Rotherbaum. Inhaber des renommierten Kunsthandels gibt aus Altersgründen auf
Diese Nachricht wird viele Hamburger Kunstfreunde wie ein Schock treffen: Das traditionsreiche Kunstauktionshaus Hauswedell & Nolte am Pöseldorfer Weg schließt Ende Februar. Damit geht eine rund 88-jährige Erfolgsgeschichte zu Ende.
In einem Schreiben danken die Betreiber, Ernst Nolte und seine Lebensgefährtin Gabriele Braun, den Kunden mit bewegenden Worten. Unter anderem heißt es in dem Brief: „Diese Tätigkeit hat uns erfüllt. Die Begegnung mit Ihnen auf unseren Auktionen und Vorbesichtigungen, auf Reisen oder Messen war immer interessant, manchmal aufregend, meist erfreulich und immer von der uns alle erfüllenden Begeisterung für die Kunst getragen.“
Mit mehr als 320 Auktionen in der langen Firmengeschichte zählte Hauswedell & Nolte zu den bekanntesten Auktionshäusern Europas. Und die Dependancen in New York und Los Angeles machten das Hamburger Traditionshaus auch international bekannt.
Einen Nachfolger für das Unternehmen wird es nicht geben. Dem Vernehmen nach hat es zwar Gespräche gegeben, aber keiner der Interessenten habe ein überzeugendes Konzept vorlegen können. Das bedeutet auch das Aus für das zweite Standbein des Hauses: das Antiquariat mit den bundesweit beachteten Buch-Auktionen.
Gegenüber dem Abendblatt macht Ernst Nolte Altersgründe für die schwere Entscheidung geltend: „Frau Braun und ich sind jetzt 100 Jahre in diesem Geschäft, sie 48, ich 52. Da kommt man natürlich irgendwann an einen Punkt, an dem man sich fragt, wie lange das noch so weitergehen kann.“
Hinzu kommt offenbare die wachsende Konkurrenz auf dem Kunstauktions-Markt, die es Traditionsunternehmen zunehmend schwierig macht, sich zu behaupten. Zugleich wird der klassische Sammler-Markt kleiner.
Im Oktober 1927 hatten sich drei Hamburger zur „Deutsche Buch-Club GmbH“ zusammen geschlossen: Paul Hartung, Kurt Saucke und Ernst L. Hauswedell. 1935 erhielt die Firma einen neuen Namen: Hauswedell & Co. In den 50er-Jahren avancierte sie zu einem der führenden Auktionshäuser für wertvolle Bücher und Grafiken. 1977 übertrug Hauswedell die Firma auf Ernst Nolte, unter dessen Ägide Hauswedell & Nolte zudem binnen weniger Jahre in die Spitzengruppe des modernen Kunsthandels aufstieg.
Spektakuläre Erlöse verzeichnete das Haus in den 80er-Jahren, unter anderem mit dem kompletten Verkauf des Nachlasses von Friedrich Gottlieb Klopstock und der Hannoveraner Königlichen Ernst August Fideicommiss-Bibliothek, die 80.000 Bände umfasste. Auch vermittelte Hauswedell & Nolte 300 Briefe Theodor Fontanes an das Potsdamer Fontane-Archiv.
Manchem Kunstfreund mag es ein kleiner Trost sein: In dem Schreiben an die Kunden bieten Ernst Nolte und Gabriele Braun an, auf Wunsch auch weiterhin für Rat und Hilfe zur Verfügung zu stehen.