Hamburg. Geschäftsführung: Boni richten sich nach Qualität, nicht nach Menge oder teuren Operationen. Vorwürfe gegen Ärztechef Montgomery.
Der Hamburger Asklepios Konzern wehrt sich gegen die Kritik, leitende Ärzte müssten sich wirtschaftlichen Interessen unterordnen. Es gebe „auffällig“ viele Vorwürfe derzeit gegen den Klinikbetreiber, die aber jeder Grundlage entbehrten, sagte der Vorsitzende der Hamburger Konzerngeschäftsführung, Dr. Thomas Wolfram. Von einer „Verschwörung“ gegen Asklepios wolle er nicht sprechen. Es hätten sich aber seit Anfang des Jahres und dann zum Ärztetag in Hamburg die Stimmen gemehrt, die das Unternehmen schlechtredeten.
Damit spielte Wolfram auf den Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands an. Dessen Präsident Prof. Hans Fred Weiser hatte im Abendblatt gesagt, Ärzte müssten bereit sein, Kante zu zeigen und auch mal einen Vertrag ablehnen. Ohne Asklepios beim Namen zu nennen, sagte Weiser, es gebe Fehlanreize in den Verträgen von Chefärzten. Er verstehe, dass alle Kliniken unter großem Druck ständen. "Selbstverständlich müssen auch Krankenhausärzte wirtschaftlich handeln. Aber es darf eben keine Boni für Stückzahlen geben." Weiser sprach von den schlimmen Praktiken eines "großen privaten Hamburger Klinikbetreibers".
Montgomery: Hire-and-fire-Mentalität
In diese Richtung zielten auch Aussagen des Bundesärztekammer-Präsidenten Prof. Frank Ulrich Montgomery. Er sprach von einer "Hire-and-fire-Mentalität" bei Asklepios. Dieser fielen Chefärzte und auch Krankenhausmanager schnell zum Opfer. "So wie bei Asklepios kann man nicht mit Ärzten umgehen."
Dagegen wehren sich die versammelten Asklepios-Chefärzte nun. Dr. Lars Marquardt, der stellvertretende Ärztliche Direktor in Wandsbek sprach von „Wettbewerbsverzerrung“, wenn Montgomery andere Ärzte warne, Verträge bei Asklepios zu unterschreiben. In den Verträgen beachte man natürlich die Richtlinien der Bundesärztekammer. Die Fluktuation sei bei Asklepios geringer als in anderen Kliniken.
Chefärzte bei Asklepios wehren sich
Asklepios-Geschäftsführer Wolfram sagte, Zielvereinbarungen für Ärzte würden sich an der Qualität der Behandlung ausrichten und nicht an besonders vielen oder teuren Operationen. Er warf Montgomery vor, seine Position als Standesvertreter auszunutzen. Man prüfe "in alle Richtungen", ob man gegen die Vorwürfe vorgehen kann.
Gleichzeitig übte er versteckte Kritik am UKE, wo Montgomery noch in Teilzeit arbeitet. „Das UKE hat sicher auch Interesse an einer kollegialen Partnerschaft.“ Hintergrund ist zum einen die Zusammenarbeit des privaten und des öffentlichen Trägers in der Krankenhausgesellschaft und im Arbeitgeberverband. Zum anderen buhlen die großen Krankenhäuser um die besten Ärzte.