Hamburgs Schutzanlagen müssen weiter verstärkt werden
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Hamburg. Nach den schweren Sturmfluten von 1962 und 1976 ist den Hamburgern die Gefahr bewusst, ängstlich sind sie aber nicht.
Vier Jahrzehnte nach der Rekordsturmflut von 1976 haben die Hamburger großes Vertrauen in den Hochwasserschutz. Umfragen über mehrere Jahre zeigten, dass sich die Bürger hinter den Deichen sehr sicher fühlten, sagte die Geografin Beate Ratter vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht am Mittwoch auf einer Tagung von Sturmflutexperten in Hamburg.
Das Vertrauen ist offenbar gerechtfertigt. Der Schutzgrad sei so gut wie nie zuvor, konstatierte der Leiter des Instituts für Wasserbau an der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Peter Fröhle. Die Schutzanlagen müssten aber weiter verstärkt werden.
Am 3. Januar 1976 hatte der Orkan „Capella“ die höchste Sturmflut an der Nordsee seit Beginn der Aufzeichnungen gebracht. Anders als 1962 kamen in Deutschland aber keine Menschen ums Leben, die Deiche an der Unterelbe hielten im Großen und Ganzen stand. Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie stieg das Wasser damals in Hamburg auf 4,5 Meter über dem Mittleren Hochwasser.
Hochwasser überschwemmt den Fischmarkt
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Infolge des Klimawandels könnten die Sturmfluten in Hamburg künftig höher ausfallen. Modellrechnungen der Bundesanstalt für Wasserbau zeigen, dass der Scheitelpunkt je nach Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten 100 Jahren um 10 bis 80 Zentimeter ansteigen könnte. Bei diesen Szenarien werden auch mögliche Starkregenereignisse im Hinterland einbezogen.
Während der frühere Ausbau der Elbe nach Ansicht von Experten zu höheren Sturmfluten in Hamburg geführt hat, sieht Elisabeth Rudolph von der Bundesanstalt diese Gefahr bei der geplanten Elbvertiefung nicht. Berechnungen zufolge werde sich der maximale Sturmflutscheitelpunkt um zwei Zentimeter nach oben oder nach unten verändern. Das sei den Erfahrungen nach für die Deichverantwortlichen kein Problem.
Hintergrund der geringen Auswirkung der Fahrrinnenanpassung seien sogenannte Strombaumaßnahmen. Unter Wasser sollen in der Elbmündung Hindernisse aus Sand abgelagert werden, die die Strömung abschwächen. Die Fahrrinne selbst sei auch nur 300 Meter breit, die Elbe an der Mündung aber 15 Kilometer.
Fakten zum Thema Sturmflut
Hamburg Als Flut wird die Zeit steigender Wasserstände bezeichnet. An der Küste beträgt sie etwa sechs Stunden, rund 100 Kilometer weiter elbaufwärts dauert die Flut in Hamburg indes nur etwas mehr als fünf Stunden.
Ebbe ist danach der Zeitraum fallender Wasserstände, in Hamburg dauert sie rund 7,20 Stunden. Hochwasser ist dann der Zeitpunkt des höchsten Wasserstandes, Niedrigwasser der des niedrigsten.
Die Höhe des Wasserstands wird dabei durch die Gezeitenströme verursacht, die durch die Anziehungskraft von Mond und Sonne und ihrer Stellung zur Erde ausgelöst werden. Weil ein Mondtag 25 Stunden dauert, verschieben sich die Hoch- und Niedrigwasserzeiten von Tag zu Tag.
Schon bei Windstärke 5 kann sich der Wasserstand um rund 50 Zentimeter verändern. Nach oben oder unten – je nachdem, ob es aus West oder Ost bläst.
Als Sturmflut bezeichnet man Wasserstände, die mehr als 1,5 Meter oberhalb des mittleren Hochwasserstandes (MHW) auflaufen: Am Fischmarkt ist dann die Kaikante gerade etwas überflutet.
Ab 2,5 Meter über MHW spricht man von einer schweren Sturmflut – dann ist auch die alte Fischauktionshalle in Altona geflutet.
Ab 3,5 Meter über MHW herrscht eine sehr schwere Sturmflut.
Eine andere Bezugseinheit, die auch immer wieder angegeben wird, bezieht sich auf Normalnull: Eine Sturmflut beginnt demnach bei einem Stand von 3,50 über NN, eine schwere Sturmflut klettert über den Pegelstand von 4,5 Meter NN und ab 5,5 NN ist eine sehr schwere Sturmflut erreicht.
Die letzte schwere Sturmflut erzeugte am 6. Dezember 2013 der Orkan „Xaver“. Am Pegel St. Pauli wurde dabei ein Stand von 6,09 Meter über NN erreicht.
Der bisher höchste gemessene Pegelstand wurde 1976 registriert und lag bei 6,45 Meter über NN.
Bei der verheerenden Flut 1962 konnte man nur einen Stand von 5,70 messen, weil das Wasser über die damalige Deichhöhe auflief. (at)
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