Hamburg. Weitere Ursachen sind die hohe Nachfrage nach Gold, drohende Negativzinsen und die Abschaffung der 500-Euro-Note.

    Die Banken in der Hansestadt verzeichnen eine stark steigende Nachfrage nach Schließfächern. In einigen Filialen gibt es bereits Wartelisten, weil alle Minitresore belegt sind. So hat die Sparda-Bank derzeit keine freien Fächer mehr. Deshalb nimmt sie demnächst einen neuen Tresorraum mit 800 Fächern in der Filiale Niendorf in Betrieb.

    Bei der Hamburger Sparkasse, die in fast allen 150 Filialen Schließfächer vermietet, gibt es noch Kapazitäten. „Die Auslastung hat sich aber in den letzten Jahren um zehn Prozentpunkte erhöht“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Mit 200.000 Fächern ist die größte deutsche Sparkasse bundesweit größter Anbieter.

    Für den Ansturm auf die Tresore außer Haus gibt es mehrere Ursachen. „Ein Grund dürfte die Sorge vor Wohnungseinbrüchen sein“, sagt von Carlsburg. 2015 stieg deren Zahl in Hamburg um 20 Prozent. Schmuck und Uhren gehören mit etwa 60 Prozent ­laut Einbruchs-Report der deutschen Versicherer zu den am häufigsten gestohlenen Wertsachen. „Es gibt bei unseren Kunden ein verstärktes Sicherheitsbedürfnis“, sagt eine Commerzbank-Sprecherin. Gleichzeitig verzeichnen Edelmetallhändler und Geldinstitute eine hohe Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen. Edelmetall wird auch wegen der vielen Einbrüche bevorzugt in Schließfächern gelagert.

    Der Preis der Schließfächer richtet sich nach der Größe

    Zudem bereiten sich viele Hamburger mit der Anmietung eines Faches offenbar auf drohende Negativzinsen vor, um Bargeld horten zu können. „Wir sehen seit drei, vier Monaten eine stetig steigende Nachfrage“, sagt Filialleiter Stefan Noeren vom Hanseatischen Münz- und Edelmetallkontor. Das Unternehmen betreibt eine von drei Schließfachanlagen außerhalb des Bankensektors in Hamburg. „Die Kunden fürchten Negativzinsen auf den Konten“, sagt Stefan Noeren. Auch die Abschaffung der 500-Euro-Note verunsichere die Kunden.

    Der Präsident des Sparkassenverbands, Georg Fahrenschon, schockte kürzlich mit der Äußerung, Kunden nicht ewig vor Negativzinsen bewahren zu können, wenn die durch die Europäische Zentralbank verursachte Niedrigzinsphase länger anhalte. „Sobald Banken Negativzinsen erheben, werden Sparer rechnen, ob ein Schließfach günstiger ist“, sagte Verbraucherschützer Nils Nauhauser dem „Euro am Sonntag“. Einige Banken versicherten Bargeld im Schließfach jedoch grundsätzlich nicht. Kunden sollten sich ausführlich mit der Höhe des Versicherungsschutzes und mögliche Einschränkungen beschäftigen.

    Der Preis der Schließfächer richtet sich nach der Größe. „Das Fach wird auf unbestimmte Zeit, mindestens aber für ein Jahr vermietet“, sagt von Carlsburg. Pro Jahr berechnen die Hamburger Banken je nach Größe des Faches zwischen 25,60 Euro (Haspa) und 450 Euro (Commerzbank). Bei privaten ­Anbietern sind Schließfächer teurer, der Versicherungsschutz ist aber für gewöhnlich auch höher.