Norderstedt . Das Unternehmen stellt Innovationen vor, hilft bei der Fertigung von Elektrobatterien. Mehr als 4000 Mitarbeiter weltweit.

Mit ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Robert Gereke setzt die Beiersdorf-Tochter Tesa verstärkt auf Innovationen. Neben den üblichen Produkten hat das Unternehmen, das im vergangenen Jahr seine Zentrale aus Platzmangel von Hamburg nach Norderstedt verlegt hatte, nun einen Nagel in Kombination mit einer flüssigen Klebeschicht entwickelt. Dieser bleibt selbst auf rauen Flächen haften. Wer zwei der Nägel nebeneinander befestigt, kann sogar – inklusive Vorrichtung – ein Alufahrrad an die Wand hängen. Bislang ist die Innovation noch nicht in Baumärkten und anderen Geschäften erhältlich, die Markteinführung erfolgt aber in diesem Jahr.

„Marktstudien zufolge werden künftig Klebenägel und extrastarke Klebestreifen zum weiteren Umsatzwachstum beitragen“, sagt Gereke. Sein Nachfolger im Vorstand wurde am 1. Januar Oliver Höfs. Er ist seit 1998 im Unternehmen und ist für Handelsmarken zuständig. Gereke war zuvor Industrievorstand und ist bereits seit mehr als 20 Jahren im Konzern. Sein Vorgänger Thomas Schlegel ist Ende Januar ausgeschieden. „Wir hatten 2015 ein stabiles Jahr“, sagt Gereke. Er erwartet in diesem Jahr ein Umsatzplus von zwei bis vier Prozent. Das wäre ein Wachstum, das leicht über dem Gesamtmarkt liegt. Tesa ist in den vergangenen Jahren zum Hightech-Konzern geworden. Produkte wie Tesafilm, Büro- und Heimwerkerartikel oder Powerstrips machen nur noch einen kleinen Teil der gesamten Palette aus. Lediglich ein Viertel des Umsatzes entfällt aktuell auf Produkte für den Endverbraucher, 75 Prozent werden zum Beispiel mit technischen Klebebändern für die Industrie erlöst.

Die USA waren im vergangenen Jahr mit 17 Prozent Umsatzplus der größte Treiber des weltweiten Tesa-Wachstums, während Asien, vor allem China, schwächelte. Auch in Russland und Brasilien ging das Geschäft wegen der aktuellen Krisen zurück. Vor allem der Markt für Elektronik stagnierte 2015. Während die Absatzzahlen für Tablets zurückgingen, zog der Markt für Smartphones nur leicht an.

„Geprägt wurde das Geschehen von einem zunehmenden Preiswettbewerb unter den Herstellern – was auch den Markt für Klebebänder unter Druck setzte“, so Gereke. Tesa musste in diesem lukrativen Bereich Einbußen hinnehmen, auch weil sich ein Auftrag­geber bei einer Neuausschreibung im Klebebereich für Handys für einen Wettbewerber von Tesa entschieden hat. Die Folge ist ein Umsatzminus von 13,4 Prozent in diesem Bereich für die Beiersdorf-Tochter.

Das Unternehmen investiert jedes Jahr fünf Prozent seines Umsatzes in die Forschung und Entwicklung. Umso mehr freut sich Gereke über die guten Zahlen in Amerika, wo die Autoindus­trie wieder floriert. Der Tesa-Chef erwartet von der Branche auch im laufenden Jahr positive Impulse. Inzwischen macht die internationale Autoindustrie 20 Prozent des Geschäfts der Beiersdorf-Tochter aus. Über kurz oder lang dürfte das Geschäft noch mehr anziehen. Denn schon heute ist Tesa an der Fertigung von Elektrobatterien beteiligt. Die Norderstedter kleben die einzelnen Kammern der Batterien zusammen.

„Nach der aktuellen Studie E-Drive-Batteries 2025 der Unternehmensberatung A.T. Kearney werden die Batteriepreise für Elektrofahrzeuge bis zum Jahr 2025 um mehr als die Hälfte sinken“, sagt Gereke. Zudem kämen vermehrt Klebebänder in der Branche zum Einsatz, da diese nicht so schwer sind wie traditionelle Fügematerialien, zum Beispiel Nieten und Schrauben. Die Tapes werden künftig auch beim autonomen Fahren eingesetzt.

Die weltweit politischen Risiken und ihre Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung werden das Tesa-Geschäft auch 2016 beeinflussen. In Asien rechnet das Unternehmen für 2016 – abhängig von der weiteren konjunkturellen Entwicklung – mit einem moderaten Wachstum, an dem Tesa überwiegend im Automobilsegment partizipieren möchte. „Das Geschäft mit der Elektronikindustrie bleibt attraktiv, insgesamt ist jedoch in diesem Kundensegment nur mit leichtem Wachstum zu rechnen“, so Gereke. Einen Preis erhielt Tesa 2014, weil es das Patent für ein oranges Klebeband entwickelt hat, das bei Hybridfahrzeugen zum Einsatz kommt und Temperaturen von 125 bis 150 Grad aushalten kann, ohne dass es zu einem Kabelbrand kommt.

Der Spezialist für Klebetechnik hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 1,14 Milliarden Euro einen Gewinn von 191 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen (Ebit) erwirtschaftet. Die operative Rendite soll sich auf dem Niveau des Vorjahres bewegt haben, das sind ungefähr 17 Prozent. Beiersdorf und Tesa befinden sich im Besitz der Hamburger Kaufleute Michael und Wolfgang Herz und dessen Unternehmen Maxingvest, zu dem auch der Kaffeeröster Tchibo gehört.

Im Januar hatte Tesa seine neue, 170 Millionen Euro teure Zentrale mit Technologie- und Forschungszentrum in Norderstedt unmittelbar hinter der Hamburger Stadtgrenze bezogen. Weltweit arbeiten für Tesa 4109 Mitarbeiter, 1000 davon sind in der Firmenzentrale in Norderstedt beschäftigt, 430 im Hamburger Werk. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 28 Mitarbeiter eingestellt. Auch in diesem Jahr will Tesa weitere Arbeitsplätze weltweit schaffen, vielleicht sogar auch in Hamburg.