Hamburg . Er hat Krebs und keine Krankenversicherung: Riesige Hilfsbereitschaft für Politiker Claudius Holler nach bewegendem Youtube-Video.

Unter dem Titel „Krebs ist ein Arschloch – hilfst Du mir?“ hatte Hamburgs Spitzenkandidat der Piraten von 2011, Claudius Holler, am Mittwoch sein Video bei Youtube hochgeladen. Kurz zuvor hatte seine Ärztin bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert.

In dem fast 17-minütigen Hilferuf schildert Holler sein Problem: Er habe sich nach einer unverschuldeten Beinahe-Pleite der mit seinem Bruder aufgebauten Firma selbst entlassen müssen und habe jetzt keine Krankenversicherung mehr. Da nun aber eine Operation und Chemotherapie anstünden, fordere die Krankenkasse 9000 Euro Nachzahlungen.

Hollers Video wurde 25.000 Mal aufgerufen

Das Echo auf Hollers Aktion war enorm. Binnen eines Tages wurde der Hilferuf des in der Internet-Community gut vernetzten früheren Piraten-Politikers bei Facebook und Twitter (unter dem Hashtag #hollerkaputt) zehntausendfach geteilt und das Video rund 25.000 Mal angesehen.

Die vielen Reaktionen und der große Zuspruch aus dem Netz hätten ihn völlig überrascht, sagte Holler dem Abendblatt am Donnerstagnachmittag. Er komme derzeit kaum hinterher, auf alle Nachrichten zu antworten.

Spenden reichen für Schulden bei der Kasse

Neben dem tausendfachen emotionalen Zuspruch haben auch sehr viele Menschen Holler eine Spende überwiesen. Es sei bereits ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen, sagte Holler am Donnerstagnachmittag. Damit könne er wohl seine Schulden bei der Krankenkasse begleichen.

„Viele Leute haben mir von ihren eigenen Erfahrungen mit Krebs berichtet“, so Holler. „Ich habe auch von sehr vielen Männern Zuspruch bekommen, die nach einer Operation selbst nur noch einen Hoden haben.“ Außerdem hätten ihm viele Menschen geschrieben, die wie er als in Schwierigkeiten geratene Selbstständige auch keine Krankenversicherung mehr hätten. Das zeige, dass das womöglich ein grundsätzliches Problem sei.

Talkshow-Einladung von Markus Lanz

Angesichts seines mutigen Videos und der enormen Reaktion hat mittlerweile auch die Redaktion der Talkshow von Markus Lanz bei Holler angefragt, ob er in die Sendung kommen wolle.

Wie es nach der nötigen Operation weitergehe, könne er noch nicht genau sagen. Vermutlich folge eine dreimonatige Reha. Danach will er sich an den Aufbau seines gemeinnützigen Skaterprojekts machen.

Holler ist überwältigt von der Hilfe

Die überbordende Hilfe für den Ex-Piraten zeigt, dass es im Internet glücklicherweise nicht nur Hass und Pöbeleien gibt, wie es bisweilen den Anschein hat. Das Netz bringt eben auch immer wieder das Gute in den Menschen mit Macht zum Vorschein: Solidarität, Zuwendung und Menschlichkeit.

Holler selbst fasste seine Rührung in Tweets bei Twitter zusammen. „Vielleicht habe ich heute Dinge gelernt, die mir das Internet in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen und die Welt drum rum auch. WOW!“, schreibt der Mann, der so offen mit seiner Not umgegangen ist – und dabei zuerst so unsicher war. „Da kriegste volles Rohr auf’s Maul und auf einmal Bämm...soviel Liebe. Mir fehlen die Worte. Das passiert selten.“