Hamburg . Unternehmern wechselt Besitzer. Angeblich sollen nur 80 Millionen Euro als Kaufpreis fließen. Mehr globale Reichweite ist das Ziel.
Überraschende Nachricht von einem der bekanntesten Onlinespiele-Anbieter Deutschlands. Bigpoint aus Hamburg wird vom chinesischen Konkurrenten Youzu übernommen. Das Zusammengehen mit Youzu Interactive solle die globale Reichweite vergrößern, erklärte die Hamburger Firma am Dienstag. „Zusammen werden Bigpoint und Youzu einen der ersten wirklich globalen Marktplätze für Online- und Mobilegames bilden und über bedeutende Marktanteile in über 200 Ländern verfügen“, hieß es von Bigpoint, der sich am Dienstag zu Details des Verkaufs nicht äußern wollte. Youzu spezialisiert sich auf Spiele mit vielen Teilnehmern wie „League of Angels“. Die Nachrichtenagentur Reuters will von einem Kaufpreis in Höhe von 80 Millionen Euro erfahren haben. Das ist bemerkenswert, weil der Wert von Bigpoint Anfang 2011 noch auf 600 Millionen Euro taxiert wurde. Allerdings galt das Unternehmen damals mit seinen Angeboten als führend im Markt der kostenlos zu spielenden Games. Bigpoint, gegründet 2002 von Heiko Hubertz, wurde unter anderem mit Spielen wie „Farmerama“ oder „Battlestar Galactica Online“ bekannt. Mehrheitseigentümer der Firma mit Sitz in der Innenstadt waren zuletzt Finanzinvestoren.
Bereits im Jahr 2012 hatte sich Gründer Hubertz aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und wechselte in den Aufsichtsrat. Damals hielt er noch 30 Prozent der Anteile. In dieser Zeit litt das Unternehmen unter der stärkeren Konkurrenz und den hohen Kosten für die Entwicklung neuer Spiele. Es stand ein erheblicher Jobabbau bei dem einstmals so beliebten Arbeitgeber, der mit großen Partys und Eventräumen für viele Mitarbeiter zu einer zweiten Familie geworden war. Die 800 Beschäftigten konnten mit den Einnahmen aus den Spielen nicht mehr bezahlt werden.
Hubertz selber kam mit der Idee, Spiele zu entwickeln, die man direkt im Browser spielen kann, früh zu viel Geld. Mit Mitte dreißig besaß er ein Vermögen von mehr als 250 Millionen Euro und wurde damit zu einem der reichsten Hamburger. Hubertz begann bereits als Schuljunge, Spiele zu programmieren, half Nachbarn bei Computerproblemen und wurde in seiner Heimat Heide früh als IT-Experte bekannt. Schon wenig später baute er viel Gefühl für den Markt die Internetfirma auf. Mehr als 300 Millionen registrierte Nutzer zahlten bei Spielen wie „Farmerama“ für virtuelle Traktoren und Saatgut. Später unterstützte Hubertz mit seiner Beteiligungsgesellschaft Digital Pioneers Start-ups mit dem Potenzial, international erfolgreich zu werden. Darunter etwa die Flohmarkt-App Stuffle oder das Scoring-Start-up Kreditech. Aktuell kümmert sich Hubertz um eine Firma, die das Casino-Spiel ins Internet bringt. Der 40-Jährige lebt in Hamburg auf der Uhlenhorst und auf Mallorca, oft trifft man ihn auch im Stadion seines Heimatclubs, dem HSV.
Bei Bigpoint hatte es zuletzt einige Wechsel im Management gegeben. Aus Sorge vor weiteren Sparprogrammen hatten die Beschäftigten einen Betriebsrat gewählt. Wie es jetzt für die Mitarbeiter in Hamburg weitergeht, war vorerst nicht zu erfahren.