Hamburg. In Hamburg zehnmal so viele Waffenscheine beantragt wie im ganzen Jahr 2015. Innenbehörde: Kein Zusammenhang zu sexuellen Übergriffen.

Haben die sexuellen Übergriffe an Silvester in Hamburg zu einer größeren Bereitschaft zum Waffentragen geführt? Wie NDR Info und NDR 2 berichten, soll die Zahl der "Kleinen Waffenscheine" für Schreckschuss- und Gasdruckpistolen seit Jahresbeginn in allen norddeutschen Ländern sprunghaft angestiegen sein. Das geht laut NDR aus Zahlen der Innenministerien und Polizeibehörden in Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hervor.

So liege der Zuwachs in Hamburg bei 17,8 Prozent, in Niedersachsen bei 29, in Schleswig-Holstein bei 23 und in Mecklenburg-Vorpommern bei fast 9 Prozent. In Hamburg habe die Polizei von Januar bis März dieses Jahres mehr als 800 Genehmigungen für Schreckschuss- und Gaspistolen für den Außer-Haus-Gebrauch neu ausgestellt, zehnmal so viele wie im gesamten Jahr 2015. In Schleswig-Holstein habe sich der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Rund 2300 neue Kleine Waffenscheine seien dort von Januar bis März ausgestellt worden.

Pfefferspray wird stark nachgefragt

Händler und der Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenhändler (VDB) sprächen derzeit von einem „Run“ auf Pfeffersprays. Der renommierte Psychiater Borwin Bandelow (Göttingen) sagte dem NDR: "Wenn eine neue Gefahr droht, die als unbeherrschbar und neu erscheint, dann ist die Angst der Menschen sehr viel größer als vor bekannten Gefahren. Dann kommt es zu Überreaktionen." Die Innenbehörde in Hamburg sieht keinen Zusammenhang zu den Übergriffen an Silvester. Sprecher Frank Reschreiter erklärte dem NDR: "Der Zeitraum ist zu kurz, um eine vernünftige Aussage dazu zu machen. Die Innenbehörde beobachtet diese Entwicklung aber. Es ist schwierig, etwas über die Motive zu sagen, weil beim Kleinen Waffenschein kein Bedürfnis nachgewiesen muss."

Hamburg: Erster Prozess wegen sexueller Übergriffe

An diesem Donnerstag muss sich ein Mann vor dem Hamburger Amtsgericht Mitte verantworten, dem vorgeworfen wird, am Neujahrsmorgen in der Großen Freiheit auf St. Pauli gegen 1 Uhr eine 18-Jährige sexuell genötigt und beleidigt zu haben. dabei soll er der Frau auf Englisch gesagt haben, er wolle ihr helfen, denn sie wurde offenbar von mehreren Unbekannten bedrängt.