Hamburg. Die kleinen und die großen Tricks der Kriminellen sowie die vielfältigen Sicherheitsmerkmale der echten Banknoten.

    Es war ein gutes Fest in Planten un Blomen. Auch für die Falschgeldszene. 40 Blüten sortierten am Ende der Veranstaltung die professionellen Geldprüfmaschinen aus. Natürlich hätte man das Falschgeld früher erkennen können. Geldscheine weisen ein ganzes Potpourri von Sicherheitsmerkmalen auf, wie Hologramm, Wasserzeichen, Sicherheitsfaden, Mikroschrift oder erhabenen, im Tiefdruckstich gedruckte Stellen. Man hätte auch einfach einen speziellen Stift nutzen können, der nur bei echtem, aus Baumwolle hergestelltem Papier für Geldscheine, keine Färbung hinterlässt. Oder man kann, ganz Profi, den Geldschein mit einem Infrarotgerät betrachten, durch das man nur einen Bruchteil des Aufdrucks erkennt. Man hat es aber nicht getan. Falschgeld wird dort in Umlauf gebracht, wo Geld schnell den Besitzer wechselt.

    Dabei muss es nicht immer das Stadtfest oder die Party sein, wo Bedienungen unter Stress Umsatz machen müssen. Falschgeld, so weiß Uwe Kelting, Chef vom Falschgelddezernat, findet neuerdings auch via Kleinanzeigenmarkt Verbreitung. Der Abholer einer Ware drückt dem Verkäufer an der Haustür, gern am Abend bei schon schummrigem Licht, das vermeintliche Geld in die Hand. Gern werden so Smartphones oder andere teurere Sachen „bezahlt“. Der Kunde zieht mit der Ware davon. Der Verkäufer merkt erst später, dass er Falschgeld bekommen hat. So können auch im Kopierverfahren hergestellte „Blüten“ in größerem Stil unter das Volk gebracht werden.

    Dabei sind schon solche Geldscheine für den normalen Geldausgeber schwer zu erkennen. Das Hologramm, eigentlich ins Auge stechendes Sicherheitsmerkmal, das je nach Neigung in der Regel das Architekturmotiv auf dem Schein oder die Wertzahl der Banknote zeigt, wird massenhaft in China als hauchdünner Aufkleber hergestellt. Man ­
    kann sie von Deutschland aus über das Darknet bestellen.

    Schwer wird es, wenn die aus Ne­apel stammenden Napoli-Fälschungen ins Spiel kommen. Sie werden in großen Stückzahlen in Fälscherwerkstätten auf richtigen Druckmaschinen hergestellt. Mehrere Hunderttausend Euro muss ein Fälscher, so weiß es Kelting, investieren, bevor die erste Banknote frisch aus der Presse kommt. Die Mafia, so heißt es bei der Polizei, verdient mit. Der Fluss der „Blüten“ ist straff organisiert. Es soll sogar Ersatzwerkstätten geben, die sofort die Produktion übernehmen, wenn mal eine Fälscherwerkstatt ausgehoben wird. Dafür sind es fast schon kleine „Kunstwerke“, die die Druckerpressen verlassen. Sie sind so gut, dass sie in der Vergangenheit schon die Geldprüfmaschinen in Banken täuschten. Die Geräte mussten nachjustiert werden.

    Gedruckte Fälschungen sind ein Privileg der großen Scheine. Ab dem 50er aufwärts kommen „Blüten“ in der Regel aus der Druckerpresse. „Je höher der Wert des Scheins, den man bekommt, desto genauer schaut man hin“, sagt Kelting. Vermutlich deshalb spielen 500er eine untergeordnete Rolle beim Falschgeld. Nur zehn Stück stellte die Polizei 2015 in Hamburg sicher. Auch falsche 200er sind die Ausnahme. „Jede Fälschung ist erkennbar“, weiß Kelting. Deswegen sind die Täter, die solche Blüten unter das Volk bringen, in der Regel gute Schauspieler, die auch professionelle Kriminelle und euroweit unterwegs sind. So wie die Frau, die im Weihnachtsgeschäft mit falschen 200-Euro-Scheinen zahlte. Gut gekleidet, zum Schein passend, war sie in Geschäften aufgetaucht und gab vor, Touristin zu sein, die kein Deutsch spricht. Den Mitarbeitern hielt sie ihre Geldbörse hin, die voll mit ausländischen Banknoten war. „Der Trick dabei ist, dass der falsche Euroschein zwischen den anderen Scheinen steckt und vom Verkäufer entdeckt wird“, sagt Kelting. „Damit fällt ein großes Stück Misstrauen weg.“

    Es geht auch auf die dreiste Art. Die Polizei nahm die Mitarbeiterin eines Fitnessstudios fest. Sie hatte die Spinde der Kunden geöffnet, während die an den Geräten schwitzten, und deren echte Geldscheine gegen Falschgeld ausgetauscht. Die Kunden bekamen später Ärger, weil sie ahnungslos mit dem Falschgeld zahlten. Aufgeflogen ist der Fall, weil eines der Opfer Stein und Bein schwor, das vermeintlich echte Geld, mit dem es bezahlen wollte, erst kurz zuvor aus dem Geldautomaten geholt zu haben. Dazwischen lag nur der Besuch im Fitnessstudio. Dort hätte es aber nichts ausgegeben oder gewechselt. „Das konnte nicht sein“, sagt Kelting. Denn eines ist noch nicht passiert: dass Geldautomaten Falschgeld ausgegeben haben.