Hamburg. Die neue Servicestelle hat die Aufgabe, bestimmten Patienten innerhalb von einer Woche einen Termin bei einem Facharzt zu vermitteln.
Lange Wartezeiten auf einen Termin bei einem Hamburger Facharzt sollen ab dem heutigen Montag der Vergangenheit angehören. Dafür soll die neue Terminservicestelle (TSS) bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sorgen, die jetzt ihre Arbeit aufnimmt und damit die gesetzliche Vorgabe der Bundesregierung umsetzt.
Die TSS hat die Aufgabe, Patienten, die von ihrem Hausarzt eine Überweisung mit einem Dringlichkeitsvermerk erhalten haben, innerhalb von einer Woche einen Termin bei einem Facharzt zu vermitteln, der innerhalb einer Frist von vier Wochen nach dem Anruf des Patienten liegt. Eine Ausnahme hat der Gesetzgeber festgelegt: Wer einen Termin bei einem Augenarzt oder einem Gynäkologen braucht, kann sich auch ohne Überweisung an die TSS wenden. Dann muss keine Vorauswahl durch den Hausarzt stattfinden.
Gelingt die Vermittlung an einen niedergelassenen Facharzt in der vorgegebenen Frist nicht, muss die TSS dem Versicherten einen ambulanten Termin in einem Krankenhaus anbieten. „Die Beteiligung der Krankenhäuser ist freiwillig“, sagte Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG). „Die KV hat den Krankenhäusern bereits ein Angebot gemacht, wie eine solche Kooperation aussehen könnte“, sagte KV-Sprecher Dr. Jochen Kriens.
Laut Gesetz muss jeder Facharzt einen freien Termin pro Monat melden
Für die Vermittlung an einen Facharzt gibt es allerdings auch einige Einschränkungen. Wie die KV mitteilt, vermittelt die TSS keine Termine „für verschiebbare Routineuntersuchungen oder bei Bagatellerkrankungen“. Sie vergibt auch keine Termine bei Psychotherapeuten, Zahnärzten, Kieferorthopäden sowie Haus- und Kinderärzten. Außerdem haben die Patienten keinen Anspruch darauf, dass der Termin bei einem Arzt ihrer Wahl und zu einer bestimmten Zeit oder in einer bestimmten Region vereinbart wird.
Laut dem Gesetz muss jeder Facharzt, der Kontakt zu Patienten hat, einen freien Termin pro Monat an die TSS melden. Augenärzte, Psychiater und Neurologen müssen zwei Termine melden. Klaus Schäfer, Hausarzt in Hamburg und stellvertretender Chef der Hamburger Ärztekammer, sagt: „Ich werde mich jedenfalls auch weiter persönlich darum kümmern, dass meine Patienten in dringlichen Fällen in einem angemessenen Zeitraum zu dem erforderlichen Facharzt kommen.“
Der Rheumatologe Dr. Peer Aries begrüßt eine solche Einrichtung, weil der Bedarf an Terminen bei Rheumatologen sehr hoch sei und viele Patienten diese Möglichkeit nutzen werden. „Es wird erstmals offiziell den tatsächlichen und anhaltenden Bedarf an Rheumatologen dokumentieren“, sagt Aries. „Wir sollen pro Facharzt einen freien Termin im Monat an die TSS melden. Das steht aber in keiner Relation zu den 30 Patienten, die wir täglich am Telefon wegen fehlender Termine für Erstvorstellungen ablehnen müssen. Es wird wahrscheinlich die Situation für die Rheumapatienten in Hamburg nicht merklich verbessern.“
Vorsichtige Zustimmung bei den Krankenkassen. „Gerade in Hamburg mit seiner hohen Arztdichte muss man auch jetzt schon davon ausgehen, dass Versicherte in medizinisch begründeten Fällen zeitnah versorgt werden. Für die Fälle, in denen das nicht so ist, hoffen wir, dass das neue Angebot der KV eine gute Lösung bietet“, sagt Kathrin Herbst, Leiterin der Landesvertretung des Verbandes der Ersatzkassen.
Die TSS in Hamburg ist montags bis freitags,
8–17 Uhr, unter Tel. 55 55 38 30 erreichbar.