Hamburg. Anfangsschwierigkeiten des Museums sind überwunden. Inhaber investieren in die Schoko-Erlebniswelt 300.000 Euro

Der Biss in die rohe Kakaobohne überrascht. Sie schmeckt nach Früchten, säuerlich-erfrischend und so gar nicht nach Schokolade. Der Gästeführer im Chocoversum kennt den verdutzten Blick seiner Besucher: „Erst nach der Fermentation und dem Rösten entwickelt sich schließlich der typische Kakaogeschmack der Bohne“, erklärt der junge Mann in der hellbraunen Schürze den Weg zum beliebten Schoko-Aroma.

Das Chocoversum, ein Mitmachmuseum, das den Besuchern das Geheimnis der Schokolade näherbringen will, eröffnet von sofort an in neu gestalteten Räumen. 300.000 Euro haben die Inhaber in das Chocoversum investiert, das sich nach Angaben der Betreiber inzwischen zu einer Erfolgsgeschichte in der Hamburger Museumswelt entwickelt hat.

Im vergangenen Jahr hätten knapp 160.000 Besucher an den Touren (für 15 Euro) durch die Ausstellung teilgenommen, sagt Geschäftsführer Frank Müller-Wagner. Der Zustrom habe die Umgestaltung der 1200 Quadratmeter großen Räume erforderlich gemacht. Neue Erlebniswelten mit einem Tropenwald, einer Probierküche, wo Besucher eine eigene Tafel kreieren können, und die Liveschau mit Maschinen, die conchieren und verpacken, sollen das süße Erlebnis vertiefen. „Heute kommen wir auf ähnliche Besucherzahlen wie das Hamburger Dungeon“, sagt Müller-Wagner. Die Gewinnschwelle von 110.000 Gästen hat das Chocoversum auch 2014 schon überschritten – doch zuvor machten die Eigentümer schwierige Zeiten durch.

Es ist fünf Jahre her, als der Schokoladenhersteller Hachez in Hamburg das Chocoversum eröffnete. Das Ziel der Investition formulierte damals Hachez-Inhaber Hasso G. Nauck: Die Stadt solle um eine „touristische Attraktion bereichert“ werden, mit 200.000 Gästen im Jahr. Doch der Plan des Bremer Unternehmens, das in Hamburg ein größeres Besucherpotenzial als in seiner Heimatstadt vermutete, scheiterte. 2012, im ersten Geschäftsjahr, lockte das Chocoversum nur 60.000 Gäste in seine Ausstellung nahe dem Chilehaus. Zugleich verkauften die bisherigen Inhaber Nauck und Wolf Kropp-Büttner ihre Hanseatische Chocolade GmbH, zu der auch die Marke Feodora gehört, an die dänische Toms Gruppen A/S. Toms ist den Angaben zufolge der größte dänische Hersteller von Schokoladen- und Süßwaren und drei- bis viermal so groß wie Hachez. Da das Chocoversum seit Beginn als Firmentochter geplant war, die zum Gewinn beitragen sollte, trennte sich Hachez nach dem schleppenden Start von seinem Hamburger Museum.

Als Käufer für das hochgradig defizitäre Projekt fanden sich 2013 Ex-Hachez-Inhaber Wolf Kropp-Büttner und Frank Müller-Wagner zusammen, die das Museum bis heute als geschäftsführende Gesellschafter leiten. Noch heute besteht eine Partnerschaft mit der Marke Hachez, die sich nach Lindt als zweitgrößter Hersteller von Premiumschokoladen sieht.

„Der Wettbewerb unter den Touristenattraktionen ist hart“, sagt Müller-Wagner, ein Branchenexperte, der neben seinem Engagement beim Chocoversum auch die Erlebniskontor GmbH leitet. Zu seinen Projekten gehören das Klimahaus in Bremerhaven oder das Besucherzentrum der Meyer Werft. „Durch die Mobilität der Verbraucher und das Internet steigen die Ansprüche an Erlebniswelten“, weiß Müller-Wagner.

Wer es auf den Bewertungsplattformen nicht unter die besten Freizeitangebote schaffe, habe es schwer. Die Hamburger Top-Attraktionen bei Trip­Advisor führt das Miniatur Wunderland an, die nächsten Plätze belegen der Hafen, Planten un Blomen und die Speicherstadt. Chocoversum folgt auf Platz 20 und liegt damit noch vor der Kunsthalle und dem Fischmarkt. Wolf Kropp-Büttner ist überzeugt, dass das neue Konzept für ein weiteres Besucherplus sorgen kann, und er denkt in die Zukunft: Der Manager schließt nicht aus, seine Schoko-Erlebniswelt auch in anderen Städten zu eröffnen.

Chocoversum, Am Meßberg 1, Anmeldung für die Touren unter www.chocoversum.de