Hamburg. Nach dem Aus für Hans im Glück eröffnet das umgebaute Restaurant in St. Georg. Es sei ein Potenzial für 300 bis 500 Filialen.
Patrick Junge sieht ein wenig abgespannt aus, er hat nur wenig Schlaf bekommen. Gerade mal einen guten Monat ist es her, dass sich der ehemalige Franchisenehmer der Edelburgerkette Hans im Glück in aller Öffentlichkeit mit der Zentrale in München verkracht hat. Seitdem hat der 38-Jährige fieberhaft an seinem neuen Konzept Peter Pane gearbeitet, ist zwischen seinen zwölf Restaurants in Norddeutschland hin- und hergejettet, hat die Umbauten überwacht, neue Rezepte ausprobiert, Personal geschult. „Ein Riesenakt“, sagt er.
Am heutigen Dienstagabend wird das umgebaute Restaurant an der Langen Reihe in St. Georg nun mit geladenen Gästen wieder eröffnet, der Startschuss für das normale Publikum ist am Mittwoch. Der zweite Hamburger Burgergrill am Schlump wird am 11. März an den Start gehen.
Was wirklich zwischen ihm und dem Gründer der Münchner Franchisekette, Thomas Hirschberger, vorgefallen ist, darüber will Patrick Junge am liebsten gar nicht reden. Er fühlte sich von der Zentrale gegängelt, diese warf ihm diverse Alleingänge und Vertragsbruch vor. Am Ende ging es offenbar um Kleinigkeiten. Eine Abmahnung kassierte der Lübecker beispielsweise, weil er Freigetränke für Schüler anbot, die ein gutes Zeugnis mit nach Hause brachten.
"Wir sind keine Hans-im-Glück-Kopie"
Schließlich herrschte Funkstille zwischen den Partnern, die zuvor die deutsche Gastro-Szene aufgemischt und etablierten Fast-Food-Ketten wie McDonald’s oder Burger King die Kunden abspenstig gemacht hatten. „Lassen Sie uns lieber von meinem neuen Konzept sprechen“, sagt der Unternehmer und stellt sofort klar: „Wir sind keine Hans-im-Glück-Kopie.“
Ungewöhnliche Burgerkreationen und Cocktails verkauft Junge allerdings auch weiterhin. Die neue Speisekarte erinnert in Aufbau und Preisgestaltung stark an das alte Konzept – nur dass es statt Burgern wie „Eitler Gockel“ oder „Luftsprung“ nun Kreationen wie „Feige Ziege“ (Rindfleisch mit Ziegenkäse, Walnusskernen und Feigenchutney) oder „Blaue Fee“ (mit Tomaten-Oliven-Bratling, Blauschimmel und Bernsteinkäse) zu kaufen gibt. Speziell für die weibliche Kundschaft ist ein Brioche-Brötchen als Burger-Deckel hinzugekommen.
In der Küche am Schlump brät der stellvertretende Küchenchef gerade zwei tiefgefrorene Fleischstücke – sogenannte Patties – für den „Doppelten Peter“, mit knapp zwölf Euro der teuerste Burger auf der Speisekarte. „Wir haben unsere Lieferanten komplett gewechselt, das Fleisch stammt jetzt ausschließlich von deutschen Black Angus-Rindern“, sagt Junge. Auch die Saucen habe man zusammen mit einem Partner neu entwickelt.
Drei neue Restaurants in Hamburg geplant
Den neuen Namen Peter Pane – eine Mischung aus der Märchenfigur Peter Pan und Pane (italienisch: Brot) hatte sich Junge schon für ein anderes Produkt schützen lassen, als er noch Chef der gleichnamigen Bäckerkette aus Lübeck war. „Den musste ich nur reaktivieren, auch wenn die Rechte mittlerweile auf meinen Cousin übergegangen waren“, erzählt der Chef. „Die Figur des fliegenden Jungen Peter Pan passt gut zu uns. Sie sagt, dass wir nie erwachsen und immer in Bewegung bleiben wollen.“
Jeweils 200.000 Euro lässt sich Junge den Umbau seiner Restaurants von Hamburg über Berlin bis Rügen kosten. Verschwunden sind die Hans-im-Glück-typischen Birken im Innenraum, Junge hat sie an die Mitarbeiter verteilt. Zurückgeben musste er sie nicht, immerhin stammten sie aus seinem privaten Wald in Mecklenburg-Vorpommern. Stattdessen dominieren nun Holzdielen und goldene Fliesen den Raum. Eine Wolkentapete soll das Peter-Pan-Thema andeuten, eine wellenförmige Decke wird noch geliefert.
Mit seinem neuen Konzept will Junge noch in diesem Jahr stark expandieren. Allein in Hamburg sollen bis zum Sommer drei neue Restaurants in Blankenese, Winterhude und Eppendorf hinzukommen, die Mietverträge hatte der Peter-Pane-Chef schon in seiner Zeit als Hans-im-Glück-Franchisenehmer unterschrieben. Zwei weitere Burgergrills sind in Kiel und in Hannover geplant. „Durch die Neueröffnungen soll unser Umsatz von 32 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf rund 40 Millionen in 2016 ansteigen“, sagt Junge. „Auch in den kommenden Jahren werden wir unsere Expansion mit fünf bis sechs neuen Restaurants pro Jahr fortsetzen.“
Konkurrenz in der Edelburger-Szene wird immer härter
Einfach dürfte es allerdings nicht werden, dieses Tempo zu halten. Denn der ehemalige Partner Hans im Glück will nach der Trennung von seinem Franchisenehmer noch stärker wachsen. Bis zum Sommer sei die Eröffnung von 20 neuen Restaurants geplant, insgesamt sollen bis Jahresende etwa 40 bis 50 neue Filialen hinzukommen. Insgesamt sieht die Kette gar ein Potenzial für 300 bis 500 Filialen, wie eine Sprecherin dem Abendblatt bestätigte. Ob darunter auch neue Restaurants in Hamburg sind, wollte sie allerdings nicht sagen. Für konkrete Aussagen sei es derzeit noch zu früh, erklärte sie auf Anfrage.
In der Hansestadt ist der Markt für Gourmetburger hart umkämpft. Insgesamt gibt es mittlerweile ein gutes Dutzend an Wettbewerbern, die Peter Pane und Hans im Glück in Sachen Experimentierfreude teils in den Schatten stellen. So packen die Köche im Burger Lab an der Max-Brauer-Allee schon mal gebratene Blutwurst mit Stampfkartoffeln und geschmorten Äpfeln zwischen zwei Brötchendeckel. Die Kette Otto’s Burger lockt mit Rosmarin Pommes und Smokey Mayo und die Better Burger-Company am Gertrudenkirchhof verspricht gar: „Unsere Burger machen sexy.“