Hamburg. Studien belegen: Auf langen Ärmeln sind häufig Krankheitserreger. Mediziner arbeiten künftig in kurzärmeliger Kleidung.

Patienten, die demnächst in einer der sieben Hamburger Asklepios-Kliniken auf einen Arzt warten, sollten nicht mehr nach dem klassischen weißen Kittel Ausschau halten. Denn der Klinik-Konzern schafft die traditionellen Arztkittel in der täglichen Arbeit mit Patienten ab. Stattdessen tragen Ärzte zur weißen Hose einen kurzärmeligen weißen, sogenannten Kasack. An den Arztkittel erinnert nur noch der Stehkragen. Die Umstellung beginnt im April im Asklepios Klinikum Harburg.

Der Kittel war nicht nur eine Arbeitskleidung, sondern auch Statussymbol. Sein Verschwinden aus dem Krankenhausalltag hat hygienische Gründe: „Im vergangenen Jahr haben wir uns über verschiedene Hygienemaßnahmen Gedanken gemacht. Dabei tauchte die Frage auf, ob es auf den langen Ärmeln der Arztkittel zu einer Keimverschleppung kommt“, sagt Kai Hankeln, Asklepios-Konzerngeschäftsführer und verantwortlich für die Bekleidungsumstellung in allen bundesweit rund 100 Einrichtungen.

Experten des Berliner Robert-Koch-Instituts und der Weltgesundheitsorganisation haben in Studien nachgewiesen, dass auf langärmeligen Kitteln häufiger Krankheitserreger sind. Deswegen empfehlen sie kurzärmelige Arbeitskleidung. „Bestätigt fühlen wir uns durch eine Studie, die wir im September in Auftrag gegeben haben. Das Ergebnis zeigt, dass 65 Prozent sich bei einem Aufenthalt im Krankenhaus vor Ansteckung mit einem multiresistenten Keim fürchten“, sagt Hankeln. Bei den Ärzten stieß das neue Konzept auf unterschiedliche Resonanz. Wichtig war allen, dass Ärzte für Patienten deutlich als solche erkennbar sein müssen.

„Die junge Generation der Ärzte hat nahezu keine Probleme mit der neuen Kleidung. Es ist heute schon so, dass sie bei vielen Tätigkeiten kurzärmelige Hemden tragen“, sagte Hankeln. Bei älteren Medizinern und Chefärzten habe es mehr Vorbehalte gegeben, weil der Kittel häufiger als Statussymbol gesehen werde. „Da wurde sogar eine Studie vorgelegt, die den Placeboeffekt des weißen Kittels belegt, also eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf des Patienten“, sagt Hankeln. Doch letztendlich habe das Hygieneargument überzeugt. Leitenden Ärzten und Chefärzten bietet der Konzern einen Kompromiss: „Für repräsentative Aufgaben, wie Vorlesungen für Studenten, dürfen sie auch künftig den traditionellen Arztkittel aus dem Schrank holen“, sagt Hankeln. Bei den Patienten aber tragen auch die Chefs kurzärmelige Kleidung.

Asklepios verändert auch die Berufskleidung für die anderen Beschäftigten. „Die Pflegekräfte haben sich gewünscht, dass examinierte Pfleger und Schwestern an der Kleidung erkennbar sind. Das haben wir jetzt auch umgesetzt“, sagt Hankeln.

Zusätzlich wird neue Wäsche für Patienten angeschafft – vom Patientenhemd über die Bettwäsche bis zum Handtuch. Das heißt, Patienten erhalten auch künftig weiße Hemden mit einem leichten Muster.

Die neue Kleidung soll ab April bundesweit in allen Asklepios-Einrichtungen eingeführt werden. Bis zum Juni 2017 soll das Projekt abgeschlossen sein. Den Anfang in Hamburg macht die Asklepios Klinik Harburg.

In der Ausstattung der Mitarbeiter mit der neuen Kleidung sieht der Konzern auch finanzielle Vorteile. „Wir sparen durch die Zentralisierung der Bekleidungsbeschaffung einen mittleren einstelligen Millionenbetrag pro Jahr ein, stellen unseren Mitarbeitern aber gleichzeitig eine deutlich bessere Stoffbekleidung als bisher zur Verfügung“, sagte Kai Hankeln, Konzerngeschäftsführer bei Asklepios und verantwortlich für die Bekleidungsumstellung.