Hamburg. Erkan U., der ehemalige Boss der Mongols, gibt sich im Prozess vor dem Amtsgericht geläutert: Er habe sein Leben “selbst zerstört“.

Zum Schluss ist so gar nichts mehr übrig von dem knallharten Kerl. Dem Typen, der eine Zeit lang die Rockergruppe Mongols anführte, der sich martialisch und extra finster präsentierte. Jetzt, zum Ende seines Strafprozesses, gibt sich Erkan U. geläutert.

Sein Fehler sei gewesen, dass er sich selber zum Präsidenten der Mongols gemacht habe. „Ich habe vorher ein richtiges Leben gehabt, das habe ich selbst zerstört“, so der 37-Jährige in seinen letzten Worten. „Ich habe mit der Kettensäge an meinem eigenen Baum gesägt.“ Es ist seine fantasievolle Umschreibung dessen, was das Schöffengericht jetzt strafrechtlich bewertet hat: Es verhängt zweieinhalb Jahre Haft gegen Erkan U. wegen unerlaubten Besitzes von Waffen sowie wegen Drogenbesitzes.

Noch auf dem Gerichtsflur umarmt der Ex-Rocker seine Mutter

Die Kammer ist überzeugt, dass Pistolen und Munition, die bei drei Durchsuchungen unter anderem auf dem Balkon und auf einer Sofalehne in der Wohnung des 37-Jährigen gefunden und sichergestellt wurden, tatsächlich Erkan U. gehörten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Doch Erkan U. wird unter Auflagen aus der Untersuchungshaft, in der er bisher gesessen hat, entlassen und verlässt den Gerichtssaal als freier Mann. Noch auf dem Gerichtsflur umarmt er als Erstes seine Mutter.

Der frühere Präsident der Mongols, die einst versucht hatten, den Hells Angels Konkurrenz zu machen, sich aber mittlerweile aufgelöst haben, hatte behauptet, dass die Pistolen nicht seine seien, sondern Bekannten von ihm gehörten. In einem Fall habe er die Waffe nur für eine Nacht bei sich aufbewahrt, auch weil er sich unter anderem wegen eines Bombenanschlags auf seinen Lamborghini als sehr gefährdet ansah. Auch von dem Kokain, das in seiner Wohnung gefunden wurde, habe nur ein kleiner Teil ihm gehört.

Die Vorstrafen des 37-Jährigen wirkten strafverschärfend

Das Gericht wertete diese Erklärung als „Schutzbehauptung“. Die Richter seien überzeugt, dass der Angeklagte „als Mongols-Präsident und Waffennarr“ die Pistolen besessen habe. Erkan U.s „massive Affinität zu Waffen“ sei auch daran zu erkennen, dass er für etliche Fotos, die auf seinem Handy gefunden wurden, unter anderem mit Pistolen posierte. Wenn er sich dafür mit Fotocollagen aus dem Internet begnügt hätte, „hätte er sich damit zur Lachnummer gemacht“, sagt der Richter.

Strafverschärfend wertete die Kammer unter anderem die Vorstrafen des 37-Jährigen. Zu seinen Gunsten wurde gewertet, dass er in einer „Gefährdungssituation“ gewesen sei, weil er sich als „Präsident der Mongols mit den Hells Angels angelegt“ habe, und die seien nicht ungefährlich. Allerdings sei eine geringere Strafe als die zweieinhalb Jahre nicht zu verantworten, so der Richter. „Es ist eine Gefahr für die Allgemeinheit, wenn koksende Rocker“ mit einer scharfen Waffe unterwegs seien.