Hamburg . Eingeworbene Fördermittel: Physik und Geowissenschaften belegen Spitzenplätze. Das Gros der Fächer liegt allerdings im Mittelfeld.
Wo steht Hamburgs Wissenschaft im Bundesvergleich? In einigen Fächern sind unsere Forscher spitze. Das Gros der Disziplinen hingegen landet im Mittelfeld. Teilweise scheint es allerdings aufwärts zu gehen. So lässt sich eine Analyse des Berliner Professors Stefan Hornbostel zusammenfassen, die er am Dienstagabend vor 250 Gästen im Haus der Patriotischen Gesellschaft präsentierte. Der Sozialwissenschaftler arbeitet am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung; er gilt als Experte für Leistungsbewertungen.
Hornbostel hatte auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft und des Übersee-Clubs mehrere Statistiken ausgewertet. Im Mittelpunkt seiner Untersuchung stand die Universität Hamburg. Die Ergebnisse sagen nichts über die Qualität der Lehre aus.
Ein Anlass der Veranstaltung: Vor Kurzem hatte der Wissenschaftsrat ein Gutachten für die MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in Hamburg vorgestellt. Die Sachverständigen kamen zu einem „positiven Gesamtbefund“, kritisierten aber eine mangelnde Grundfinanzierung und rieten zu mehr Kooperation zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Wirtschaft. Das hat die Diskussion befeuert, was Hamburg als Wissenschaftsstandort kann und sein soll.
Hornbostel analysierte unter anderem den Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dieser misst, wie viel Drittmittel Wissenschaftler einwerben. Hier landet die Universität Hamburg insgesamt auf Platz 18. Die ersten fünf Plätze belegen die zwei Münchner Universitäten, die Uni Heidelberg, die RWTH Aachen sowie die Freie Universität Berlin. Betrachtet man, welche DFG-Gelder angesichts der Professorenschaft und des wissenschaftlichen Personals zu erwarten wären, erreicht die Uni Hamburg sogar nur Platz 33.
Hamburger Wissenschaftler werden seit 2010 häufiger zitiert
Besser sieht es teilweise in den Fachbereichen aus: Die Naturwissenschaften belegen Platz zwei (hinter Bonn, vor München und Karlsruhe). Setzt man die DFG-Mittel allerdings in Beziehung zur großen Zahl der Forscher, reicht es hier nur für Platz 14. Die Geistes- und Sozialwissenschaften landen in der Gesamtbetrachtung auf Platz 14. Platz 21 belegen die Ingenieurwissenschaften (TU Hamburg-Harburg) – auch diese drei rutschen „personalrelativiert“ weiter nach unten. Von den einzelnen Fächern schneiden Physik und Geowissenschaften am besten ab, die jeweils Platz zwei im Bundesvergleich belegen.
Seit 2010 seien Hamburger Forscher häufiger zitiert worden als früher, sagte Hornbostel. Zwar gebe es noch eine recht große Distanz zu Berlin und München, deren Forschungslandschaft eine ähnliche Struktur habe. „Aber Hamburg holt auf.“ Dabei zeige sich sowohl bei der Uni Hamburg als auch bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein größeres Wachstum als in Berlin und München.
Gestiegen sei auch Hamburgs Anteil an den hochzitierten Publikationen. „Das ist ein Indiz dafür, dass Top-Forschung, die international wahrgenommen wird, in Hamburg stärker produziert wird“, sagte Hornbostel. Seit 2010 erhielten drei Hamburger Forscher den renommierten Leibnizpreis – achtmal ging der Preis nach Berlin, sechsmal nach München. Acht Sonderforschungsbereiche der DFG sind derzeit an der Uni Hamburg angesiedelt – die LMU München hat zwölf.
Ob man die Uni Hamburg angesichts der genannten Daten nun in der Spitzengruppe der mehr als 100 Universitäten in Deutschland sieht wie Uni-Präsident Dieter Lenzen, ist Ansichtssache. Stefan Hornbostel sagte: „Da ist noch Luft nach oben.“
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte bei der anschließenden Podiumsdiskussion, Hamburg müsse sich stärker als Universitätsstadt verstehen. „Dafür brauchen wir nicht nur das Engagement von Wissenschaft und Politik, sondern auch von der Zivilgesellschaft.“