Hamburg. Gotteshaus soll verkauft werden. In Hamburg stehen 30 Prozent der Kirchen auf dem Prüfstand. Verkaufspläne lösen viele Fragen aus.
Seit mehr als 60 Jahren ragt der Turm der Kreuzkirche in Schiffbek in den Himmel. Hier fanden zahllose evangelische Gottesdienste, Taufen und Konfirmationen statt. Doch die Tage als protestantisches Gotteshaus sind offenbar gezählt: Der Kirchengemeinderat der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Schiffbek und Öjendorf hat beschlossen, den Verkauf der Kirche in Betracht zu ziehen. Derzeit werden Verhandlungen mit einer syrisch-orthodoxen Gemeinde geführt. „Für einen genauen Zeitplan ist es aber viel zu früh“, sagte Remmer Koch, Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost, dem Abendblatt.
Die überraschenden Verkaufspläne haben in Teilen der evangelischen Kirchengemeinde viele Fragen ausgelöst, die auf einer Gemeindeversammlung zur Sprache kommen sollen. Noch vor wenigen Monaten hatte der damalige Propst Johann Hinrich Claussen im Abendblatt-Interview erklärt, es gebe keinen weiteren Kirchenverkauf. Die Kirche habe „keine guten Erfahrungen“ mit dem Verkauf eines Kirchengebäudes gemacht, sagte Claussen damals, der inzwischen als Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) arbeitet.
Sollte die Schiffbeker Kreuzkirche veräußert werden, würde sie freilich weiterhin von Christen – und nicht wie im Fall der ehemaligen Horner Kapernaumkirche – von Muslimen genutzt werden. Der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost befindet sich mit seinen fast 300 Gebäuden, darunter 142 Kirchen, unter wirtschaftlichem Druck. Rund 30 Prozent der Kirchengebäude stehen derzeit auf dem Prüfstand. Weil die Kirchengemeinde in Schiffbek und Öjendorf in Zukunft einen deutlichen Mitgliederrückgang erwartet, gibt es Pläne, die Arbeit auf einen Standort zu konzentrieren. „Dort will sie ihre Kräfte bündeln“, sagte Kirchensprecher Koch. Angaben über die Höhe des Verkaufsangebotes konnte er nicht machen. „Da die Verhandlungen mit der aramäischen Gemeinde erst beginnen sollen, können keine Aussagen getroffen werden, wie viel die Kirchengemeinde mit dem Verkauf erzielen wird.“ Im Übrigen sei kein weiterer Verkauf von Kirchengebäuden im Kirchenkreis Hamburg-Ost geplant.