Hamburg. Die Nachfrage nach Schließfächern bei Banken und privaten Anbietern in Hamburg wächst. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Immer mehr Hamburger mieten sich ein Schließfach. Manche denken sogar daran, darin Bargeld zu deponieren, wenn die Banken Negativzinsen erheben. Bei einigen Instituten werden die Minitresore bereits knapp. Was kostet ein Schließfach? Sind die Gegenstände darin versichert? Gibt es Schließfächer auch außerhalb von Banken? Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum werden immer mehr Schließfächer nachgefragt?
Das steigende Interesse an Schließfächern hat mehrere Ursachen. „Wir registrieren vor allem, dass die in Deutschland steigende Zahl von Wohnungseinbrüchen zu einer Auslagerung von Wertsachen führt“, sagt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken. Das bestätigt auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) mit Verweis auf die Hamburger Einbruchstatistik. So ist die Zahl der Wohnungseinbrüche 2015 in der Hansestadt um 20 Prozent auf 9006 gestiegen. Im Schnitt beträgt der materielle Schaden pro Einbruch 3250 Euro, geht aus dem jüngsten Einbruchs-Report der Deutschen Versicherer (GDV) hervor. „Innerhalb von fünf Jahren sind die Versicherungsleistungen wegen Einbruchs bundesweit um 51 Prozent auf 530 Millionen Euro gestiegen“, sagt Kathrin Jarosch vom GDV. Gleichzeitig verzeichnen Edelmetallhändler und Banken eine anhaltend hohe Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen. Auch das Edelmetall wird wegen der vielen Einbrüche bevorzugt in Schließfächern gelagert. Schließlich bereiten sich die Hamburger mit der Anmietung eines Schließfaches offenbar auch auf ganz andere Entwicklungen vor. „Wir sehen seit drei, vier Monaten eine stetig steigende Nachfrage“, sagt Filialleiter Stefan Noeren vom Hanseatischen Münz- und Edelmetallkontor in Hamburg. „Die Kunden fürchten Negativzinsen auf den Konten. Das käme einer Enteignung gleich.“ Außerdem verunsichere die Abschaffung der 500-Euro-Note durch die Europäische Zentralbank. Sie erschwere das Anlegen von Bargelddepots. Der Präsident des Sparkassenverbandes Georg Fahrenschon hatte unlängst gesagt, die Kunden könnten nicht ewig vor Negativzinsen bewahrt werden, wenn die Niedrigzinsphase noch länger anhält.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Schließfach?
Wertsachen, Urkunden, Schmuck und wichtige Dokumente sind in einem Schließfach außerhalb der Wohnung in der Regel sicher aufgehoben. Doch praktisch ist das nur, wenn man diese Dinge nicht häufig zur Hand nehmen will, denn das Schließfach ist meist mehrere Kilometer entfernt. Zudem ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden und der Versicherungsschutz für eingelagerte Sachen ist sehr kompliziert.
Wer bietet in Hamburg Schließfächer an?
Fast alle Banken haben in ihren Filialen Schließfachanlagen. „Mit wenigen Ausnahmen bieten wir in allen unseren 150 Filialen Schließfächer an“, sagt Has­pa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Postbank und Targobank bieten jedoch keine an. Außerhalb des Bankensektors gibt es weitere Anbieter wie etwa das Hanseatische Münz- und Edelmetallkontor (Hameko). „Wir haben 782 Schließfächer in sechs unterschiedlichen Größen, von denen einige noch frei sind“, sagt Stefan Noeren.

Wie groß sind die kleinen Tresore und was kosten sie?
Die Preise richten sich nach der Größe und variieren von Anbieter zu Anbieter. „In das kleinste Fach passt gerade mal ein schmaler Aktenordner“, sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest, die Schließfächer bundesweit getestet hatte. Bei der Haspa kostet das günstigste Fach, mit bis zu 4,5 Litern Fassungsvermögen 25,60 Euro im Jahr. Für das teuerste Fach werden knapp 440 Euro fällig. Es ist fast 40 Zentimeter hoch und etwas breiter als eine DIN-A4-Seite. Bei der Hamburger Volksbank reicht die Preisspanne von 30 Euro bis 270 Euro und bei der Commerzbank von 75 Euro bis 445 Euro. In der Regel sind die Schließfachanlagen bei privaten Anbietern teurer als bei Kreditinstituten, schließen aber auch höhere Versicherungsleistungen ein. So kostet das kleinste Schließfach bei Hameko 265 Euro im Jahr.

Können auch bankfremde Kunden ein Schließfach mieten?
Bei der Haspa ist das der Fall. Dagegen vermietet die Hamburger Volksbank nur an eigene Kunden. Das ist die Regel in der Bankenlandschaft.

Wie sind die Sachen im Schließfach versichert?
Nicht automatisch enthält die Anmietung eines Schließfaches eine Versicherung. Bei der Deutschen Bank ist sie nicht enthalten. Die höchste im Preis inbegriffene Versicherungssumme bietet die Sparda Bank Hamburg mit 128.000 Euro. Bei der Haspa sind 20.000 abgesichert, bei der Hamburger Volksbank nur 2500 Euro. Darüber hinaus können die Kunden bei den meisten Banken zusätzliche Versicherungen abschließen. Das kostet bei vielen Anbietern einen Euro pro Jahr und 1000 Euro zusätzliche Versicherungssumme. Die Haspa will eine solche Versicherung erst noch anbieten. „Die Versicherung zahlt aber nur, wenn der Kunde im Schadenfall nachweisen kann, welche Wertsachen er im Schließfach hatte“, sagt Warentesterin Backofen. Bei Hameko hingegen wird im Schadenfall der versicherte Betrag ausgezahlt – unabhängig vom Inhalt.

Sind Wertgegenstände im Bankschließfach über die Hausratversicherung abgesichert?
„Das gilt längst nicht für jeden Tarif“, sagt Kathrin Jarosch. „Dazu müssen Schließfachnutzer bei ihrer Versicherung nachfragen.“ Die Signal-Iduna bietet nur in ihrem Exklusivtarif der Hausratversicherung eine Absicherung des Schließfaches. „Die Versicherungssumme ist abhängig von der Wohnungsgröße“, sagt eine Sprecherin der Signal-Iduna. Bei 80 Quadratmetern sind das 20.000 Euro.

Warum ist eine Versicherung überhaupt sinnvoll?
„Auch eine Schließfachanlage bietet keinen hundertprozentigen Schutz“, sagt Backofen. Im Oktober 2014 räumten Kriminelle mehr als 100 Schließfächer der Berliner Sparkasse leer. „Viele dachten, dass ihre Wertsachen automatisch versichert sind.“ Doch das war nicht der Fall. Ähnlich erging es Kunden der Berliner Volksbank in einem solchen Fall. Die Expertin rät zu einem umfassenden Versicherungsschutz gegen Schäden durch Raub, Feuer, Leitungswasser, Diebstahl, Blitzschlag, Explosion und Rauch.

Wie sicher ist Bargeld im Schließfach?
Bargeld im Schließfach zu lagern, kann aber im Schadenfall Probleme mit der Versicherung geben. „Ein Viertel der Banken versichert Bargeld gar nicht“, sagt Backofen. Dazu gehört die Commerzbank. Außerdem muss der Kunde im Schadenfall Belege für den Inhalt liefern. Das ist bei Bargeld besonders schwierig. Die Sparda Bank Hamburg akzeptiert nur Fotos mit den Seriennummern jedes einzelnen Geldscheins.

Wie ist der Zugang zum Schließfach geregelt?
Häufig sind die Schließfächer nur während der Öffnungszeiten der Banken zugänglich. Bei der Haspa weist sich der Kunde mit einer Geheimzahl und einer Einlasskarte aus. Das Schließfach wird dann vom Kunden mit seinem Schlüssel geöffnet.