HafenCity. Sonderausstellung im Internationalen Maritimen Museum zeigt Fotos von Kadettinnen, Seefunkerinnen und Deutschlands erster Kapitänin.

Wer glaubt, die Seefahrt ist reine Männersache, wird im Internationalen Maritimen Museum eines Besseren belehrt. Vom 18. März bis Ende 15. Juni zeigt eine Sonderausstellung die Rolle von seefahrenden Frauen in der Geschichte – von 230 v. Chr. bis heute. Titel: „Frauen an Bord. Eroberung einer Männerdomäne“.

Es beginnt mit Teuta von Illyrien. Vor mehr als 2200 Jahren griff die Herrscherin eines Königreichs etwa auf dem Gebiet des heutigen Albaniens mit ihrer Flotte griechische Städte an und bot später auch den Römern die Stirn. Um 1000 n. Chr. standen zwei Wikingerinnen mit an der Spitze bei Fahrten nach Nordamerika – wahrscheinlich von Grönland aus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die zur See fahrenden griechischen Freiheitskämpferinnen Laskarina Bouboulina und Manto Mavrogenous nicht nur in der maritimen Männerwelt gefürchtet. Was Seeräuberin Anne Bonney schon Anfang des 18. Jahrhunderts trieb, setzte die chinesische Piratin Lai Choi San in den 1920er-Jahren fort.

„Bisher größte, international angelegte Ausstellung zu diesem Thema“

Die ebenso fachkundig wie liebevoll zusammengestellte Ausstellung spannt den Bogen bis in die Neuzeit, sowohl in der Handelsschifffahrt als auch in der Marine. „Es handelt sich um die bisher größte, international angelegte Ausstellung zu diesem faszinierenden Thema“, sagt Initiator Wulf Brocke, von dem Idee und Konzept stammen. Bei Museumschef Peter Tamm stieß er auf offene Ohren. Der Museumseintritt beinhaltet einen Besuch der Sonderausstellung. Im ersten Stockwerk des Kaispeichers B werden zwölf Kapitel mit fast 30 Einzelthemen gezeigt.

Sie handeln etwa von Seefahrerinnen, die in Männerkleidung auf den Schiffen des britischen Admirals Horatio Nelson Dienst taten, von deutschen Marinehelferinnen im Zweiten Weltkrieg, den ersten Seefunkerinnen hierzulande und von Annaliese Teetz aus Blankenese, Deutschlands erster Steuerfrau und Kapitänin. Zudem sind Motive der Pinneberger Fotografin Kathrin Wahrendorff zu sehen, die Seekadettinnen der „Gorch Fock“ mit ihrer Kamera begleitete.

„Insgesamt werden jahrhundertealte Vorurteile widerlegt, nur Männer könnten zur See fahren“, weiß Initiator Wulf Brocke. Begleitet wurde die Vorbereitung der Ausstellung von Gesprächen mit Frauen, für die das maritime Leben selbstverständlich war oder immer noch ist. Vorgestellt wird ebenfalls das Wirken Hamburger und norddeutscher Reederinnen. Zu ihnen zählen etwa Liselotte von Rantzau-Essberger und Lucy Borchardt, 1877 geborene Chefin der in Hamburg gegründeten Fairplay Schleppdampfschiffs-Reederei. Die Unternehmerin war jüdischer Abstammung und floh 1938 vor den Nazis nach London. Ihr wurde erst das gesamte Vermögen und dann die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Internationales Maritimes Museum, Koreastraße 1, 20457 Hamburg. Öffnungszeiten Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. www.imm-hamburg.de