Hamburg. Ex-Mieter der Riverkasematten wegen Betrugs angeklagt. Der Immobilienunternehmer Klausmartin Kretschmer sagt als Zeuge gegen sie aus.

Viele schillernde Persönlichkeiten sind am Donnerstag im Amtsgericht am Sievekingplatz aufeinandergetroffen: Die einstigen Szenegastronomen Behrous und Bahman Moaiyeri, die unter anderem die Restaurants Riverkasematten am Fischmarkt, Turnhalle an der Langen Reihe und das Raven am Mittelweg betrieben hatten. Die Brüder sind angeklagt wegen Urkundenfälschung sowie wegen Betrugs und versuchten Betrugs.

Der selbst ernannte Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer, der Straf­anzeige gegen die Brüder erstattet hatte, brachte die Ermittlungen ins Rollen. Seit 2014 ist der Kaufmann insolvent und abgetaucht, erschien aber bei der Gerichtsverhandlung als Zeuge. Außerdem war seine Ex-Frau Dagmar Tamara als Zeugin geladen.

Die Riverkasematten stehen im Zentrum des Prozesses

Im Mittelpunkt standen die Riverkasematten an der Straße St. Pauli Fischmarkt. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex gehörte Kretschmer. Die Brüder Moaiyeri hatten diese gemietet und im Juli 2005 ein Restaurant gehobener Preisklasse eröffnet. Das Lokal ist inzwischen geschlossen.

Nach Abendblatt-Informationen wurde die Immobilie in diesem Jahr verkauft. Das bestätigte Kretschmers Insolvenzverwalter Nils G. Weiland. Am Donnerstag stand vor Gericht eine angebliche Mietkaution in Höhe von 30.000 Euro für die Riverkasematten im Mittelpunkt, die die Brüder Moaiyeri an Kretschmer in bar übergeben haben wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern Urkundenfälschung und versuchten Betrug vor – der Vorwurf des Betrugs in einem Zivilprozess wird erst an einem der weiteren Verhandlungstage Thema sein.

Die Moaiyeris sollen im Juni 2013 Kretschmer wahrheitswidrig mitgeteilt haben, die für das Restaurant geschuldete Kaution sei bereits im Januar 2004 gezahlt worden. Zum Beleg dieser Zahlung sollen sie Kretschmer eine gefälschte Quittung übersandt haben, auf der dessen damalige Ehefrau Dagmar Tamara den Erhalt des Betrages angeblich bestätigt habe. Dazu gibt es unterschiedliche Versionen, die am Donnerstag vorgetragen wurden: Bahman und Behrous Moaiyeri behaupten, sie hätten im Mai 2005 (warum zunächst vom Januar 2004 die Rede war, konnte am Donnerstag nicht mehr geklärt werden) einen weißen Umschlag mit 30.000 Euro in bar an Klausmartin Kretschmer übergeben.

Die Übergabe soll im damaligen Anwesen von Behrous Moaiyeri an der Elbchaussee erfolgt sein: „Mein Bruder und ich haben Herrn Kretschmer das Geld ausgehändigt, und er hat die 500-Euro-Scheine vor Ort gezählt. Meine Frau kann das auch bezeugen“, berichtete Behrous Moaiyeri.

Angebliche Übergabe von 30.000 Euro sei nie passiert

Diese Version schilderte auch sein Bruder Bahman. Beide versicherten, dass Kretschmer ihnen dann eine Quittung über den Erhalt der 30.000 Euro überreicht habe. Diese trug vermeintlich die Unterschrift seiner Ex-Frau Dagmar Tamara, ist aber offensichtlich gefälscht: „Das ist nicht meine Unterschrift, ich war zu dieser Zeit zum Meditieren in Asien. 30.000 Euro in bar hätte ich gut gebrauchen können, habe ich aber nie bekommen“, sagte die 49-Jährige, die als Beruf Heilerin angibt und inzwischen in Tutzing am Starnberger See lebt. Sie habe in Asien und Indien mehrere Jahre verbracht, in Klöstern und einer Höhle gelebt, sagte sie vor Gericht. Immerhin war Dagmar Tamara offiziell die Vermieterin der Riverkasematten. „Ich habe mich aber nie für die Geschäfte interessiert, und der Gedanke an Geld bereitet mir Kopfschmerzen. Klausmartin hat sich um alles gekümmert“, sagte sie.

Eigentlich, so stand es auch im Mietvertrag, sollte die Mietkaution durch eine Bankbürgschaft gestellt werden. „Warum dann das Bargeld?“, wollte die Richterin wissen: „Damals hatte Herr Kretschmer finanzielle Schwierigkeiten, die Firmen auf der Riverkasemattenbaustelle hatten sogar mit Baustopp gedroht. Deshalb hat er uns gebeten, die Kaution zunächst in bar zu bezahlen“, so Bahman Moaiyeri.

Dann trat Klausmartin Kretschmer in den Zeugenstand. Früher trug der 58-Jährige Seidenschals und feine Anzüge. Als Zeuge vor Gericht erschien er lässig mit Dreitagebart. Das weiße Hemd hing aus der schwarzen Hose. Er habe nie 30.000 Euro in bar als Mietkaution von den Moaiyeris erhalten, sagte er. Dieses Treffen im Mai 2005 an der Elbchaussee habe es nicht gegeben, gab Klausmartin Kretschmer zu Protokoll. Dementsprechend habe er auch nie diese Quittung an die Brüder überreicht.

Der Prozess wird fortgesetzt.