Altstadt. Umweltsenator Jens Kerstan erwartet rasche Einigung. 20.000 Radfahrer nahmen am Sonntag an der Sternfahrt durch Hamburg teil.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hofft, dass noch vor der Sommerpause im Juli Senat und Bezirk das geplante „Bündnis für den Radverkehr“ unterschreiben. Der Entwurf sei in den Schlussberatungen bei den Bezirken, sagte der Politiker am Sonntag am Rande der 21. Fahrradsternfahrt, an der er von Wandsbek aus teilgenommen hatte. Er hoffe durch das Bündnis auf mehr „Verbindlichkeit“ beim Ausbau Hamburgs zur Fahrradstadt.
Im Kern geht es in dem Bündnis darum, bis 2020 insgesamt 14 Velorouten mit einem Streckennetz von rund 280 Kilometer zu schaffen. Zudem sollen jährlich 50 Kilometer Radwege als Extraspur auf die Straße verlagert werden. Daneben sollen die Parkmöglichkeiten für Fahrräder und der Winterdienst für Radwege verbessert werden. Im Haushaltsentwurf für 2017 und 2018 sind zusätzlich 33 Millionen Euro dafür vorgesehen.
Zuvor hatten in der Hansestadt rund 20.000 Radfahrer an der 21. Fahrradsternfahrt teilgenommen. Die Teilnehmer waren am Morgen von 70 Punkten aus gestartet und kamen am Nachmittag zur Abschlussveranstaltung auf dem Rathausmarkt zusammen. Die Organisatoren der Veranstaltung unter dem Motto „Rad fahren – Klima schützen“ hatten eigentlich mit bis zu 30.000 Teilnehmern gerechnet. „Vermutlich sind die Leute wegen des schlechten Wetters zu Hause geblieben“, sagte Uwe Jancke vom Veranstalterverein „Mobil ohne Auto Nord“. Allerdings war das Wetter den Sonntag über weitgehend trocken und warm.
Autoverkehr wurde kaum behindert
Der Verein sei trotz der geringen Beteiligung mit der Veranstaltung zufrieden, so Jancke. „Wir haben eine Bombenstimmung – selbst die Autofahrer winken uns zu.“ Auch Kerstan zeigte sich zufrieden. „Es ist ein gutes Zeichen, dass man nicht nur mit Motorradfahrern aus Anlass des Motorradgottesdienstes, sondern auch mit Radfahrern einen großen Platz füllen kann.“
Der Autoverkehr wurde nach Angaben der Verkehrsleitzentrale durch die Fahrradsternfahrt kaum behindert. „Die Radfahrer waren fix unterwegs“, sagte ein Sprecher. „Stau gab es praktisch gar nicht.“ Die Sternfahrt findet einmal im Jahr statt, um ein Zeichen für die Verkehrsgestaltung pro Umwelt und pro Fahrrad zu setzen. Sie greift das von der rot-grünen Koalition vereinbarte Ziel auf, Hamburg nachhaltig zu einer Fahrradstadt zu entwickeln.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hält ein „Bündnis für den Radverkehr“ für unverzichtbar. „Sollte das scheitern (...), dann ist Radverkehrsförderung fast so tot wie die Sportstadt Hamburg nach dem Olympia-Aus“, hieß es in einer Erklärung.
Kerstan verwies auf die enorme Zunahme des Radverkehrs in den vergangenen Jahren. Auch in breiteren politischen Kreisen sei das Verständnis für die Radfahrer gewachsen. „Niemand kann mehr vernünftig erklären, dass innerhalb der Stadt die gestiegenen Anforderungen an die Mobilität allein durch den Autoverkehr zu bewältigen sind.“