Hamburg. Roland Hipp führt künftig die Geschäfte in der Hamburger Deutschland-Zentrale – ein Mann mit Vergangenheit.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bedankt sich bei Mitarbeitern, die seit 25 Jahren bei ihr angestellt sind, mit einer Glückwunschkarte und einer Flasche Sekt, deren Etikett ein Foto des Jubilars aus seinen Anfangsjahren zeigt. Roland Hipp hat Schaumwein und Glückwünsche am 1. April entgegengenommen. In diesen Tagen wird ihm wieder gratuliert. Am Dienstag gab Greenpeace Deutschland bekannt, der 56-Jährige werde die Gesamtgeschäftsführung zum 1. Juli übernehmen. Er folgt auf Brigitte Behrens, die 17 Jahre lang Greenpeace Deutschland leitete – nun nach Erreichen der Altersgrenze in Ruhestand geht.

Hipp weiß ziemlich genau, was als künftiger Chef von gut 250 festangestellten Mitarbeitern und in der Greenpeace-Zentrale an der Hongkongstraße in der HafenCity auf ihn zukommt. Er gehört schon seit 14 Jahren zur Geschäftsführung, zeichnete bislang für die Kampagnen der Organisation verantwortlich. Von Freitag an für die gesamte Arbeit einer der einflussreichsten Umweltorganisationen in Deutschland.

„Als ich zu Greenpeace kam, war mein Wunsch, einmal eine Aktion zu leiten. Ich hatte nie das Ziel Geschäftsführer zu werden, es hat sich so ergeben. Aber ich bin stolz darauf, diesen ganz tollen Job zu haben“, sagt Hipp. Die Zeiten, als er im Wendland versuchte, Atommülltransporte zu stoppen oder ausgelaufenen Schiffsdiesel aus den Frachträumen des vor Amrum gestrandeten Holzfrachters „Pallas“ schöpfte, liegen schon einige Jahre zurück. Auf Geschäftsführerebene findet auch Umweltschutz nicht selten in Konferenzen statt. Für Hipp künftig noch häufiger als jetzt schon.

Berührungsängste mit Firmen kennt Hipp nicht

Als der Mann von der Schwäbischen Alb, der sich auch nach mehr als zwei Jahrzehnten im Norden seinen Dialekt erhalten hat, Anfang der 1980er-Jahre als Ehrenamtlicher bei Greenpeace in Stuttgart begann, waren die Probleme noch einfacher aufzuzeigen. „Es gibt heute nicht mehr die spektakulären Bilder von Umweltverschmutzung wie damals etwa von der Dünnsäureverklappung. Wir stehen heute viel stärker vor der Frage: Wie stelle ich Umweltverschmutzung dar? Etwa die Pestizidbelastung eines Apfels. Es ist ja schwer, sich an einem Apfel festzuketten.“

Klimaschutz und Biodiversität, den Erhalt der Artenvielfalt, haben die Greenpeace-Länderorganisationen zu den wichtigsten Themen der nächsten Jahre erklärt. Hipp hat klare Vorstellungen, welche Rolle die deutsche Sektion – mit 580.000 Förderern und 58 Millionen Euro Spendenaufkommen im Jahr eine der großen Landesorganisationen – dabei spielen wird: „Greenpeace Deutschland wird sich noch stärker in internationale Kampagnen einbringen. Wir wollen mehr Menschen vom Umweltbewusstsein zum Umwelthandeln bringen, mehr Menschen aktivieren, sich an Kampagnen zu beteiligen.“

Berührungsängste mit Firmen kennt Hipp nicht: „Wir haben schon immer auch mit Unternehmen gesprochen. Aber weil wir größer und einflussreicher geworden sind, wird sicher mehr auf uns gehört. Als wir unsere Kampagne für giftfreie Produktion von Kleidung gestartet haben, sind Firmen von sich aus auf uns zugekommen.“ An einer Landwirtschaft ohne Pestizideinsatz hat der seit Kurzem verheiratete Vater einer knapp neun Monate alten Tochter auch ein ganz persönliches Interesse. Daheim bei Bad Oldesloe hält der Hobby-Imker Hipp mehrere Dutzend Bienenvölker.