Hamburg. Im vergangenen Jahr wurden in der Stadt 17.217 Räder gestohlen. „Man wundert sich, wie sorglos manche Besitzer sind“.

Immer mehr Hamburger werden Opfer von Fahrraddieben. Im vergangenen Jahr sind 17.217 Räder als gestohlen gemeldet worden – 1156 mehr als 2014. Auch in diesem Jahr hält der Trend an. In den ersten drei Monaten stieg die Zahl der Diebstähle gegenüber dem Vorjahresquartal noch einmal um einen „zweistelligen Prozentbetrag“, so die Polizei. Besonders stark betroffen sind die City und Barmbek.

An S-Bahnhöfen werden besonders häufig Fahrräder gestohlen

„Wir führen den Anstieg unter anderem auf das Wetter zurück“, sagt Polizeisprecher Timo Zill. Wegen des milden Winters fuhren viele Hamburger auch im Januar, Februar und März mit dem Fahrrad in die Stadt – und offenbar den Dieben direkt in die Arme.

Wo diese zuschlagen, ist nur schwer vorherzusagen. Allerdings werden S-Bahnhöfe wie Sternschanze besonders häufig von ihnen heimgesucht. Auch vor Krankenhäusern oder bei Veranstaltungen verschwinden überdurchschnittlich häufig Fahrräder. Auf St. Pauli soll auch die Drogenszene eine Rolle spielen – dort ist Fahrraddiebstahl teilweise Beschaffungskriminalität. In anderen Fällen sind offenbar Profis am Werk, die Fahrräder im großen Stil stehlen. Erst vor Kurzem, so ein Beamter, sei ein ganzer Container voller gestohlener Räder entdeckt worden. Er sollte offenbar nach Afrika verschifft werden. Auf der Veddel stellten Polizisten rund 50 sehr teure fabrikneue Fahrräder sicher, die aus einem Bahncontainer gestohlen worden waren – Gesamtwert 300.000 Euro. Und in einem Einfamilienhaus in Schnelsen entdeckten Polizisten mehr als 80 gestohlene Fahrräder. Der Bewohner, 24, hatte sie im Internet zum Verkauf angeboten. Lieferantin war eine 19-Jährige, die so ihre Drogensucht finanzierte.

„Man wundert sich immer wieder darüber, wie sorglos einige Leute mit ihren Fahrrädern umgehen, die einige Tausend Euro gekostet haben“, sagt ein Polizist. Teilweise kommen die Täter nicht einmal mit Aufbruchswerkzeug. „Eine Masche ist es, dort, wo mehrere Räder stehen, von einem Fahrrad den Sattel abzuschrauben und dann die Stange als Hebelwerkzeug zu benutzen, um Bügelschlösser zu knacken.“

Joachim Lenders, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, setzt darauf, Fahrraddiebstahl über die Verfolgung der Hehler zu bekämpfen. Allerdings können sichergestellte Räder oft nicht einer Tat zugeordnet werden. „Hier sind die Besitzer gefordert“, sagt Lenders. „Fahrräder zu codieren oder zumindest die Rahmennummer zu wissen, ist wichtig.“ Sonst bleibt Fahrradklau fast risikolos. 2015 betrug die Aufklärungsquote gerade mal 3,2 Prozent.