Hamburg. In den besten Hamburger Stadtteilen sind Immobilien kaum mehr zu bezahlen. Doch es gibt Alternativen mit einer Menge Potenzial.
Die neuen Wohnungen am Nagelsweg im Stadtteil Hammerbrook sollen zwar erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 fertig sein. Allerdings müssen sich Bauherr und Makler derzeit kaum Sorgen machen, dass sie die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen nicht loswerden. Wer sich die Preisliste anschaut, der findet bei fast der Hälfte der Wohnungen die Bemerkung „Notartermin“, was bedeutet, der Kauf ist beschlossene Sache.
Billig sind die Wohnungen allesamt nicht, unter 200.000 Euro ist nichts zu bekommen. Allerdings schießen die Verkaufspreise auch nicht in astronomische Höhe wie beispielsweise in Eppendorf, wo Käufer durchaus bereit sind, zwischen 8000 und 10.000 Euro für einen Quadratmeter zu bezahlen. Am Nagelsweg sind für eine der teureren Dreizimmerwohnungen rund 4300 Euro pro Quadratmeter fällig.
B- und C-Lagen gewinnen immer mehr an Bedeutung
Das Projekt am Nagelsweg steht für eine Entwicklung, die durch eine Studie des ibb Dr. Hettenbach Instituts im Auftrag der Zeitschrift „Capital“ untermauert wird. Sogenannte B- oder gar C-Lagen gewinnen angesichts der großen Nachfrage nach Wohnraum und Immobilien mehr und mehr an Bedeutung.
Sie bieten Investoren gute Aussichten auf eine solide Geldanlage. Zumal die Politik ein Interesse am Wohnungsbau und der Entwicklung bislang „vernachlässigter“ Quartiere hat. Im Falle von Hammerbrook – vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg lebten in dem Stadtteil rund 80.000 Menschen – hatte der frühere Bezirksamtsleiter und heutige Innensenator Andy Grote (SPD) die Entwicklung von Wohnsiedlungen zu einem seiner Herzensthemen gemacht.
Die Zeitschrift „Capital“ bewertet auf Grundlage der Hettenbach-Studie die Stadtviertel Billstedt, Hammerbrook, Harburg, Bahrenfeld, Barmbek-Nord, Bramfeld, Poppenbüttel, Rissen und Wilhelmsburg als ein „attraktives“ bzw. „sehr attraktives“ Investment. Viertel wie die HafenCity oder Harvestehude hingegen gelten aufgrund der bereits erreichten Spitzenpreise als nicht mehr so attraktiv.
Eigentumswohnung für 4500 Euro pro Quadratmeter
Die Forscher des Instituts haben zudem berechnet, dass eine Eigentumswohnung im vergangenen Jahr im hamburgweiten Durchschnitt rund 4500 Euro pro Quadratmeter kostete. Das seien drei Prozent mehr gewesen als 2014. Diesen vergleichsweise moderaten Anstieg führen die Wissenschaftler auf das seit einigen Jahren anhaltende Neubauvolumen – vor allem in Vierteln, die bisher nicht so gefragt waren – zurück.
Im Rahmen des Bündnisses für das Wohnen waren in den vergangenen drei Jahren jeweils rund 6000 Wohnungen gebaut worden. Inzwischen hat der Senat die Zielmarke auf jährlich 10.000 Wohnungen aufgestockt. Damit gelangen Stadtteile in den Blick von Projektentwicklern, die diese bislang nicht auf dem Schirm hatten. Dort sind die Grundstückspreise bislang noch deutlich günstiger als in den derzeit angesagten Vierteln.
Ein Beispiel ist Bramfeld. Bei einer Neubauwohnung kostet dort der Quadratmeter im Durchschnitt 3700 Euro, so die Wissenschaftler. Der gegenwärtig größte Nachteil des Viertels – das Fehlen einer U-Bahnanbindung – dürfte mit dem Bau der U 5 in absehbarer Zeit Geschichte sein.