Hamburg . 4000 Besucher feiern, bevor die Steine fliegen. Mehrere Feuer am Elbstrand bleiben kalt – die große Hamburger Osterbilanz.

Es war ein Osterfest der Kontraste: Im Schanzenviertel besuchten Tausende friedlich das Frühjahrsfest, doch wenig später kam es zu Ausschreitungen. An der Elbe wollten Zehntausende die Osterfeuer brennen sehen. Doch wegen Funkenfluges durfte nur eines der vier Osterfeuer unter Aufsicht der Feuerwehr abgebrannt werden. Dazu bot das Wetter einen Mix der Extreme: Nach dem Sonnenschein am Sonnabend fiel das Ostereiersuchen am Sonntag vielfach ins Wasser.

Am Sonnabend hatten rund 4000 Hamburger das alternative Schanzenfest besucht. Es war in diesem Jahr vorverlegt worden – als Protest gegen die Kündigung von Mietern des sogenannten Schanzenhofs. Die Polizei sprach von einer zunächst „absolut ruhigen, absolut friedlichen Stimmung“. Doch kurz nach dem Abbau kam es im Bereich des Stands einer Initiative zu einem ersten Kleinfeuer. Später gab es richtig Ärger. Mehrfach wurden von 20.30 Uhr an im Bereich Schanzenstraße und Bartelsstraße kleine Feuer angesteckt und Hindernisse auf die Straße gezogen.

Gegen 21.20 Uhr formierte sich im Bereich Susannenstraße ein aus etwa 40, teilweise vermummten Personen bestehender Aufzug, der wenige Meter weit zog, bevor er sich auflöste. Dabei kam es zu Stein- und Flaschenwürfen auf die Polizei. Ein Porsche wurde mutwillig demoliert. Die Polizei war mit rund 200 Beamten vor Ort. Auch Wasserwerfer wurden eingesetzt, um zahlreiche Kleinfeuer zu löschen. Sechs Personen wurden im Zusammenhang mit den Ausschreitungen von der Polizei festgenommen. „In drei Fällen ist ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch nach Stein- und Flaschenwürfen eingeleitet worden“, sagt Hauptkommissar Jörg Schröder.

Polizei liefert sich Straßenschlacht mit Randalierern

Eine Hundertschaft der Polizei war im Einsatz nach dem Schanzenfest
Eine Hundertschaft der Polizei war im Einsatz nach dem Schanzenfest © Michael Arning
Auch die Polizei löschte auf der Schanze Feuer
Auch die Polizei löschte auf der Schanze Feuer © Michael Arning | Michael Arning
Ein Wasserwerfer fährt auf eine brennendes Stück Karton zu
Ein Wasserwerfer fährt auf eine brennendes Stück Karton zu © Michael Arning
Immer wieder zündeten Randalierer kleinere Feuer an
Immer wieder zündeten Randalierer kleinere Feuer an © Michael Arning
Bis in den Abend hatten auf dem Schanzenfest noch Tausende Besucher friedlich gefeiert
Bis in den Abend hatten auf dem Schanzenfest noch Tausende Besucher friedlich gefeiert © Michael Arning
Polizisten bauen sich am Rande des Festes auf
Polizisten bauen sich am Rande des Festes auf © Michael Arning
Ein Polizist tritt eine Pappe weg, die kurz zuvor noch in Flammen stand
Ein Polizist tritt eine Pappe weg, die kurz zuvor noch in Flammen stand © Michael Arning
Mitten auf der Schanzenstraße steht ein Wasserwerfer der Polizei
Mitten auf der Schanzenstraße steht ein Wasserwerfer der Polizei © Michael Arning
Ein Polizist steht neben einem Kleinfeuer und wird von eine Gruppe Schanzenfestbesucher beobachtet
Ein Polizist steht neben einem Kleinfeuer und wird von eine Gruppe Schanzenfestbesucher beobachtet © Michael Arning
1/9

Enttäuschend verliefen die Osterfeuer für die rund 15.000 Besucher, die am Sonnabend an den Elbstrand bei Blankenese gekommen waren. Dort waren vier Osterfeuer aufgeschichtet worden. „Schon kurz nach dem Entzünden des ersten Osterfeuers hatte es massiven Funkenflug gegeben“, so ein Feuerwehrmann. Die Polizei gestattete zunächst nicht, die drei weiteren Feuer zu entzünden. Erst als die Feuerwehr bereitstand, brannte das zweite Osterfeuer. „Aber auch dort entstand so massiver Funkenflug, dass es wieder abgelöscht werden musste“, heißt es von der Feuerwehr. Die Gefahr, dass Reetdachhäuser am Elbhang Feuer fangen, war einfach zu groß gewesen. Später brannte unter Aufsicht der Feuerwehr ein drittes Osterfeuer nieder.

Nur zwei der vier Osterfeuer durften
zunächst brennen
Nur zwei der vier Osterfeuer durften zunächst brennen © dpa | Axel Heimken

Auch das gehörte zum langen Wochenende: Am Sonntag riefen die Geistlichen in Gottesdiensten zur Zuversicht in Krisenzeiten auf. Bischöfin Kirsten Fehrs sagte im Lübecker Dom, wichtig sei es, kleine Geschichten der Hoffnung weiterzuerzählen. Damit erreiche die Gesellschaft viel mehr als mit moralischen Appellen. Am Ostermontag fanden die traditionellen Ostermärsche statt. Rund 1100 Menschen demon­strierten in Hamburg gegen Bundeswehreinsätze und Rüstungsexporte. Mit Plakaten und Flaggen, auf denen Sprüche wie „Stoppt das Töten“ oder „Waffenexporte in den Nahen Osten stoppen“ standen, zogen die Protestler durch St. Georg. Organisiert wurde die Demonstration vom Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung. Unterstützer waren kirchliche Gruppen, Gewerkschaften und linke Parteien.

Für beste Unterhaltung sorgte über die Osterfeiertage derweil Radio Hamburg. Beim traditionellen Ostermegahit-Marathon wurden 827 Titel gespielt. Das Bühnenprogramm auf der Mönckebergstraße lockte rund 15.000 Menschen an. Das Publikum konnte dort live unter anderen den Comedian Chris Tall und die deutsche Sängerin Jamie-Lee Kriewitz aus Niedersachsen hören. Die 18-Jährige wird Deutschland beim „European Song Contest“ in Stockholm vertreten. Mit Spannung warteten die Radio- Hamburg-Fans bis in den Abend auf den Top-eins-Titel. Der meistgewünschte Song war „Hello“ von Adele.

Tausende feiern bei Sonnenschein das Schanzenfest

Feiern und demonstrieren: Mit dem Schanzenfest  wurde auch gegen Gentrifizierung des Schanzenhofes protestiert
Feiern und demonstrieren: Mit dem Schanzenfest wurde auch gegen Gentrifizierung des Schanzenhofes protestiert © dpa | Markus Scholz
Zahlreiche Beuschner flanieren über den Straßenflohmarkt im Schanzenviertel
Zahlreiche Beuschner flanieren über den Straßenflohmarkt im Schanzenviertel © dpa | Markus Scholz
Die Hamburger genießen die Sonne  am Flohmarkt am Neuen Kamp
Die Hamburger genießen die Sonne am Flohmarkt am Neuen Kamp © dpa | Markus Scholz
Dort an dem Live-Club Knust lääst es sich gut auf der großen Treppe aushalten
Dort an dem Live-Club Knust lääst es sich gut auf der großen Treppe aushalten © dpa | Markus Scholz
Tausende Menschen kamen am Nachmittag auf die Schanze
Tausende Menschen kamen am Nachmittag auf die Schanze © dpa | Markus Scholz
1/5