Die Abendblatt-Serie für alle, die Hamburg schon gut kennen, aber immer wieder neu oder anders entdecken wollen. Teil 4.

The Table
Drei Sterne leuchten seit dem vergangenen Jahr über der HafenCity. Da hat Kevin Fehling sein Restaurant The Table an der Shanghaiallee eröffnet. Seine drei Michelin-Sterne hatte der umtriebige Küchenkünstler an seiner bisherigen Wirkungsstätte in Travemünde gelassen. Aber im November zeichnete ihn die französische Gourmet-Bibel wieder mit der begehrten Ehrung aus, und seitdem hat die Hansestadt ihr erstes Dreisternerestaurant und eines von elf bundesweit. Herzstück des Restaurants mit hohen Decken und Betonwänden ist ein einziger schlangenförmiger, thekenartiger Tisch aus dunklem Kirschholz, an dem 18 bis 20 Gäste Platz nehmen können. Durch die geschwungene Form sind variable Einteilungen in unterschiedlich große Sitzgruppen möglich. Vom Tisch aus sollen die Feinschmecker dem Geschehen in der Küche zusehen und sich zugleich von Fehling und seiner bewährten Mannschaft um Sommelier und Restaurantleiter David Eitel, die er aus Travemünde mitgebracht hat, umsorgt fühlen. Den Ablauf des Abends gestalten der Küchenchef und sein Team so, dass die Gäste entweder um 19 oder um 20 Uhr erscheinen. Die Gerichte des Menüs werden dann jeweils nahezu zeitgleich zubereitet und serviert. Zum mehrgängigen Geschmackserlebnis gehören Soft- Shell-Crab mit Mojito, geflämmter Saibling, Tatar und Kaviar, Bouillabaisse auf drei Arten, Rehrücken mit Hagebutte und Kakaojus sowie Piña Colada Macaron. Ein Besuch ist nicht preiswert, muss früh geplant werden, bleibt aber lange im Gedächtnis.
Shanghaiallee 15, Tel. 22 86 74 22, Di–Sa 19 und 20 Uhr So/Mo geschlossen, www.thetable-hamburg.de

Friedrich Fett
Hier kommt man nicht so einfach vorbei, sondern muss mit Bus und Bahn hinfahren. Parkplätze gibt es kaum im Wohngebiet in Altona. Aber die Tour ins Friedrich Fett lohnt. Vor anderthalb Jahren eröffnete der kulinarische Ableger des Clubs Uebel & Gefährlich in Ottensen in der linksalternativen Werkstatt 3. Entstanden ist ein Laden mit zurückhaltender Beleuchtung und abgezogenen Dielen, der als Nachbarschafts-Stammlokal taugt. Auf der Karte stehen Guacamole und bunte Salate, Ziegenkäse, im Bananenblatt gegrilltes Lachsfilet, tunesische Poulardenbrust, Pasta und Gemüsecurry mit Kokosmilch auf Reis. Die Getränkepreise sind fair kalkuliert.
Nernstweg 32–34, Tel. 015732 01 28 93, Mo–Sa 18–23 Uhr, So geschlossen, www.friedrichfett.com

Copper House
Live ist vieles auf St. Pauli, im Copper House ist es das Cooking. Zwischen Hafen und Reeperbahn kommt hier vielfältige asiatische Küche auf den Tisch. Die Gäste kreieren ihr Lieblingsgericht aus marktfrischen Zutaten, Köche bereiten es vor ihren Augen auf dem Teppanyaki-Grill zu. Natürlich gibt es auch asiatische Klassiker à la carte.
Davidstraße 37, Tel. 75 66 20 11, täglich 121 Uhr, www.copperhouse.de

Erikas Eck in der Sternstrasse; Gastro Tip;
Magazin / M.Fischer
Erikas Eck in der Sternstrasse; Gastro Tip; Magazin / M.Fischer © HA | Andreas Laible

Erika`s Eck
Nachts quält der Hunger, aber der Kühlschrank ist leer, Geschäfte und Restaurants haben längst geschlossen. Ein einsames Licht in der Dunkelheit verspricht Erlösung. Ein großes Schnitzel mit knusprigen Bratkartoffeln kommt auf den Tisch – Erika’s Eck ist die Rettung. Der Hamburger Schlachthof war vor 40 Jahren der Ursprung dieses etwas anderen Restaurants. Hier ließen sich die Schlachter mit dem besten Fleisch verköstigen, das auf dem Markt war. Schnitzel, handfeste Steaks, Bauernfrühstück, Roastbeef, Currywurst, Sauerfleisch und Rundstück warm stehen auf der bewährten Karte dieses Familienbetriebs, den Stefan Wilms in der zweiten Generation führt. Legendär sind auch die belegten Brötchen mit Roastbeef, Schweinebraten, Schinken, Beefhack, Pute, Kochschinken, Kasseler, Salami, Jagdwurst, Bierschinken und Mett, Käse, Ei, Lachs und Krabben, Fleisch- und Seelachssalat. Viele Stammgäste lieben das Ambiente, das so geblieben ist wie vor 40 Jahren. Zu den Fans der nächtlichen Speisung gehören Hamburger Taxifahrer, Polizisten und andere Spätarbeiter, aber auch Koch Tim Mälzer. Der könnte sich zwar selbst ein Stück Fleisch in die Pfanne hauen, aber er lässt sich eben lieber verwöhnen wie früher die Schlachter.
Sternstraße 98, Tel. 43 35 45, Mo–Fr 17–14 Uhr, Sa/So 17–9 Uhr, www.erikaseck.de

Gasthaus Offen, Lemsahl-Mellingstedt, Hamburg
Gasthaus Offen, Lemsahl-Mellingstedt, Hamburg © Gasthaus Offen

Gasthaus Offen
Seit mehr als 100 Jahren gibt es dieses Wirtshaus – das heimliche Herz von Lemsahl- Mellingstedt. Hier am grünen Rand der Stadt haben Generationen Konfirmation, Abi, Hochzeit, runde Geburtstage und Jubiläen gefeiert. Grünkohl, Gulaschsuppe, Schweinebraten, Sauerfleisch, Aal in Gelee und Gänsekeule in Sauer stehen auf der Karte. Dazu aus der großen Eisenpfanne Bratkartoffeln, die viele für die besten Hamburgs halten.
Lemsahler Dorfstraße 39, Tel. 608 38 35, Mo, Di, Do, Fr ab 16 Uhr, Sa/So ab 16.30 Uhr, Mi geschlossen, www.Gasthaus-Offen.de

Andronaco
Pizza, Pasta, Frutti di Mare, Tiramisu – im italienischen Großmarkt Andronaco in Billbrook lohnt der Besuch im Bistro. Wer eh in der Gegend ist, um in einem großen Möbelhaus Kerzen zu kaufen, sollte die dortigen Fleischbällchen auslassen und lieber mediterrane Küche probieren. Und die Stimmung ist so, wie sich der Hamburger die Küche von Nonna in Neapel vorstellt.
Halskestraße 48, Tel. 78 08 13 51, Mo–Fr 9–19 Uhr, Sa 9–18 Uhr, So geschlossen, auch Märkte in Bahrenfeld und der HafenCity, www.andronaco.info

LIVE Gastro-Seite: Kaffeeklappe in Wilhelmsburg.  Koch und Betreiber Volker von Witzleben-Wurmb
LIVE Gastro-Seite: Kaffeeklappe in Wilhelmsburg. Koch und Betreiber Volker von Witzleben-Wurmb © HA | Marcelo Hernandez

Kaffeeklappe
Früher gehörten die Kaffeeklappen zum Hafen wie die Stückgutfrachter. Diese Kantinen sollten die Lohnarbeiter weg vom Schnaps bringen. Stattdessen gab es Kaffee und starke Suppe, aus der Klappe heraus serviert. Tempi passati. Der Freihafen ist Geschichte, diese Versorgungsstätten auch. Als KaffeeklappeWilhelmsburg lässt dieses Bistro die Tradition wieder aufleben, natürlich deutlich modernisiert. Regionale Zutaten, vieles in Bioqualität, und ein großes veganes Angebot, zum Beispiel Stullen mit Pastinaken-Aufstrich, stehen auf der Karte. Es gibt einen wechselnden Mittagstisch und die Suppe der Woche, außerdem nachmittags Kuchen. Am Wochenende wird Sonntagsbraten serviert. Betreiber Volker von Witzleben, eigentlich studierter Stadtforscher, steht selbst am Herd.
Fährstraße 69, Tel. 325 362 69, Di–Fr 8–20 Uhr, Sa/So 10–20 Uhr, Mo geschlossen, www.kaffeeklappe.hamburg

Restaurant TrüffelSchwein, Hamburg
Restaurant TrüffelSchwein, Hamburg © Restaurant TrüffelSchwein

Trüffelschwein
Die Auszeichnung kam im vergangenen November. Der Guide Michelin verlieh dem Restaurant Trüffelschwein in Winterhude einen Stern. Chefkoch Kirill Kinfelt freute sich sehr und meinte, das Gütesiegel gelte dem ganzen Team. Seit fast drei Jahren führt der Küchenkünstler mit fünf weiteren Mitstreitern das Lokal mit 30 Plätzen am Mühlenkamp. Den Stern sieht er auch als Anerkennung dafür, dass man dort etwas wage und die Aromen anders kombiniere. So gibt es zum Beispiel Eismeerforelle mit Schwarzwurzel und Grapefruit, Ragout von der Entenkeule mit Rosenkohl und Senf oder ein Gericht aus Tomate, Himbeere und Sauerteig. Kinfelt hat sein Handwerk bei Zweisternekoch Thomas Martin im Jacobs gelernt. Zur Seite steht ihm Jana Husemann, verantwortlich für den Service und die Weinauswahl.
Mühlenkamp 54, Tel. 696 564 50, Di–Sa 18–24 Uhr, So/Mo geschlossen, www.trueffelschwein-restaurant.de

Die Expertin
In der Hansestadt gibt es mehr als 5500 Lokale, vom Imbiss bis zum Sternerestaurant, von der Strandbar bis zur Eckkneipe. Autorin Marlies Fischer hat viele besucht und lernt gern neue kennen. Die langjährige Abendblatt-Redakteurin isst gern asiatisch und italienisch oder griechisch. Sie mag nur keine Innereien und kein Hammelfleisch, weder Graupen noch Schwarzwurzeln oder Steckrüben und auch keinen Karpfen. In alter Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Lübeck darf’s aber gern mal Marzipan zum Nachtisch sein.