen Genüssen“ wie Gemüse und Kräuter aus der Region am Donnerstag, eine Obsthofführung am Freitag, eine Tour mit der Altländer Bimmelbahn am Sonnabend und eine Verkostung in einer Obstschnaps-Brennerei am Sonntag – so könnte eine Altländer Urlaubswoche aussehen, wenn man jeden Tag im Alten Land unterwegs sein will.

Touren und Führungen kosten zwischen null und 45 Euro

Und offenbar wird das Angebot, für das man sich jeweils bis zum Vortag anmelden muss, gut angenommen. „Es gibt da eine große Resonanz“, sagt Hanan Görk. Vor allem für Radfahrer bietet die Altländer Urlaubswoche eben etliche Touren und mehr als nur die Drei-Länder-Fahrt. Mit Leihrädern oder dem eigenen Fahrrad geht es dabei durch die alten Dorfkerne oder auch auf verschlungenen Pfaden quer durch die Obstplantagen. Und dann ist da noch die Holland-Tour, eine Art Hommage an die Gründungsgeschichte des Alten Landes. Schon in vorchristlicher Zeit siedelten dort Sachsen auf den höheren Ufern am Fluss. Im zwölften Jahrhundert machten dann Siedler und holländische Kolonistenführer auch das tiefer gelegene, sumpfige Land nutzbar – vor allem durch ein weit verzweigtes System aus Gräben und Deichen. An Ortsnamen, Deichen, Gräben und Klappbrücken wird diese Gründunggeschichte heute noch erlebbar. Die Touren und Führungen kosten zwischen 2,50 und 45 Euro, manche sind auch kostenlos.