Hamburg. Der Patient hatte eine Vollnarkose beim Zahnarzt verlangt. Staatsanwalt ordnet eine Obduktion an, um die Todesursache zu klären.
Aus bisher ungeklärten Gründen ist ein 18-Jähriger während einer Vollnarkose für eine Zahnbehandlung in einer Hamburger Praxis im Bezirk Altona verstorben. Wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage mitteilte, laufe derzeit ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren. „Dieses richtet sich jedoch nicht gegen eine bestimmte Person, sondern dient ausschließlich der Ermittlung der Todesursache“, so Oberstaatsanwalt Carsten Rinio.
Der 18-Jährige soll am vergangenen Freitag nach Komplikationen in der Zahnarztpraxis in die Asklepios Klinik in Altona gebracht worden sein, wo der Tod festgestellt wurde. Schon in der Praxis und während des Transports wurde versucht, ihn zu reanimieren. Am gestrigen Montag sei eine Sektion, also eine Leichenöffnung, beantragt worden. Diese sei für Dienstag geplant. „Noch ist allerdings unklar, ob ein Anfangsverdacht besteht“, so Rinio weiter.
Laut Ärztin zunächst keine Komplikationen
Wie die behandelnde Zahnärztin dem Abendblatt mitteilte, habe es sich um eine Wurzelbehandlung mit mehreren Füllungen gehandelt.
Die Vollnarkose habe der Patient ausdrücklich verlangt. Sie sei jedoch eher unüblich bei Behandlungen dieser Art. Weiter teilte sie mit, dass mit der Behandlung zwischen 8 und 8.30 Uhr begonnen wurde und dass diese mehrere Stunden angedauert habe. Auch die Narkose im Anschluss habe noch stundenlang gewirkt. Laut Angaben der Ärztin sei daran erst einmal nichts ungewöhnlich. Als es am späten Nachmittag zu Komplikationen gekommen sei, habe man umgehend einen Rettungswagen alarmiert. Bis dahin sei „alles ganz normal“ verlaufen.
„Dieser tragische Todesfall hat sicher nichts mit der Zahnbehandlung zu tun, sondern muss mit der Narkose zusammenhängen“, sagte die Ärztin weiter. Sie versicherte außerdem, dass ein erfahrener Anästhesist im Einsatz war und dass die Vitalfunktionen die gesamte Zeit über überwacht worden seien. Sie gehe davon aus, dass der junge Mann ein gesundheitliches Problem hatte, das den Ärzten nicht bekannt war und das zu den Komplikationen geführt habe. „Wir trauern mit der Familie“, sagte die Ärztin mit hörbar ergriffener Stimme.
Möglicherweise gab es kein EKG-Monitoring
Dem Abendblatt liegen darüber hinaus Informationen vor, die viele Fragen aufwerfen. Demnach sollen zwischen der eingeleiteten Narkose und der Alarmierung des Rettungswagens rund zehn Stunden gelegen haben. Der Rettungswagen soll nach Kenntnis des Abendblatts erst nach 18 Uhr gerufen worden sein – also später als von der Ärztin angegeben. Weiter liegen Hinweise darauf vor, dass kein EKG-Monitoring stattgefunden habe und die anwesenden Einsatzkräfte bereits eine beginnende Leichenstarre festgestellt hätten, als sie versuchten, ihn zu reanimieren. Deshalb hätten die Einsatzkräfte zunächst die Polizei informiert.
Der Dienstgruppenleiter habe dann den Kriminaldauerdienst informiert, der die Ermittlungen aufgenommen habe. Die letzten Angaben konnten bisher noch nicht bestätigt werden. Mit ersten Erkenntnissen von den Untersuchungen der Leiche rechnet die Hamburger Staatsanwaltschaft im Laufe des heutigen Dienstags. Bis dahin kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein tragisches Unglück handelt.