Hamburg. Daniel Kreikemeyer gibt die Kommandos auf der „Aida Stella“. Der Kapitän über den Job an Bord, Seekrankheit und das Landleben.

An Bord ist er der wichtigste Mann. Auf sein Kommando müssen alle hören, er hat das letzte Wort. Daniel Kreikemeyer ist Kapitän auf der „Aida Stella“. Und wenn er nicht die mehr als 2500 Passagiere und rund 600 Besatzungsmitglieder auf dem 253 Meter langen Kreuzfahrtschiff durch den Persischen Golf oder rund um die Kanaren steuert, dann genießt er das Landleben in einer elbnahen Gemeinde im Landkreis Lüneburg.

Zur Seefahrt kam der gebürtige Harzer eher zufällig. „Nach der Schule gingen meine Freunde zur Bundeswehr, entweder zu den Panzerfahrern nach Braunschweig oder zur Luftwaffe nach Hannover“, sagt der 38-Jährige. „Das war mir zu langweilig.“ Also Marine. Kreikemeyer verpflichtete sich für zwölf Jahre, war in Kiel, Eckernförde und Olpenitz stationiert, segelte auf einem deutschen Schulschiff durchs Mittelmeer und nach Amerika. In den letzten zwei Jahren als Offizier studierte er Nautik in Flensburg und heuerte nach der Bundeswehrzeit 2009 bei der Kreuzfahrt-Reederei Aida in Rostock an.

Kreikemeyer kennt jede Schraube der „Aida Stella“

„Mein erstes Schiff war die ,Aida Bella’, erinnert sich Kreikemeyer. „Da bin ich auf Madeira als 2. Offizier an Bord gekommen.“ Drei Jahre später übernahm er das Kommando auf diesem Kreuzfahrer, bevor er am 1. April 2013 Kapitän auf der „Aida Stella“ wurde. Und sein Herz hängt an diesem Schiff. „Ich kenne jede Schraube, jedes Geräusch und jede Ecke vom Maschinenraum bis zur Joggingstrecke.“

An Seetagen führt Kreikemeyers erster Weg nach dem Aufstehen auf die Brücke. „Die diensthabenden Offiziere informieren mich, wie die Nacht verlaufen ist.“ Ist während der Fahrt eine Entscheidung des Kapitäns gefragt, wird er natürlich geweckt. Ansonsten folgt nach Frühstück und Besprechung mit anderen verantwortlichen Besatzungsmitgliedern die Inspektions-Tour durchs Schiff. Haben wir noch genügend Bier an Bord? Läuft beim Housekeeping alles reibungslos? Reicht das Eis für die mitreisenden Kinder? „Jeder Tag ist anders, und all diese Fragen beschäftigen auch mich“, sagt Kreikemeyer. Und natürlich trifft er auf seinem Rundgang Passagiere, denen er auch regelmäßig bei nautischen Fragestunden sowie Begrüßungs- und Abschiedsrunden mit viel Witz und Humor zur Verfügung steht.

Der Kapitän war auch schon seekrank

Zum An- und Ablegen ist der Kapitän in der Regel zwei Stunden vor der Zeit auf der Brücke und fährt die Manöver selbst. Zwar ist auch ein Lotse anwesend, der die Besonderheiten der jeweiligen Häfen kennt. Aber die Verantwortung trägt der Kapitän. „Seefahrt ist Teamarbeit. Ohne eine gute Mannschaft ist man nichts.“ Wird der Schiffsführer nach so vielen Jahren an Bord auch seekrank? „Zu Beginn meiner Seefahrtszeit war das ab und zu ein Thema“, so Kreikemeyer. „Mittlerweile habe ich mich an das Bordleben gewöhnt und bin fast völlig geheilt.“

Kreikemeyers Lieblingsreviere sind die norwegischen Fjorde und die schwedischen Schären, zum Beispiel die mehr als drei Stunden dauernde Einfahrt nach Stockholm. Gleichfalls schätzt er die Einfahrt in den Amazonas oder nach New York. Und natürlich die Revierfahrt auf der Elbe. „Bei Sonnenaufgang Richtung Hamburg zu schippern, dort einzulaufen, mit den Lotsen deutsch sprechen zu können, das gefällt mir jedes Mal sehr.“

Besonders genießt er Elbfahrten der „Aida Stella“

Auf drei Monate Dienst an Bord folgen drei Monate Urlaub. Und dann lebt der Kapitän in seinem Haus zwischen Artlenburg und Tespe ein völlig normales Leben an Land: Waschen, bügeln, putzen, einkaufen, kochen, Rasen mähen, in Lüneburg bummeln gehen, die Eltern im Harz besuchen, Freunde treffen, Ausflüge machen. „An Land im Urlaub tausche ich die Verantwortung für 3000 Menschen und das Schiff gegen mehr Freizeit ein“, sagt Kreikemeyer.

Seine Kabine auf dem Kreuzfahrer und sein Quartier nahe der Elbe sind gleichermaßen Zuhause. „An Bord vermisse ich Familie und Freunde, an Land die Seefahrt. Abreise und Ankunft verursachen einen liebevollen Schmerz und gleichzeitig ein wohliges Gefühl“, beschreibt der Kommandant die Abwechslung in seinem Leben. Gerade hatte er seine Eltern auf der Reise im Persischen Golf an Bord. „Gemeinsam auf See zum Beispiel Geburtstag zu feiern tröstet hinweg über die Zeit, in der der Seemann nicht zu Hause ist.“

Es gibt auch Vertretungs-Kapitäne

In diesen Tagen beginnt der Urlaub für Daniel Kreikemeyer. Er wird den Frühling an Land genießen, ein Vertretungs-Kapitän die „Aida Stella“ führen. „Aber dann kribbelt’s, ich muss wieder los und freue mich auf die Zeit auf dem Schiff. Seefahrt ist eben Leidenschaft.“