Hamburg. Rund 40 Prozent der Führungsjobs etwa in Ämtern sind mit Frauen besetzt. Die Unterschiede in einzelnen Behörden sind aber groß.
Immer mehr entscheidende Führungsposten in der Hamburger Verwaltung sind von Frauen besetzt. Erstmals konnten in vielen Bezirksämtern, Behörden, Hochschulen und Landesbetrieben im vergangenen Jahr die Zielvorgaben erreicht oder sogar übertroffen werden, wie das zuständige Personalamt Hamburg jetzt mitteilte.
Wer im Personalamt als Führungskraft gilt
Festgehalten ist das Ziel im novellierten Hamburgischen Gleichstellungsgesetz, das am 1. Januar 2015 in Kraft getreten ist. Als zentralen Punkt beinhaltet es, den Anteil von Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst zu erhöhen – und so mindestens einen Anteil von 40 Prozent zu erreichen. Und das wurde 2015 auch geschafft – zumindest im Durchschnitt. Wenn man alle Führungsposten zusammenrechnet, ergibt sich nach Angaben des Hamburger Personalamtes ein Frauenanteil von 40,9 Prozent, in absoluten Zahlen sind das 2871 Stellen. 2012 waren es noch 38,4 Prozent und 2681 Stellen. Im Hamburger Personalamt gelten alle diejenigen als Führungskräfte, die disziplinarische Verantwortung (Führungsverantwortung) tragen – unabhängig davon, ob jemand ein Referat, eine Abteilung oder ein Amt leitet.
Weil es sich aber um einen Durchschnittswert handelt, sind die Unterschiede in den einzelnen Behörden groß. So liegt der Frauenanteil bei den Führungspositionen in der Schulbehörde etwa bei 59 Prozent, in der Behörde für Inneres und Sport nur bei zwölf Prozent. Auch in der Wissenschaftsbehörde sind von 20 Führungspositionen nur vier mit Frauen besetzt (Stand 1.12.2015).
Katharina Fegebank (Grüne), Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, zeigte sich zwar grundsätzlich erfreut, dass in der Hamburger Verwaltung im Schnitt 40 Prozent der Führungskräfte weiblich sind, betont aber: „Dennoch stehen wir weiterhin vor einer großen Herausforderung, denn der Anteil von Chefinnen ist noch sehr unterschiedlich verteilt. So arbeiten in Schulen und im Bildungssektor deutlich mehr als 40 Prozent der Frauen in Führungspositionen, in anderen Bereichen sind sie noch in der Minderheit“, so Fegebank. „Unser Ziel ist, dass der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen weiterhin wächst.“
"Da ist noch Luft nach oben"
Die positive Gesamtentwicklung beruhe vor allem darauf, dass ein Umdenken stattgefunden habe. „Der Gedanke der Gleichstellung ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Personalentwicklung geworden und gehört in der Freien und Hansestadt Hamburg zu einem ganzheitlichen Personalmanagement unabdingbar dazu.“ Lob für die geschaffte Quote kommt auch von der Opposition. „40 Prozent weibliche Führungskräfte im Öffentlichen Dienst in Hamburg sind ein ordentlicher Wert. Hier ist die Verwaltung durchaus Vorreiter und kann beispielgebend sein für die Privatwirtschaft“, so Franziska Grunwaldt, gleichstellungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. „Vor dem Hintergrund, dass allerdings 54,5 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst Frauen sind, ist aber noch Luft nach oben.“
Das Personalamt nennt auch Zahlen für öffentliche Unternehmen in Hamburg. Daraus geht jedoch nur der Frauenanteil der Beschäftigten allgemein hervor. Eine Erhebung über Frauen in Führungspositionen gibt es nicht. Demnach waren in 78 Unternehmen mit Beteiligungen der Stadt, in denen also mindestens ein Vertreter des Hamburger Senats ein Mandat im Aufsichtsgremium innehat, im vergangen Jahr 46,8 Prozent der Beschäftigten weiblich. Den höchsten Frauenanteil haben Unternehmen, die im Einflussbereich der Gesundheits- (67 Prozent), der Kultur-, sowie der Sozialbehörde (je 59,9 Prozent) liegen.
So waren zum Stichtag am 31.12.2015 beispielsweise bei dem Kita-Träger Elbkinder 92 Prozent der Beschäftigten Frauen, bei der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein waren es 74 Prozent. Auch das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), das der Wissenschaftsbehörde unterliegt, hat mit 70 Prozent einen der höchsten Frauenanteile. Auf Führungsebene gibt es nach Angaben des Klinikums jedoch deutlich weniger Frauen, nämlich 33 Prozent oder 45 von 138 leitenden Angestellten. „Für ein Universitätsklinikum ist das eine sehr gute Quote“, sagt Michael van Loo, stellvertretender kaufmännischer Direktor des UKE. Er begründet den geringeren Frauenanteil auf Führungsebene historisch: „Früher strebten in Kliniken weniger Frauen eine Karriere im wissenschaftlichen und medizinischen Bereich an.“ Bis heute gebe es daher deutlich mehr männliche Bewerber auf diese Führungsposten als weibliche. „Der Markt ist noch nicht gleich verteilt.“
Frauenanteil in öffentlichen Unternehmen
Die wenigsten Frauen in öffentlichen Unternehmen sind im Bereich Umwelt und Energie zu finden. Bei sieben gelisteten Gesellschaften betrug der durchschnittliche Frauenanteil im vergangenen Jahr nur 30,7 Prozent. Auch bei den öffentlichen Unternehmen, die im Einflussbereich der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation liegen, ergibt sich mit durchschnittlich 35,8 Prozent ein eher geringer Frauenanteil an den Beschäftigten.
Zu den 24 gelisteten Unternehmen zählt auch die Hamburger Hochbahn. Von 5009 Angestellten waren Ende 2015 lediglich 816 Frauen, also 16 Prozent. „Berufe wie Bus- oder U-Bahnfahrer werden traditionell eher von Männern ergriffen“, sagt Sprecher Christoph Kreienbaum. „Bei Frauen gibt es dagegen noch immer eine Hemmschwelle.“ So schrecke etwa der Schichtdienst viele Frauen ab, da die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit schwieriger sei als bei geregelten Arbeitszeiten. Mit gezielten Maßnahmen in dem Bereich arbeite die Hochbahn daran, mehr Frauen für den Beruf zu begeistern. Man wolle den Frauenanteil „deutlich erhöhen“, so Kreienbaum. Der Vorstand der Hochbahn ist zu 25 Prozent weiblich.
Auch in der Schifffahrt ist der Frauenanteil einer der geringsten. Bei dem Fährdienst Hadag mit rund 100 Beschäftigten sind zehn Prozent Frauen, bei der Alstertouristik GmbH mit 55 Mitarbeitern acht Prozent. Der Vorstand dagegen ist zu 100 Prozent weiblich. Gabriele Müller-Remer ist sowohl Hadag-Vorstand als auch Geschäftsführerin der Alstertouristik. Der Frauenanteil von zehn beziehungsweise acht Prozent sei dem Schiffsführer-Beruf geschuldet, sagt sie. „Die Ausbildung ergreifen bisher mehr Männer als Frauen. Im Vergleich zu anderen Schifffahrtsunternehmen haben wir bei der Hadag und der Alstertouristik in diesem Beruf gute Frauenquoten.“