Hamburg . Das zeigt der aktuelle Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Jeder sechste Hamburger ist von Armut bedroht.

Die Zahlen sind alarmierend: Die Armutsquote bei Hamburger Rentnern ist auf 13,3 Prozent und damit auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Seit 2006 hat sich die Zahl sogar mehr als verdoppelt. Das geht aus dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde.

„Das Alter wird in Hamburg immer stärker zum Armutsrisiko“, sagt Joachim Speicher, Geschäftsführer des Paritätischen Hamburg. „Die Zahl der Betroffenen steigt jedes Jahr, unabhängig von der allgemeinen Armutsentwicklung.“ Diese negative Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen, warnt der Verband. Als Gründe nennt Speicher unterbrochene Erwerbsbiografien, hohe Teilzeitarbeitsquoten und niedrige Löhne bei hohen Mieten sowie Lebenshaltungskosten.

Armutsquote über bundesweitem Durchschnitt

Während die Armutsrisikoquote in Hamburg im Vorjahr mit 16,9 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht hatte, ist die Quote aktuell auf 15,6 Prozent gesunken. Sie liegt damit aber immer noch knapp über der bundesweiten Armutsquote von 15,4 Prozent.

Positiv bewertet der Paritätischen Wohlfahrtsverband, dass das Armutsrisiko bei den Hauptrisikogruppen wieder gesunken sei. Das höchste Armutsrisiko haben in Hamburg laut Bericht nach wie vor Erwerbslose (51,2 Prozent), Alleinerziehende (32,6 Prozent), Familien mit drei und mehr Kindern (34,7 Prozent) sowie Hamburger mit Migrationshintergrund (29,4 Prozent).

Jeder sechste Hamburger ist von Armut bedroht

„Von einer Entwarnung kann allerdings keine Rede sein, wenn nach wie vor mehr als jeder sechste Hamburger von Armut bedroht ist“, so Joachim Speicher. Als Gründe für die positive Entwicklung sieht er unter anderem die Einführung des Mindestlohns, den Ausbau der Ganztagsbetreuung und die Einführung der beitragsfreien fünfstündigen Kita-Betreuung. Diese bietet nicht nur Alleinerziehenden – hier sank die Armutsquote von 39,8 auf 32,6 Prozent – eine Möglichkeit zum beruflichen Wiedereinstieg. Die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, sei auch ein wichtiger Schritt, um Armut im Alter zu begegnen, so der Verband.

Zudem mahnt der Paritätische Wohlfahrtsverband, dass vor allem der Bund gefragt sei, zum Beispiel durch Rentenreformen und Reformen auf dem Arbeitsmarkt Altersarmut zu reduzieren. Aber auch Hamburg könne mit dem Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung für Langzeitarbeitslose, von sozialen Betreuungs- und Beratungsangeboten in den Bezirken und des sozialen Wohnungsmarktes seinen aktiven Beitrag leisten.

Armutsschwelle betrug 917 Euro

Zum Hintergrund des Armutsberichts: Die Armutsquoten beziehen sich auf das Jahr 2014. Datengrundlage ist der Mikrozensus, eine Befragung von etwa 370.000 Haushalten mit etwa 830.000 Personen. Die Teilnahme am Mikrozensus ist gesetzlich verpflichtend. Als armutsgefährdet gelten Menschen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt – bei Einpersonenhaushalten betrug diese Armutsschwelle im Jahr 2014 917 Euro, bei Familien mit zwei Kindern 1926 Euro.