Reederei übernimmt Kreuzfahrtschiff von japanischer Werft Mitsubishi und nimmt Kurs auf den Heimathafen Hamburg

Als Erfolgsgeschichte lässt sich die Entstehung der „AIDAprima“ nicht verkaufen. Wegen Problemen beim Bau musste die Jungfernfahrt des neuen Flaggschiffs der Reederei mit dem charakteristischen Kussmund gleich zweimal verschoben werden. Dem Zeitplan hinkt das Kreuzfahrtschiff rund 13 Monate hinterher. Im Januar kam es im hinteren Bereich des Neubaus auf der Werft Mitsubishi Heavy Industries (MHI) im japanischen Nagasaki auch noch zu einem Brand. Doch nach den Geburtswehen ist der 300 Meter lange Ozeanriese nun auf dem Weg in seinen neuen Heimathafen: Hamburg.

Am gestrigen Montag erhielt die Reederei mit Doppelsitz in Hamburg und Rostock das Schiff von der Werft. MHI-Präsident Shunichi Miyanaga sagte, er sei stolz darauf, das erste Kreuzfahrtschiff einer neuen Generation zu übergeben, dass sich neben der exzellenten Ausstattung durch seine Energieeffizienz auszeichne.

Rund 20 Prozent weniger Treibstoff soll das Schiff laut Unternehmensangaben im Vergleich zur Vorgängergeneration verbrauchen. Zum einen trage dazu das neue Rumpfdesign bei. Auffällig ist die gerade Buglinie, die in Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt entwickelt wurde. Der klassische Bugwulst wurde weggelassen, da er nur bei hohen Geschwindigkeiten effizient sei.

Ein kleinerer Wulst wurde in den Bug inte­griert. Zum anderen soll der Luxusliner mit 1643 Kabinen und 32 Suiten an Bord über einen Film aus Luftbläschen gleiten. Vergleichbar sei diese innovative Mals-Technologie (Mitsubishi Air Lubrication System) mit dem Wachs, das Skifahrer auf die Bretter auftragen. Mit dem richtigen Wachs geht es schneller, weil die Reibung geringer ist. Diesen Effekt adaptierte die Werft, die Luftbläschen sollen einen Schmierfilm erzeugen, auf dem das Schiff gleitet.

Eine Neuerung seien zudem die Dual-Fuel-Motoren: Neben herkömmlichen Schiffstreibstoffen können die Aggregate auch mit umweltfreundlicherem Flüssiggas betrieben werden. Über einen Landstromanschluss erfolgt die Energieversorgung an Bord im Hafen – immerhin liegt das Schiff dort rund 40 Prozent seiner Betriebszeit. Michael Thamm, Vorstandschef der AIDA-Mutter Costa Group, stellte entsprechend auch die „hohen Maßstäbe“ an die Umweltfreundlichkeit heraus, die umgesetzt worden seien.

Beim Naturschutzbund lobt man diese Techniken grundsätzlich. „Die Effizienzmaßnahmen sind Kosmetik, die wir natürlich begrüßen“, sagte Umweltpolitik-Referent Sönke Diesener. Spannend sei aber vor allem, wie die neuen Filter funktionierten. Rußpartikel, Stick- und Schwefeloxide sollen zwischen 90 und 99 Prozent reduziert werden.

„Wenn Rußpartikelfilter und Katalysator so funktionieren wie AIDA das ankündigt, wäre das ein Meilenstein“, sagte Diesener. Er gibt sich aber skeptisch, weil die Reederei statt Marinediesel weiterhin Schweröl verwende.

Die Reederei hat einen neuen Kurztrip im April ins Programm genommen

Vor 20 Jahren sei das Unternehmen mit dem Konzept der modernen Kreuzfahrt gestartet, sagte AIDA-Cruises-Präsident Felix Eichhorn: „Mit unserem neuen Flaggschiff und den drei folgenden Neubauten werden wir dem deutschen Kreuzfahrtmarkt weitere wichtige Wachstumsimpulse geben.“ Derzeit betreibt die Reederei mit rund 8000 Mitarbeitern elf Kreuzfahrtschiffe. Im folgenden Jahr soll das Schwesterschiff „AIDAperla“ von Mitsubishi fertiggestellt und ausgeliefert werden. Frühestens 2018 soll dann das 13. Schiff zur Flotte stoßen. Es wird ebenso wie ein weiterer Neubau auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut. Die beiden Schiffe aus Niedersachsen sollen dann sogar komplett mit Flüssiggas angetrieben werden.

Die „AIDAprima“ nimmt zunächst Kurs auf Singapur. Über den Suezkanal und das Mittelmeer soll sie Mitte bis Ende April in Hamburg ankommen. Am Cruise Center Steinwerder wird sie festmachen. „Wir bieten als erste Reederei ganzjährig Kreuzfahrten ab Deutschland an“, sagte Eichhorn. Sieben Tage dauert die Metropolenroute 1, die über Southampton (mit Tagesziel London), Le Havre (Paris) und Zeebrügge (Brüssel) nach Rotterdam führt. Diese Touren beginnen am 30. April. Zuvor neu ins Programm genommen hat die Reederei eine viertägige Kurzreise ab Hamburg. Vom 25. bis 29. April an geht es nach Southampton. In der Innenkabine kostet die Fahrt ab 499 Euro. Offiziell getauft wird das Schiff übrigens erst später. Emma Schweiger, Tochter von Schauspieler Til, wird am 7. Mai diese Ehre zuteil – quasi als Geschenk an die neue Heimat: Der Hafen feiert dann seinen 827. Geburtstag.