Hamburg. Alle sieben Tage startet das neue Flaggschiff von Aida Cruises in Hamburg zu einer Nordeuropa-Kreuzfahrt. Am 7. Mai ist Taufe.
Es ist 6 Uhr morgens. Im aufgehenden Sonnenlicht kommt die Sietas-Werft in Sichtweite. Langsam schiebt sich die „AidaPrima“ die Elbe hinauf. Das neue Flaggschiff der deutschen Reederei Aida Cruises befindet sich auf den letzten Seemeilen der Überführungsfahrt aus Japan zu seinem künftigen Heimathafen Hamburg.
Das Schiff kommt sieben Monate zu spät, weil die Werft mit der komplexen Technik des 300 Meter langen Schiffs Probleme hatte. Doch zugleich kommt die „AidaPrima“ zu früh. Der Marketingchef der Reederei hätte sich einen Anlauf am Mittag gewünscht, damit möglichst viele Hamburger das Schiff begrüßen. So stehen nur wenige Frühaufsteher winkend am Elbufer.
Kreuzfahrten von oder nach Hamburg
Dabei verknüpfen Reederei und Stadt mit diesem Erstanlauf viele Hoffnungen. Aida Cruises schlägt mit dem weitaus größten Schiff seiner Flotte ein neues Kapitel auf. Die Reederei bietet künftig ganzjährig Rundreisen in Nordeuropa (Rotterdam, Zeebrügge, Le Havre, Southampton) an. Und sie muss die 1643 Kabinen an Bord jede Woche neu verkaufen, soll das Konzept aufgehen.
Alle sieben Tage macht Hamburgs schwimmendes Hotel im Hafen fest. Für die Stadt ist die „AidaPrima“ ein Signal für die wachsende Bedeutung des Hafens als Kreuzfahrtstandort. Hamburg ist damit nicht mehr nur Besuchshafen für Kreuzfahrttouristen, sondern rückt als Start- und Zielhafen auf die Landkarte, wenn wöchentlich mehrere 1000 Menschen hier ihre Kreuzfahrt beginnen oder beenden. Die Stadt hat dafür sogar ein Kreuzfahrtterminal auf Steinwerder gebaut.
6.30 Uhr, an Steuerbord liegt Finkenwerder. Das Defilee nimmt Marschaufstellung. Im Kielwasser der „Aidaprima“ begeben sich zwei Schlepper in Position. Sie sollen später unterstützend bereitstehen, wenn das Schiff vor den Landungsbrücken dreht.
Begleitboote schwimmen mit der „AidaPrima“ mit, die das neue Schiff als erste begrüßen wollen. Ein Feuerlöschboot fährt vorweg und zaubert Fontänen vor den ungewöhnlich kantigen Bug des neuen Kreuzfahrtriesen. Hubschrauber umkreisen die maritime Parade. Auf Deck 14 werden Tische für eine kleine Feier eingerichtet. Hier wird später Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) zusammen mit dem stellvertretenden Hafenkapitän, Andreas Brummermann, sowie dem Chef der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, den Neuankömmling in Hamburgs Hafenszenerie begrüßen.
Aida Cruises ist größter Kreuzfahrtschiffkunde
Aida Cruises gilt als verlässlicher Partner der Stadt. Im vergangenen Jahr hatte die Reederei 55 Anläufe in Hamburg. Fast jeder zweite Passagier (49 Prozent), der nach Hamburg kam, reiste mit einem Aida-Schiff.
In diesem Jahr kommt die Reederei mit sechs verschiedenen Schiffen insgesamt 77 – mal nach Hamburg – ein Rekord. „Mit Aida Cruises verbindet die Stadt Hamburg eine jahrelange, überaus erfolgreiche, Zusammenarbeit. Das Unternehmen ist der größte Kreuzschifffahrtskunde des Hamburger Hafens“, lobt Wirtschaftssenator Horch.
Sacha Rougier, Geschäftsführerin der Cruise Gate Hamburg (CGH) und damit Kreuzfahrtdirektorin der Stadt, ergänzt: „Es ist für die Cruise Gate Hamburg ein großes Ereignis, dass sich Aida als erste Reederei entschieden hat, künftig ganzjährig Kreuzfahrten ab Hamburg anzubieten.“ Immerhin hat Rougier ein ehrgeiziges Ziel: Im Jahr 2018 will sie in Hamburg eine Million Kreuzfahrtpassagiere zählen. In diesem Jahr dürfte die Zahl bei 640.000 Passagieren liegen.
Aida-Konkurrent NCL zieht nach
Aida hat sich zudem als Vorreiter erwiesen. Kaum hatte die Reederei bekannt gemacht, Hamburg als Startpunkt für Rundreisen auszuwählen, wurde auch die Konkurrenz auf die Hansestadt aufmerksam. Das Ergebnis: Im Januar gab die US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) bekannt, mit der „Norwegian Jade“ erstmals ein Schiff für die komplette Sommersaison in Hamburg zu stationieren. Geplant sind 19 Anläufe mit 90.000 Passagieren. Mit der „Norwegian Jade“ könnte Hamburg auch zahlungskräftige US-Urlauber an die Elbe locken. NCL setzt bisher nur auf die Sommersaison. Hafenchef Meier will mehr. „Ganzjahreskreuzfahrten sind in New York bereits gang und gäbe“, sagt er. Aida sei da ein Vorreiter.
7:30 Uhr, Ankunft in der HafenCity. „Genua“ steht auf den Rettungsringen der neuen „AidaPrima“, weil das Unternehmen alle elf Schiffe der Flotte unter italienischer Flagge fahren lässt. „Der Heimathafen des Schiffs ist aber ganz klar Hamburg“, sagt Aida-Präsident Felix Eichhorn. Am 7. Mai wird das Schiff auch hier getauft.