Hamburg. Mutter ist in den Fokus geraten. Nachbarn hatten Partys und Streitereien gemeldet. Tochter soll zum Betteln geschickt worden sein.
Nach dem Tod des sieben Monate alten Jungen, der in Horn in seinem Gitterbettchen erstickte, hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen die 26 Jahre alte Mutter eingeleitet. Das bestätigte die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. Zunächst war von einem Unglücksfall ausgegangen worden.
Im Zuge der Ermittlungen durch Todesermittler der Mordkommission hatten sich aber Hinweise auf eine mögliche Vernachlässigung ergeben, durch die die Mutter in den Fokus der Staatsanwaltschaft geriet. Die Frau und ihre vier Kinder waren bei Nachbarn an der Horner Rennbahn bekannt. Mehrmals, so heißt es im Umfeld der Wohnung, hatten sich Nachbarn an das Jugendamt gewandt.
Älteste Tochter soll zum Betteln geschickt worden sein
Der Grund sollen laute Partys, Streitereien oder Geschrei in der Wohnung der Mutter gewesen sein. Die älteste Tochter der Frau, eine Neunjährige, soll häufiger zum Betteln in einen nahen Kiosk geschickt oder für Hausarbeiten eingespannt worden sein.
Am Montag war der Notarzt in die Wohnung der Familie im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses gerufen worden. Zuvor hatten die Frau und ihr Lebensgefährte den Säugling leblos in seinem Bettchen entdeckt. Das Kind hatte sich stranguliert.
Gegen den Freund der Mutter liegt Haftbefehl vor
Wiederbelebungsversuche der Rettungskräfte waren erfolglos geblieben. Noch in der Wohnung wurde der Tod des Babys festgestellt, das anschließend zur Obduktion in die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) kam. Wie genau das Baby zu Tode gekommen war, wurde zunächst nicht bekannt.
Polizisten hatten kurz nach dem Eintreffen den Lebensgefährten der Mutter abgeführt, denn die routinemäßige Überprüfung der Personalien des Mannes hatte ergeben, dass gegen ihn ein Haftbefehl bestand, der mit dem Tod des Kindes aber in keiner Verbindung stand.
In der Nachbarschaft hatte der Tod des Säuglings große Betroffenheit ausgelöst. Vor dem Haus wurden Kerzen und ein Schokoosterhase aufgestellt und Blumen niedergelegt. Auf einem handgeschriebenen Zettel steht: „Ruhe in Frieden, kleiner Engel.“
Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft gegen die Mutter dauern an. Gründe für einen Haftbefehl gibt es allerdings nicht. Die Frau ist weiterhin auf freiem Fuß.