Hamburg. Das Verlagshaus will die Immobilie am Baumwall an die Stadt verkaufen. Eine mögliche neue Fläche liegt in der HafenCity.

Die HafenCity gilt als eine der ersten Adressen für Ansiedlungen von Firmenzentralen. Und es könnte bald ein traditions­reiches Hamburger Verlagshaus dazukommen: Gruner + Jahr, das bisher seinen Sitz bekanntlich am Baumwall hat. Es ist kein Geheimnis, dass die Stadt den dortigen Gebäudekomplex mit rund 50.000 Quadratmetern Fläche und Blick auf den Hafen erwerben möchte.

Aber das macht für Gruner+Jahr nur Sinn, wenn es einen neuen Standort gibt. Nach Abendblatt-Informationen hat die Stadt beziehungsweise die HafenCity GmbH dem Verlagshaus Grundstücke in der HafenCity angeboten.

Dabei soll es sich um nebeneinanderliegende Baufelder im Quartier Am Lohsepark handeln. Dieser Standort wäre interessant, denn gegenüber, nur durch das Wasser getrennt, hat das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ an der Ericusspitze seinen Sitz.

Fakt ist: Diese Grundstücke sind noch nicht vergeben und könnten für den Bau einer Unternehmenszentrale genutzt werden. Allerdings ist neben der Büronutzung zusätzlich noch eine Mischung aus Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie für die Flächen vorgesehen. Aber für diese Regelung dürfte es aufgrund des besonderen Interesses an einer Ansiedlung von Gruner + Jahr sicherlich Verhandlungsspielraum geben.

Wenn es um das Thema Verkauf und Umzug geht, dann gibt sich Gruner + Jahr sehr verschlossen. Aber es gibt auch kein Dementi: „Über einen Umzug ist final nicht entschieden. Wir erleben seit Monaten muntere Spekulationen, ob und wohin Gruner + Jahr umzieht, von A wie Altona über H wie HafenCity bis W wie Wilhelmsburg. Wir kommentieren aber keines dieser Gerüchte“, sagt Sprecher Frank Thomsen.

Fakt ist allerdings auch: „Die Gespräche zwischen dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) und Gruner + Jahr dauern an. Über einen Zeitrahmen werde ich nicht spekulieren“, sagte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, auf Abendblatt-Anfrage. Der „Verkaufsprozess“ wird von dem renommierten Immobiliendienstleister CBRE betreut.

Nach Abendblatt-Informationen geht es jetzt nur noch um den Kaufpreis für die 1990 bezogene Immobilie. In Branchenkreisen ist von 180 Millionen Euro die Rede.

Die Stadt hat großes Interesse an dem Filetgrundstück. Über die Verwendung wird viel spekuliert. Eine universitäre Nutzung war im Gespräch. Allerdings hält sich Behördensprecher Stricker auch hier bedeckt: „Das steht noch nicht fest.“

Die CDU hat bereits klare Vorstellungen, was mit der Immobilie am Baumwall passieren soll, sofern der Deal zwischen der Stadt und Gruner + Jahr zustande kommt: „Wenn der Senat das Verlagsgebäude am Baumwall schon mit öffentlichen Mitteln kauft, sollten die Flächen auch dafür genutzt werden, Hamburg als Medienstandort für die Zukunft fit zu machen. Deshalb sollte hier ein Gründerzentrum für junge Medienunternehmen entstehen“, forderte Carsten Ovens, medienpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Dass die Stadt großen Verlagshäusern ihre Immobilien abkauft, ist kein Einzelfall. Auch der für das Verlagshaus Axel Springer SE in den 90er-Jahren errichtete Gebäudekomplex zwischen der Caffamacherreihe und der Kaiser-Wilhelm-Straße wurde von der Stadt im vergangenen Jahr erworben. Diese Immobilie wird von Herbst 2017 an vom Bezirksamt Mitte genutzt. Hier werden rund 1000 Mitarbeiter einziehen und künftig die Bezirksversammlung tagen. Zurzeit laufen bereits die Umbauarbeiten.

Sollten sich Gruner + Jahr und die Stadt nicht über einen Kaufpreis einigen können, dürfte es sicherlich zahlreiche Projektentwickler geben, die Interesse an dem Gebäude in Eins-a-Lage haben. Auch ein Abriss und zum Beispiel der Neubau von Wohnungen wäre hier möglich.

Gruner + Jahr gehört zu einem der bedeutendsten Verlagshäusern in Europa und erreicht nach eigenen Angaben mit mehr als 500 Medienaktivitäten, Magazinen und digitalen Angeboten Leser und Nutzer in mehr als 20 Ländern. In dem Verlag erscheinen unter anderem die Zeitschriften „Stern“, „Brigitte“, „Gala“, „Capital“ sowie „essen & trinken“. Im Geschäftsjahr 2015 machte Gruner + Jahr einen Umsatz von 1,55 Milliarden Euro.

Das Verlagshaus hat seinen Hauptsitz am Baumwall und wurde 1965 in Hamburg gegründet. Der Medienkonzern gehört zu 100 Prozent der Bertelsmann SE.