Hamburg. Was man wissen sollte: Kosten, Handelsplätze, Limits – und welche Hamburger Firmen zuverlässig Dividende zahlen.

Die Zinsen tendieren gegen null. Selbst Strafgebühren für Erspartes in Form negativer Zinsen schließt Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon nicht mehr aus. Das zwingt immer mehr Anleger, sich neu zu orientieren. Wer Rendite für sein angelegtes Geld will, der kommt an Aktien nicht vorbei. „Wir raten unseren Kunden seit Jahren, am Börsenaufschwung zu partizipieren“, sagt Stefanie von Carlsburg, Sprecherin der Hamburger Sparkasse (Haspa). Aktien seien nicht zuletzt wegen ihrer Dividende eine attraktive Anlagealternative. Viele Experten rechnen damit, dass der Deutsche Aktienindex (DAX) bis Ende des Jahres rund 12.000 Punkte erreicht. Das wäre vom gegenwärtigen Stand ein Plus von 22 Prozent. Doch wer erstmalig Aktien kauft, wird mit einer Fülle von Begriffen konfrontiert: Order, Limit, Börsenplatz, Handelsgebühren. Wie funktioniert der Aktienkauf? Was muss ich beachten? Welche Kosten entstehen? Der Aktienkauf ist etwas komplizierter als eine Festgeldanlage. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.


Wo und wie kann ich Aktien kaufen?

Der Auftrag, also die Order zum Aktienkauf, wird über eine Bank erteilt. Vorher müssen die Kunden über die Risiken des Wertpapierkaufs aufgeklärt werden. Wer Aktien kaufen will, benötigt ein Depot, in dem die Aktien verbucht werden. Der Kunde nennt Anzahl und Namen der Aktien. Um Verwechslungen auszuschließen, hat jede Aktie eine zwölfstellige Buchstaben-Zahlen-Kombination, die sogenannte ISIN (International Securities Identification Number). Die Order kann in der Filiale, telefonisch oder online erteilt werden, was aber meist zu unterschiedlichen Kosten führt. Der Käufer kann ein Limit für den Kurs der Aktie setzen und den Handelsplatz vorgeben.

Was ist ein Limit?
Die Aktien werden an den meisten Börsen zwischen 9 Uhr und 17.30 Uhr gehandelt. Die Kurse, also die Preise der Aktien, ändern sich im Sekundentakt. Ein Limit gilt für einen bestimmten Zeitraum, etwa nur an einem Tag oder bis zum Ende des Monats. Der Kauf wird nur ausgeführt, wenn der Kurs der zu kaufenden Aktie gleich oder kleiner als das Limit ist. Eine unlimitierte Aktie wird „billigst“ gekauft, das heißt zum nächsten handelbaren Kurs. Limits sind vor allem empfehlenswert, wenn die Aktie nicht sehr liquide ist, also nur wenige Stücke gehandelt werden.


Welche Handelsplätze gibt es?
Die Kunden müssen bei der Orderauf­gabe auch über den Handelsplatz entscheiden. „Die Order kann aber bei uns auch via ,Best Execution‘ erfolgen“, sagt Ralf Palm von der Postbank. Dann sucht das Handelssystem automatisch den günstigsten Handelsplatz. Viele Banken leiten die Aktienaufträge an die Frankfurter Börse oder das elektronische Handelssystem Xetra. Bei Xetra werden die Aufträge vollautomatisch ohne Beteiligung eines Börsenmaklers von 9 bis 17.30 Uhr ausgeführt. Das kann dazu führen, dass eine Order in mehreren Teilaufträgen ausgeführt wird, was zu höheren Kosten führt. „Zu Xetra raten wir nur bei großen Orders über 100.000 Euro oder mehr“, sagt Sönke Niefünd von der Otto M. Schröder Bank. Die Tradegate Exchange ist eine auf die Ausführung von Privatanleger-Orders spezialisierte Wertpapierbörse, an der von 8 bis 22 Uhr gehandelt werden kann. Alle handelbaren Wertpapiere werden von Spezialisten betreut, die zu jeder Zeit verbindliche Preise stellen und für ausreichend Liquidität sorgen. Die Aufträge werden grundsätzlich sofort und vollständig ausgeführt. Auch die Regionalbörsen wie Hamburg oder Stuttgart sind für Privatanleger eine gute Alternative zu Xetra und Frankfurt.

Welche Vorteile bietet die
Hamburger Börse für Privatanleger?
An der Hamburger Börse werden fast 1300 Aktien von 8 bis 20 Uhr gehandelt. Darunter sind praktisch alle namhaften Aktien von Unternehmen aus Deutschland, Europa und dem übrigen Ausland. Die Börse Hamburg verzichtet auf die Maklercourtage. Das gilt für Aktien aus vielen Aktienindizes wie DAX, MDAX, EuroStoxx 50 und Dow Jones. Außerdem gibt es das Referenzmarktprinzip. Die Orders werden damit in Hamburg genauso gut und genauso schnell wie am Referenzmarkt ausgeführt, also etwa im Xetra-System oder der New Yorker Börse. „Damit können die Anleger die Aktien bei uns mindestens genauso günstig wie an anderen Börsenplätzen kaufen“, sagt Martin Braun von der Börse Hamburg. „Als hanseatische Privatbank nutzen wir gerne für die Anleger die Vorteile der Hamburger Börse“, sagt Sönke Niefünd von der Otto M. Schröder Bank. Auch für die Haspa ist die Hamburger Börse der bevorzugte Handelsplatz.

Wie werden die Kosten für
einen Aktienkauf berechnet?

Der Preis richtet sich nach dem Handelsplatz, der Art der Auftragserteilung (online oder Filiale), dem Volumen des Auftrags und den Gebühren der Bank. Preisvergleiche können daher sehr kompliziert werden. Elektronische Handelssysteme wie Xetra oder Tradegate Exchange verlangen keine Courtage, aber auch die Hamburger Börse verzichtet für Privatanleger auf diese Gebühr, wenn bestimmte wertmäßige Auftragshöhen nicht überschritten werden. Die börsenplatzabhängigen Entgelte liegen zwischen 1,50 Euro und 2,50 Euro pro Auftrag.

Was heißt das für den Kauf
einer DAX-Aktie für 5000 Euro?

Bei der Direktbank Comdirect kostet die Order inklusive aller Gebühren 18,90 Euro, die Postbank verlangt 16,28 Euro, wenn über Xetra gehandelt wird. Wird der Auftrag bei der Postbank in der Filiale erteilt, kommt eine Zusatz­gebühr von 13 Euro hinzu. Comdirect verlangt bei Auftragserteilung über einen Kundenbetreuer 14,90 Euro zusätzlich. Bei der Haspa kostet eine solche Order 50 Euro per Auftragserteilung in der Filiale oder 25 Euro per Onlinebanking. Die Handelsentgelte kommen noch hinzu.

Wie viel kostet ein Aktiendepot?
Die Kosten richten sich nach der Summe der Wertpapiere. Bei einem Gesamtwert von 30.000 Euro sind das bei der Commerzbank jährlich 58,50 Euro, bei der Haspa 45,00 Euro und bei der Postbank nur 18,84 Euro. Die ING Diba erhebt grundsätzlich keine Depotgebühren. Bei Comdirect ist die Gebührenfreiheit an bestimmte Bedingungen wie ein Girokonto geknüpft. Sonst kostet das Depot mit 30.000 Euro 23,40 Euro im Jahr.

Was bringt die Dividende?
„Die Dividende ist der neue Zins“, sagen Experten. Die meisten Aktiengesellschaften zahlen einmal im Jahr eine Dividende. Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Division der Dividende durch den aktuellen Aktienkurs multipliziert mit 100. Sie gibt die Verzinsung des investierten Aktienkapitals je Aktie in Prozent an. „Anleger sollten allerdings nicht nur auf die Dividenden­rendite achten“, sagt Christian Röhl von der Researchplattform Dividenden Adel. Wichtiger sei, wie kontinuierlich die Dividende gezahlt werde, und seit wie viel Jahren sie nicht mehr gesenkt wurde.

Exklusiv für das Abendblatt hat Röhl mit diesen Kriterien Hamburger Aktien untersucht und die 15 sichersten Dividendenzahler ermittelt. Allerdings: Kontinuität allein reicht auch nicht, wie das Beispiel Beiersdorf zeigt. „Die Dividendenrendite ist mit 0,8 Prozent nicht attraktiv“, sagt Röhl. Wesentlich besser aufgestellt ist Fielmann mit einer Rendite von 2,7 Prozent. „Das Unternehmen hat elfmal in Folge die Dividende erhöht und gehört in dieser Disziplin zu den Top zehn des gesamten deutschen Aktienmarkts“, sagt Röhl.

Wer bekommt die Dividende?
Wer deutsche Aktien am Tag der Hauptversammlung besitzt, erhält die volle Dividende. Anders als bei Zinsen festverzinslicher Wertpapiere spielt es keine Rolle, wie lange man vorher die Aktie besessen hat. Die Dividende wird am ersten Werktag nach der Hauptversammlung überwiesen. Dann wird die Aktie auch mit einem Dividenden­abschlag an der Börse gehandelt. Je nach Marktlage kann sich eine Aktie vom Dividendenabschlag rasch erholen – oder weiter an Wert verlieren. Es kann also eine Zeit dauern, bis der Kurs die Ausschüttung wieder ausgeglichen hat.