Hamburg . Trauer um den bekannten Bauunternehmer und Mäzen Helmut Greve, der in der Nacht zu Montag mit 94 Jahren starb.
Sie waren über sieben Jahrzehnte unzertrennlich: Helmut und Hannelore Greve. Das Ehepaar, seit 1944 verheiratet, zählte in Hamburg zu den bedeutendsten Mäzenen. Dass sie sogar gemeinsam 2005 Ehrenbürger der Hansestadt wurden, war ein gesellschaftliches Novum. „Wir haben immer alles gemeinsam besprochen und entschieden“, hatte Greve einst gesagt über sich und seine Frau gesagt. Helmut Greve starb in der Nacht zu Montag im Alter von 94 Jahren.
„Ich kenne kein Ehepaar, das so toll kooperiert“, lobte der Ehrenpräsident der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, Hermann Rauhe. Zu öffentlichen Auftritten kamen sie stets zu zweit. Er im dunklen Zwirn, sie gepflegt und edel gekleidet. Zur Großfamilie gehören drei Töchter mit Kindern und Kindeskindern. Ein besonderes Geheimnis für Greves Erfolg habe sicher in der Partnerschaft zu „seiner“ Hannelore gelegen, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD).
Helmut heiratete seine Hannelore als Jagdbomber über das Standesamt donnerten, so wird es kolportiert. In der vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Hansestadt legten die beiden los und schufen Wohnraum. „Wenn Menschen in Not sind, hat man zu helfen. So einfach ist das“, erzählte die heute 89 Jahre alte Hannelore Greve einmal rückblickend. Auf tausende Wohnungen folgten unter anderem Büros, Einkaufszentren, Ladenpassagen und Seniorenresidenzen. Auch ein Einrichtungshaus mit englischen Stilmöbeln gehörte dazu – in der City-Nord. „Er ist der kühle Rechner, ich habe mein Gefühl für Schönheit - und dass gut wird, was da entstehen soll“, resümierte Hannelore Greve.
Entstanden ist über die Jahrzehnte nicht nur die Helmut Greve Bau- und Boden-Aktiengesellschaft, die in einem Büro- und Einkaufskomplex östlich der Außenalster (Alster-City) residiert. Wenig ist öffentlich über die Finanzen des Immobilienimperiums bekannt, hanseatisch diskret ließen sie sich nicht in die Bücher blicken. Ihre Hilfsbereitschaft deutet an, dass sie ein großes Vermögen angehäuft haben. Die Rede ist von mehreren Hundert Millionen Euro. Das Ehepaar ließ rund 35 Millionen Euro in die Flügelbauten der Hamburger Universität fließen, mit 30 Millionen Euro war es beim Bau der Elbphilharmonie dabei, und 100.000 Euro gab es alle zwei Jahre für den Hamburger Wissenschaftspreis.
Die Triebfeder des Engagements erläuterte Hannelore Greve, als dem Paar die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde: „Wir haben unser Leben unverdient geschenkt bekommen. (...) Wir betrachten deshalb alles Erworbene als ein sorgfältig zu verwaltendes, auf Zeit anvertrautes Gut.“ Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft war 2005 nicht unumstritten: In der Bürgerschaft stimmten zwei Grüne dagegen, fünf enthielten sich – bei insgesamt großer Mehrheit. Die damalige Grünen-Fraktionschefin Christa Goetsch erläuterte: „Für die einen steht die Großzügigkeit der Spender im Vordergrund, die anderen vermuten als Motiv eher den Willen zur indirekten Einflussnahme.“
Mit Kritik wurden die Greves häufiger konfrontiert, Studenten bewarfen sie mit Farbbeuteln als Reaktion auf die private Spende für die staatliche Institution Hochschule. „Man muss sich abgewöhnen, darüber nachzudenken, warum einer dies tut oder der andere das. Wir haben uns nie beirren lassen“, konterte Hannelore Greve. Die Architektur von Greve-Bauten war auch nicht immer Jedermanns Geschmack. „Der Bauherr hat es an Sensibilität im Umgang mit dem Altbau fehlen lassen“, kritisierte Verleger Jürgen Hunke den Anbau an der Musikhochschule. Der Anerkennung der Stifter konnten solche Einlassungen nichts anhaben.
Das zeigen auch die Reaktionen auf den Tod des Mäzens. „Mit Helmut Greve verliert die Universität einen Ehrensenator, der – gemeinsam mit seiner Frau Hannelore – mit seinem beispiellosen Engagement das Bild unserer Universität geprägt hat“, sagte Uni-Präsident Dieter Lenzen. SPD-Fraktionschef Andreas Dressel wies Greve „einen besonderen Ehrenplatz unter den Mäzenen und Stiftern unserer Stadt“ zu. Veit nannte ihn einen Hanseaten „durch und durch“. Für Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks war Greve „ein bedeutender Hamburger, der viel für unsere Stadt und gerade auch die Wissenschaft getan hat.“ CDU-Fraktionschef André Trepoll sagte: „Helmut Greve knüpfte Zeit seines Lebens an die große Hamburger Tradition der Stifter und Mäzene an, denen Hamburg ihren Großmut nie wird angemessen danken können.“ FDP-Fraktionschefin Katja Suding versicherte: „Dieser Geist und sein Tatendrang werden Hamburg immer erhalten bleiben.“