Hamburg. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf begrüßt die Reform, das Altonaer Kinderkrankenhaus dagegen ist in Sorge.

Krankenschwester, Altenpfleger und Kinderkrankenschwester sind für viele immer noch Traumberufe. Derzeit gibt es in Hamburg etwa 3000 junge Menschen, die eine dreijährige Ausbildung in der Pflege absolvieren, rund 1900 in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und 1065 in der Altenpflege. Geht es nach der Bundesregierung, soll es mit dieser Aufteilung der Ausbildungsgänge bald vorbei sein. Sie hat einen Gesetzentwurf zur Reform der Pflegeberufe auf den Weg gebracht, in dem unter anderem vorgesehen ist, die Ausbildung der drei Berufe zu einer generalisierten Pflegeausbildung zusammenzulegen. Am heutigen Montag ist im Bundestag eine Anhörung zu dem Gesetzentwurf geplant.

In Hamburg wird eine generalisierte Ausbildung schon seit 2003 an der Albertinen-Schule in einem Modell mit 180 Ausbildungsplätzen angeboten – mit guten Ergebnissen. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass generalisiert ausgebildete Pflegekräfte „be­­son­ders flexibel einsetzbar sind, sehr schnell die Besonderheiten neuer Pflegebe­reiche erkennen und durch ihren breiten Blick Pflegenotwendigkeiten umfassend wahrnehmen können, so die Rückmeldungen aus den Betrieben“, sagt Schulleiterin Karin Schiller.

Bedarf an Pflegern wird laut Senatorin wachsen

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) befürwortet die Pläne der Bundesregierung: „Es gibt schon heute großen Bedarf an qualifizierten Pflegekräften, und dieser Bedarf wird in Zukunft weiter wachsen.“

Auch im UKE sieht man die Reform positiv: „Ich bin ein großer Befürworter der generalisierten Ausbildung, sie wird in anderen Ländern seit vielen Jahren mit großem Erfolg praktiziert. Bei der Vielfalt von Arbeitsbereichen in der Pflege – von der Palliativstation bis zum OP – ist es verständlich, dass Auszubildende nach drei Jahren nicht alle Bereiche in kürzester Zeit ausfüllen können. Erfolgt jedoch anschließend eine strukturierte Spezialisierung, profitieren alle Beteiligten und Bereiche davon“, sagt Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement und UKE-Vorstand.

Krankenhausgesellschaft ist gegen die Reform

Die Kritiker befürchten, dass bei dieser Ausbildung Qualität und Attraktivität auf der Strecke bleiben. Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) hat dazu eine klare Position: „Wir glauben, dass mit der Zusammenlegung der Ausbildungsgänge die Ziele, Qualität und Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen, nicht erreicht werden. Viele, die eine solche Ausbildung beginnen, haben sich schon vorher entschieden, in welchem Pflegebereich sie später gerne arbeiten wollen. Mit einer generalisierten Ausbildung werden sie gezwungen, sich in Bereiche einzuarbeiten, die sie in ihrem späteren Beruf nicht mehr brauchen. Das macht die Ausbildung eher unattraktiver“, sagt Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der HKG. Zu bedenken sei, dass es in den Krankenhäusern einen Trend zu immer stärkerer Spezialisierung gebe. „Die Generalisierung der Pflegeausbildung läuft dem komplett entgegen. Aber auch in der Pflege brauchen wir Spezialisten“, sagt Brase.

Kinderkrankenhaus sieht seine Arbeit bedroht

Als Kompromiss schlägt die HKG ein gemeinsames erstes Ausbildungsjahr vor, in dem Fächer wie Anatomie oder Arzneimittelkunde unterrichtet werden, und vom zweiten Ausbildungsjahr an die drei Ausbildungsgänge getrennt anzubieten. Auch die kommissarische Pflegedirektorin des Altonaer Kinderkrankenhauses (AKK), Stefanie Scheffler, befürchtet einen Qualitätsverlust der Ausbildung: „Nach dem neuen Gesetz wird es während der Ausbildung deutlich weniger Einsatzzeiten in der Kinderkrankenpflege geben, sodass der Wissensstand, den wir in der Kinderkrankenpflege brauchen, nicht zu halten ist.“ Dies bedeute, dass die Mitarbeiter nach der Ausbildung auf Kosten der Arbeitgeber weitergebildet werden müssten, damit sie das nötige Wissen und die Kompetenzen hätten. „Wir befürchten auch, dass sich nicht mehr so viele junge Menschen für die generalisierte Ausbildung entscheiden werden, weil sie nicht nur in der Kinderkrankenpflege, sondern auch in den anderen Pflegebereichen ausgebildet werden“, sagt Scheffler. Sie sieht in der neuen Ausbildung auch eine Bedrohung für die Arbeit des AKK.

Für die Hamburgische Pflege­gesellschaft gibt es noch viele Details zu klären. „Alle Pflegeverbände sind sich einig, dass noch viele Fragen offen sind, zum Beispiel, wie die praktische Ausbildung aussieht, weil die Auszubildenden weniger in den eigenen Betrieben ausgebildet werden als bisher“, sagt Geschäftsführer Martin Sielaff.