Hamburg. Nur 3,2 Prozent der Fälle werden aufgeklärt. Polizeistatistik zeigt: Mehr Einbrüche, mehr Mordfälle – aber weniger Raubtaten.
Mehr Straftaten, dafür weniger Tatverdächtige – und mehr als ein Drittel von ihnen kommt nicht aus Hamburg. Das ist die Bilanz der Polizeilichen Kriminalstatistik 2015, die Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer am Montag im Polizeipräsidium vorgestellt haben. Optimistisch zeigten sich beide in Bezug auf die gesunkenen Zahlen der Raubtaten und Körperverletzungen. Einbrecher verübten dagegen noch einmal 20 Prozent mehr Taten als im Vorjahr.
Die Statistik zeigt auch: Die Zahl der als gestohlen gemeldeten Fahrräder ist im Vergleich zum Vorjahr von 14.580 auf 15.620 Fälle deutlich gestiegen (plus 8,7 Prozent). Dies bedeutet: Rechnerisch wird in Hamburg inzwischen alle 33 Minuten ein Fahrrad gestohlen. Seit Jahren gilt Hamburg neben Berlin, Münster und Leipzig deutschlandweit als eine der Hochburgen beim Fahrraddiebstahl.
Die Hoffnung, ihr Rad wiederzubekommen, ist für Eigentümer sehr gering: Die Aufklärungsquote ist zwar im Vergleich zu 2014 um 0,1 Prozentpunkte gestiegen, sie liegt jedoch immer noch lediglich bei 3,2 Prozent. Am häufigsten, das zeigt die Erfahrung von Experten, schlagen Diebe auf der Straße zu, zum Beispiel an den Abstellplätzen vor Schwimmbädern, Sporthallen oder Fitnessstudios. Auch Autos wurden 2015 vermehrt als gestohlen gemeldet. Die Zahl stieg um 260 Fälle (+12,8 Prozent) auf 2295. Die Aufklärungsquote blieb annähernd auf dem Vorjahresniveau von 10,3 Prozent.
Auffällig ist insgesamt ein Anstieg der nicht deutschen Verdächtigen. So waren von 73.808 Tatverdächtigen im Jahr 2015 rund 33.000 Ausländer, 3504 Personen oder 11,7 Prozent mehr als 2014. Ihr Anteil stieg von 39,7 auf 45,2 Prozent deutlich. In diesen Zahlen verbergen sich jedoch auch ausländerrechtliche Vergehen (2000 Fälle).
Einen extremen Anstieg weist die Kriminalstatistik bei den politisch motivierten Straftaten aus. Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr 562 solcher Delikte, 2014 waren es noch 296. Dabei standen die Tatbestände der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen im Vordergrund. „Vor allem im Internet haben Menschen entsprechendes Gedankengut verbreitet“, sagte Frank-Martin Heise, Vizechef des Landeskriminalamts.
Kommentar: Gefühlte Unsicherheit
Auch die Zahl der Tötungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. So registrierte die Polizei insgesamt 79 Straftaten gegen das Leben und 17 Mordfälle, sieben mehr als noch 2014. Darüber hinaus stieg die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr erheblich um 15,6 Prozent auf 59 Fälle an. Die meisten Todesopfer forderten dabei Opiate wie Heroin.
Allerdings zeigt ein Langzeitvergleich bei der Kriminalstatistik: dass es in früheren Jahren in vielen Bereichen deutlich mehr Straftaten gab. So lag die Zahl der Tötungsdelikte 1995 mit 116 Fällen deutlich über dem heutigen Wert. Und auch bei den Zahlen der Einbrüche ist Hamburg noch ein Stück von den hohen Zahlen von 1995 entfernt: Damals wurden binnen eines Jahres 11.214 Einbrüche in Hamburg verübt.