Hamburg. Nachfahren des Hotelgründers überlassen dem Haus an der Binnenalster wertvolle Exponate, darunter Gemälde und Erinnerungsstücke.

Vor 119 Jahren gründete Friedrich Haerlin das Vier Jahreszeiten an der Binnenalster – damit legte der Schwabe den Grundstein für eines der bekanntesten Luxushotels in Deutschland. Zwar verkauften seine Nachfahren die Immobilie Ende der 80er-Jahre, doch bis heute ist der Name eng mit dem Haus verbunden. Das Gourmetrestaurant Haerlin, ausgezeichnet mit zwei Michelin-Sternen, erinnert noch immer an diese Ära.

Jetzt haben Anne Ulrich und Thekla Thomsen, deren Vater Fritz Haerlin das Vier Jahreszeiten von 1932 bis 1975 führte, Direktor Ingo C. Peters zahlreiche Erinnerungsstücke aus dem Nachlass ihrer Vorfahren überlassen. Diese Exponate haben einen Ehrenplatz in der Bibliothek des neu gestalteten Festsaals erhalten. Eine goldene Uhr unter einer Glasglocke fällt sofort ins Auge. Zwischen vier Säulen, die eine Art Portal bilden, befindet sich die eigentliche Uhr in einem runden Gehäuse. Im Jahre 1893 hatte Friedrich Haerlin dieses Schmuckstück, das wohl um 1860 in Frankreich gefertigt wurde, zum Abschied von seinen Angestellten im Hotel Bellevue Bern geschenkt bekommen, wo er Direktor war.

Das Hotel Vier Jahreszeiten wurde
kürzlich renoviert
Das Hotel Vier Jahreszeiten wurde kürzlich renoviert © HA | Bertold Fabricius

Auch zwei Ölgemälde in goldenen Prunkrahmen, die die Eltern Friedrich Haerlins zeigen, sind nun im Vier Jahreszeiten zu sehen. Wertvoll ist das 110-teilige Silberbesteck im tragbaren Holzkasten. Alle Teile tragen die Initialen von Friedrich Haerlin. Auch ein kostbares Silberservice, bestehend aus Kaffee-, Tee- und Schokoladenkanne, Zuckerdose und Milchkännchen – um 1890 hergestellt – wurde dem Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten überlassen.

Zudem Fotos, die das Leben der Familie Haerlin dokumentieren: „Meine Schwester und ich sind sehr glücklich darüber, dass Ingo C. Peters das Vier Jahreszeiten seit vielen Jahren mit so viel Einsatz und Engagement führt. Wir haben gedacht, dass es im Sinne unseres Vaters wäre, wenn wir dem Haus diese Erinnerungsstücke überlassen“, sagt Anne Ulrich.

Die beiden Schwestern haben sozusagen ihre Kindheit in dem Haus verbracht. Ulrich denkt gerne an die Zeit zurück und erzählt: „Es war immer ein ganz besonderes Erlebnis für uns, wenn wir mit unserem Vater zum Essen verabredet waren und im Restaurant am Direktorentisch Platz nehmen durften.“ Später haben die Schwestern in dem Familienbetrieb auch mitgearbeitet.

Als das Abendblatt gemeinsam mit Ingo C. Peters und seiner Frau Christiane einen Blick auf die Stücke wirft, ist den beiden die Begeisterung anzumerken. „Wir sind sehr glücklich, dass uns diese Exponate überlassen wurden. Jedes hat seine eigene Geschichte, und nun können sich auch unsere Gäste an diesen schönen Dingen erfreuen“, sagt Christiane Peters.

Und Ingo C. Peters ergänzt: „Die Familie Haerlin und das Vier Jahreszeiten werden für immer miteinander verbunden bleiben. Dass seine Nachfahren uns nun diese überlassen haben, ist eine sehr großzügige Geste.“

Diese Uhr bekam Friedrich
Haerlin zum Abschied
1893 in Bern geschenkt
Diese Uhr bekam Friedrich Haerlin zum Abschied 1893 in Bern geschenkt © HA | Klaus Bodig

Seit Ende der 80er-Jahre hat die Immobilie noch dreimal den Eigentümer gewechselt. Zum letzten Mal im Jahr 2013; seitdem hat die Unternehmerfamilie Dohle aus dem Rheinland hier das Sagen und bewahrt die Tradition des Hauses. Aber alles wurde auf den neuesten Stand gebracht: Mehr als 15 Millionen Euro steckten die neuen Eigentümer in die Modernisierung. Die 156 Zimmer und Suiten wurden neu gestaltet. Ebenso sämtliche Küchen, die beiden Festsäle und die Wohnhalle. Der Spa samt Fitnessstudio wurde erweitert und umgebaut, außerdem eine Dachterrasse für die Hausgäste eingerichtet. Auch das Café Condi und das Restaurant Haerlin erstrahlen in neuem Glanz.

In einem seiner wenigen Interviews sagte Kurt Dohle dem Abendblatt, was ihm wichtig ist: „Ein Hotel muss eine Seele haben, und die Gäste sollen sich wie zu Hause fühlen. All diese Kriterien erfüllt das Vier Jahreszeiten.“ Seine Geschäftsphilosophie beschrieb Dohle so: „Nur ein zufriedener Gast kommt auch wieder und macht zudem Werbung für das Haus. Deshalb muss alles 100-prozentig sein.“

Die Rundum-Modernisierung feiert die Nobelherberge an der Binnenalster am 1. März mit rund 500 geladenen Gästen bei einer „Vier Jahreszeiten Soiree“, und dann wird Direktor Ingo C. Peters auch die Exponate aus dem Nachlass der Gründerfamilie Haerlin stolz präsentieren.

Die Gäste sollen an diesem Abend das gesamte Haus erkunden können: „Es wird auch einen Blick hinter die Kulissen geben. Dazu gehört, dass die Gäste in der Küche hautnah dabei sein können, wenn die Köche die Speisen zubereiten“, sagt Peters.

Eine reich verzierte
silberne Kanne gehört
auch zu den Exponaten
Eine reich verzierte silberne Kanne gehört auch zu den Exponaten © HA | Klaus Bodig

Der Hotelmarkt in Hamburg boomt, auch in der Fünf-Sterne-Kategorie stehen zahlreiche Neueröffnungen an. Darunter im November das The Westin in der Elbphilharmonie und das The Fontenay an der Außenalster im Januar 2016. Wie sieht Peters die neue Konkurrenz? „Wir haben eine fast 120-jährige Tradition und sind ein Grandhotel mit allen Annehmlichkeiten der Neuzeit. Das wissen unsere vielen Stammgäste aus dem In- und Ausland zu schätzen, deshalb sehen wir den Neueröffnungen ganz entspannt entgegen.“ Das Vier Jahreszeiten gehört zu den bekanntesten Häusern in Europa. Hier steigen seit Jahrzehnten Wirtschaftsbosse, Showstars und gekrönte Häupter ab.