Hamburg. Staatsanwaltschaft prüft Verdacht der Insolvenzverschleppung des Hamburger Reiseunternehmers Vural Öger.
Die Insolvenz des Hamburger Reiseunternehmers Vural Öger zum Jahreswechsel könnte ein juristisches Nachspiel haben. Nachdem der Türkei-Reiseveranstalter seinen Geschäftsbetrieb einstellte, prüft die Staatsanwaltschaft jetzt wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung nach Paragraf 15a der Insolvenzordnung. Auslöser dieser Ermittlungen soll eine Anzeige gegen Öger gewesen sein, die der Hamburger Staatsanwaltschaft vorliegt. Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen.
Der früher erfolgsverwöhnte Öger, ein ehemaliges Mitglied der „Höhle der Löwen“-Jury vom TV-Sender Vox, die Start-ups beriet, musste sein Reiseunternehmen V. Ö. Travel einstellen, nachdem der Türkeitourismus wegen des Krieges in Syrien und der Machenschaften des sogenannten Islamischen Staates zusammenbrach. „In der Reisebranche herrscht ein ruinöser Preiskampf. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren jedes V. Ö.-Travel-Flugticket mit 60 bis 70 Euro subventioniert“, sagte er zum Jahreswechsel.
Das könne man nicht lange durchhalten. „Während wir um die 270 Euro für ein Ticket bezahlen müssen, können die großen Konzerne wegen ihrer Marktmacht die Preise drücken.“ 2015 soll V. Ö. Travel einen Verlust von drei Millionen Euro gemacht haben. Zudem belastet Öger, dass seine acht Hotels, die Tochter Nina in der Türkei managt, mangels Touristen meist nur noch halb ausgebucht sind – und inzwischen sogar noch weniger.
Bereits 1969 wurde Öger als 27-Jähriger nach seinem Bergbaustudium in Berlin zum Unternehmer in Hamburg. Er war vermutlich der erste türkische Geschäftsmann, der in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Mit seinem Reisebüro Istanbul bot er als erster Direktflüge in die Türkei an – für 395 Mark. „Damals ein halbes Monatsgehalt“, wie Öger sagte. Der Jungunternehmer charterte eine Maschine mit 114 Plätzen, die nach drei Tagen ausverkauft war. Doch das ist lange her.