Hamburg. Deutlich mehr Veranstaltungen, 5000 Firmenbesuche und zudem eine eigene Mitglieder-Hotline. Lob für Flüchtlinge.
Die Handelskammer Hamburg sucht stärker als bisher den Kontakt zu ihren gut 150.000 Mitgliedsunternehmen und will diesen intensiver erklären, in welchen Bereichen die Kammer ihnen nützlich sein kann. Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz kündigte in seinem Rückblick auf 2015 und dem Ausblick auf 2016 ein ganzes Bündel von Projekten zu Verbesserung der Kundenorientierung, der Mitgliedernähe und des Kontakts mit den Mitgliedern an, die teils bereits in den nächsten Tagen umgesetzt werden sollen. „Nicht alle Unternehmen wissen, was die Kammer tut, und wofür sie nützlich ist“, sagte Schmidt-Trenz. Das wolle man ändern.
Die Innovations- und Charmeoffensive mit dem programmatischen Titel „Ran ans Mitglied“ hatte die Kammer schon 2015 gestartet. Das E-Mail-Marketing wurde ausgebaut, sodass die Kammer nun deutlich mehr Mitglieder elektronisch erreichen könne, sagte Schmidt-Trenz. Seit Kurzem gibt es zudem eine Mitglieder-Telefon-Hotline (040/36 138-111). Sie solle „eine noch bessere telefonische Erreichbarkeit, kürzere Wartezeiten und schnelle Rückrufe garantieren“.
Bereits im vergangenen Jahr weitete die Kammer ihr Veranstaltungsangebot in den sieben Hamburger Bezirken erheblich aus. Die Zahl der Veranstaltungen auf Bezirksebene stieg von acht (2014) auf 37. Damit seien mehr als 3000 Besucher erreicht worden. Im Jahr zuvor seien es nur etwa 400 gewesen. „Wir erreichen damit auch Unternehmen, die die Angebote der Kammer vorher nicht genutzt haben“, sagte der Hauptgeschäftsführer.
Solche Firmen stehen auch im Zentrum des neuen Besuchs- und Kontaktprogramms. Den Unternehmen soll in persönlichen Gesprächen der Nutzen der Kammer erläutert und nahegebracht werden. Für 2016 seien 5000 Firmenbesuche mit diesem Ziel geplant, so Schmidt-Trenz.
Ebenfalls ein Teil des Bemühens um mehr Kundenorientierung sind die neuen und überarbeiteten Informationsangebote. Im Januar erschien erstmals die Zeitung „Handelskammer plus“ für die etwa 70.000 Kleingewerbetreibenden in der Kammer. Die Zeitung erscheint künftig viermal pro Jahr und hat drei wesentliche Themen: Die geldwerten Vorteile der Kammermitgliedschaft, Unterstützungsangebote für die Firmen und Erfolgsgeschichten aus der Arbeit der Kammer. Deren Mitgliedermagazin „hamburger wirtschaft“, das an die mehr als 60.000 Mitgliedsfirmen geht, die im Handelsregister eingetragen sind, erscheint Ende Februar in überarbeiteter Form – „moderner, leserorientierter und konkreter am Mitgliederinteresse ausgerichtet“.
Anfang März startet zudem die Internetseite der Kammer (www.hk24.de) in einem überarbeiteten Design. Auch hier lautete die Vorgabe: Mehr Orientierung am Nutzer. Unternehmen, Gründer und Auszubildende sollen künftig leichter und schneller die für sie wichtigen Informationen abrufen können. Mitte des Jahres soll zusätzlich das Kammerangebot in den sozialen Medien um einen zentralen Twitter- und Facebook-Kanal erweitert werden.
Eine bessere Vertretung der Interessen von kleinen und mittleren Unternehmen ist eine der Forderungen der sogenannten Kammerrebellen, die für grundlegende Veränderungen in der Kammer werben. Hauptgeschäftsführer Schmidt-Trenz betonte in seiner Jahresbilanz jedoch, „Ran ans Mitglied“ sei das Ergebnis sehr langfristiger Überlegungen und eines schon vor drei Jahren begonnenen Prozesses. „Die Handelskammer Hamburg konnte 2015 auch deshalb 350-jähriges Bestehen feiern, weil sie sich in ihrer Geschichte immer wieder neu erfunden hat. Diese Erkenntnis war für uns schon vor dem Jubiläum der Anlass, den Blick in die Zukunft zu richten.“
Ungewöhnlich deutliche Worte wählte Schmidt-Trenz im Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik. In den ersten Monaten der starken Zuwanderung hätten Überforderung und Staatsversagen das Bild in Deutschland und Hamburg bestimmt, es sei „nicht ordentlich regiert“ worden „Ich habe mich in Flüchtlingsunterkünften umgesehen und teilweise geschämt. Bisweilen fehlte es an einfachsten Dingen.“ Erst jetzt finde nach seinem Eindruck zählbare Arbeit statt und laufe die „langsam aber sicher“ in geordnete Bahnen. „Wenn die Bürokratie erst einmal ans Arbeiten kommt, dann ist sie auch effektiv.“
In Hamburg sei nun mit der Feststellung der Kompetenzen von 900 Flüchtlingen ein erster Schritt erfolgt. „Viele Flüchtlinge sind hoch konzentriert und engagiert“, sagte Schmidt-Trenz. Sehr oft aber sei die fehlende Sprachkompetenz das Problem. Das habe sich auch bei den bisher zwei Informationsveranstaltungen gezeigt, bei denen in der Handelskammer Flüchtlinge und Hamburger Unternehmen zusammengeführt worden seien. Die teilnehmenden Firmen hätten danach über sehr viele ausführliche Gespräche berichtet. „Etwa 20 Prozent dieser Kontakte haben zu irgendeiner Art von Beschäftigung geführt“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich Brehmer. Insgesamt müsse man bei der Integration von Flüchtlingen durch Ausbildung und Arbeit ehrgeiziger sein, sagte Schmidt-Trenz. Er erwartet, dass es 2016 zu diesem Thema „mehr gute Nachrichten geben wird“.