Hamburg. Laubenpieper üben scharfe Kritik an geplanter Satzungsänderung. Der Landesbund der Gartenfreunde wehrt sich gegen Vorwürfe.

Hamburgs Kleingärtner gehen auf die Barrikaden. Grund dafür ist eine geplante Satzungsänderung des Landesbunds der Gartenfreunde in Hamburg (LGH), dem rund 43.000 Mitglieder in neun Bezirksgruppen angehören. Für absurd halten viele Laubenpächter nämlich den Plan, keine Nadelgehölze mehr in ihren Schrebergärten zu erlauben – „um den Kleingartencharakter zu gewährleisten“.

Geplant sei, dass ein Kleingärtner die Nadelgehölze fällen muss, wenn er seine Parzelle abgibt. Und das ist nicht gerade selten der Fall: „Fünf bis zehn Prozent der mehr als 33.000 Kleingartenparzellen wechseln im Jahr den Pächter“, sagt Dirk Sielmann, Geschäftsführer des LGH. Hintergrund sei, dass man sich in manchen Lauben wie auf dem Friedhof fühle. Deshalb sollen auf lange Sicht alle Nadelbäume gefällt werden. Sielmann: „Das ist auch von vielen Kleingartenvereinen eine Forderung.“ Große Obstbäume seien dagegen „nach Möglichkeit zu erhalten“, heißt es in dem Entwurf. Bei der Neuanpflanzung von Obstgehölzen dürfe jedoch „nur handelsübliche anerkannte Baumschulware gepflanzt werden, wobei als Baumform Busch- und Spindelbuschformen zu bevorzugen sind“.

„Es wird kein Massensterben geben“

Von heute auf morgen muss aber niemand seine Tannen und Kiefern fällen. „Es wird kein Massensterben geben“, betont Sielmann. Außerdem gibt es bei der geplanten Regelung noch ein Problem: Laut Baumschutzordnung muss die Fällung jedes Baums mit einem Stammdurchmesser von mehr als 25 Zentimetern vom jeweiligen Bezirksamt genehmigt werden.

Massive Kritik entzündet sich aber auch an dem Punkt „Streichung von der Mitgliederliste“. Geplant ist demnach, dass ein Mitglied künftig durch Beschluss des Vorstands ausgeschlossen werden kann, wenn es „durch sein Verhalten, das Ansehen oder die Interessen des LGH, seiner Organe sowie der Bezirksgruppen schädigt“, heißt es in dem Satzungsentwurf.

Kleingärtner kritisiert die mögliche Streichung

„Das verhindert einen Meinungsaustausch im LGH und richtet sich gegen kritische Stimmen“, sagt Roland Spahr, Vorsitzender des Kleingartenvereins Westende in Tonndorf. „Das erzeugt eine Drohkulisse, die die Kleingärtner verängstigt und damit spaltet und so sicherstellt, dass kein Protest aufbrandet, während das Kleingartenwesen in Hamburg zerstört werden kann.“ Die Änderungen seien nicht tragbar und undemokratisch.

Der LGH, unter dessen Dach 33.000 Parzellen bewirtschaftet werden, wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Das ist Quatsch, völlig überzogen und an der Sache vorbei“, sagt Sielmann. Hauptgrund für die Satzungsänderungen, die am 30. Mai beschlossen werden sollen, sei eine neue Gesetzeslage. „Das hat nichts mit Verbandspolitik zu tun.“ Die Vereine müssten nur auf den aktuellen Stand gebracht werden. Sielmann: „Es geht darum, Personen, die bereits von einem Kleingartenverein ausgeschlossen worden sind, nicht wieder aufzunehmen.“