Sie folgen nicht einem Herdentrieb wie die Babyboomer, sondern fragen nach dem Warum und wollen den Spaß nicht einer Karriere opfern.
Glück oder Karriere? Zugegeben, die Frage ist etwas zugespitzt. Aber als Julia Prüter, 19, kürzlich in ihren neuen Lebensabschnitt startete, hat sie sich die Frage durchaus gestellt. Seit Kurzem studiert die Abiturientin des Gymnasiums Hochrad in Othmarschen an der Universität Hamburg Geografie. Zwar hätte sie – wie ihr Vater – den Beruf des Arztes wählen können. Aber die junge Frau hat sich für etwas anderes entschieden. „Ich habe nicht das Bedürfnis, ganz hoch auf der Karriereleiter zu kommen“, sagt sie. „Stattdessen möchte ich vor allem glücklich und sorgenfrei leben.“
Wie Julia Prüter gestaltet auch die Hamburgerin Bianca Schäb ihr Leben: Sinn und Glück sind für sie wichtiger als Geld und Karriere. Kürzlich reiste die 30-Jährige mit einem 13 PS starken Goggomobil, das mehr als ein halbes Jahrhundert alt ist, insgesamt 3000 Kilometer durch Deutschland. Der Weg war das Ziel für das individuelle Projekt der Entschleunigung. Sie musste in der Zeit des Unterwegsseins weder auf das Tempo achten noch ständig auf die Uhr schauen. „Das Wichtigste, was ich aus meiner Reise gelernt habe, ist es, jeden Moment auszukosten.“ Nach der Deutschlandtour freut sich die gelernte Grafikdesignerin keineswegs auf eine weitere Auszeit, sondern – frisch inspiriert – auf ihre Arbeit im Büro.
Bianca Schäb und Julia Prüter gehören zu einer Generation, die ganz anders geprägt ist als die Babyboomer aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Während die Nachkriegskinder in den Schulklassen, an den Werkbänken und in den Hörsälen immer zu viele waren, ist die Gruppe der heute 16- bis 31-Jährigen eine Population mit ganz eigenen Lebensentwürfen: Sie wollen sich nicht ständig abrackern, sondern achten sehr genau darauf, dass es ihnen körperlich, geistig und seelisch gut geht. Die Gesellschafts- und Trendforscher nennen diese Sinn- und Glücksucher Generation Y.
Das hat nicht nur den Grund darin, dass die etwas Älteren Generation X (zwischen 1965 und 1978 geboren) genannt wurden und nach dem X alphabetisch das Y folgt. Auch steht Y, englisch ausgesprochen, für „Why“ – also: Warum.
Wer ungefähr zwischen 1980 und 1995 geboren wurde, folgt nicht mehr dem Herdentrieb der Babyboomer und dem beruflichem Ehrgeiz der Generation X. Der Bielefelder Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann sagt: „Die Frage nach dem Warum ist prägnant für Menschen dieser Alterskohorte. Altbekannte Normen und Werte werden von ihr nicht mehr als gegeben akzeptiert, sondern hinterfragt.“ Die traditionelle Welt werde auf den Kopf gestellt. „Und die Frage nach dem Sinn des Seins und Tuns rückt immer mehr in den Fokus.“
Julia Prüter, 19, Geografie-Studentin:
„Ich denke nicht, dass wir naiv sind. Wir haben lediglich andere Ziele als unsere Eltern und Großeltern. Wir sind keine ‚Arbeitermannschaft‘, und vielleicht sind wir wirklich faul. Aber naiv sind wir nicht. Die Entscheidung, Geografie zu studieren, ist mir nicht leichtgefallen. Aber nun bin ich damit glücklich. Und das ist das Wichtigste. Nach dem Abi habe ich erst mal ein Praktikum im Altenheim gemacht. Die Zeit hat mir geholfen, den Horizont zu erweitern und mich selbst weiterzuentwickeln. Jedes Mal, wenn mir vorgeworfen wurde, dass ich die Zeit nach der Schule lediglich als Pause genutzt hätte, macht mich das wütend. Denn mir hat diese Zeit so viele wertvolle Erfahrungen gebracht, die mir geholfen haben, mich selbst zu finden. Für die Zukunft wünsche ich mir einen Job, mit dem ich mich identifizieren kann und an den ich auch außerhalb der Arbeit gerne denke. Ich wünsche mir, dass ich nicht ein Mensch werde, der sagt: Jetzt brauche ich aber Abstand von der Arbeit, sondern einer, der seine Arbeit gern macht, weil sie ein so großer Teil unseres Lebens ist. Am liebsten möchte ich mein Leben nach dem Motto gestalten: Kreiere ein Leben, von dem du keinen Urlaub brauchst.“
Gut zwölf Millionen junge Männer und Frauen gehören in Deutschland zur Generation Y, rund eine Viertelmillion in Hamburg. Sie wollen Spaß bei der Arbeit haben, achten auf Work-Life-Balance und schätzen den Wert von Freundschaft und Familie. Die Generation Y reist lieber einmal um die Welt, statt sich um die Karriere zu kümmern. Die lädt lieber im Internet ein Foto hoch, das sie mit #yolo kommentiert, statt sich Gedanken über die eigene Zukunft zu machen.
Der Hamburger Zukunftswissenschaftler Professor Horst W. Opaschowski, der 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa – seiner Tochter – das Institut für Zukunftsforschung gründete, hatte schon in den 1990er-Jahren den Wandel von der Generation X zur Generation Y vorausgesagt. „Das sind jene 1985 Geborenen, die das Heim zum Boxenstopp machten – als ‚Drifter‘, ,Zapper‘ und ‚Lebenskünstler‘ rast- und ruhelos und dennoch auf der Suche nach Halt und Heimat“, sagt er. Allerdings weist er darauf hin, dass die Jugendforscher ihre Begrifflichkeiten immer unschärfer verwenden. Mal nehmen sie die Geburtsjahrgänge ab 1984 an in den Blick, mal bereits ab 1980.
Wie dem auch sei: Diese jungen Leute starten jetzt ins Berufsleben und werden, wenn die Babyboomer in Rente sind, auch die Schaltstellen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besetzen. Weil sie dann das Sagen haben, werden sie das berufliche und öffentliche Leben mit ihren Werten, Normen und Vorstellungen prägen, sagen Soziologen.
Tugenden wie Fleiß und Ehrgeiz spielen bei ihnen nach wie vor eine wichtige Rolle, betont die Journalistin Kerstin Bund in ihrem Buch „Generation Y: Was wir wirklich wollen“. Zugleich wollen sie aber in einer Gesellschaft mit so vielen Wahlmöglichkeiten herausfinden, welche Option für sie die beste ist, um glücklich leben zu können.
Philip Frankenfeld, 25, vormals Student an der Uni Hamburg:
„Uns stehen viele Möglichkeiten offen. Das ist einerseits ein Segen, andererseits ein Fluch. Viele können sich nicht entscheiden und nehmen sich dafür ihre Zeit, bereisen die Welt, leisten einen freiwilligen Dienst im sozialen Bereich oder gönnen sich eine andere Art der Auszeit. Ich habe nach der Schule ein Orientierungssemester an der Uni Hamburg belegt mit den Fächern BWL, VWL und Jura. Ich wusste zunächst überhaupt nicht, was ich machen wollte. Schließlich haben uns unsere Eltern beigebracht: Wir können alles machen, was wir wollen. Nach dem Studium habe ich eine Ausbildung zum Immobilienmakler gemacht. Derzeit absolviere ich ein Praktikum in einem Immobilienunternehmen. Nun aber möchte ich mich ganz neu orientieren: Ich überlege, in den sozialen Bereich zu wechseln – möglicherweise als Erzieher. Denn ich möchte etwas Sinnvolles tun. Geld hat für mich keine Priorität. Meiner Einschätzung nach geht es vielen aus der Generation Y so, dass es ihnen nicht wichtig ist, reich zu werden. Die meisten kommen ja aus guten Verhältnissen und haben nicht die Mentalität, dass sie sich oder ihren Kindern ein besseres Leben verschaffen wollen und dafür viel Geld haben müssen.“
Die 17. Shell-Studie, im vergangenen Herbst veröffentlicht, bestätigt die positive Grundeinstellung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die bundesweite Jugendstudie unter den heute zwölf bis 24 Jahre alten Menschen ergab, dass 61 Prozent der Befragten optimistisch in die persönliche Zukunft blicken. 90 Prozent erklärten, dass Familie und Kinder gegenüber der Arbeit nicht zu kurz kommen dürften. Und drei Viertel der Befragten würden Teilzeit arbeiten, wenn sie Kinder haben.
Längst stellen sich die großen Konzerne, aber auch Mittelständler auf die Wünsche und Bedürfnisse der Generation „Warum“ und der noch Jüngeren ein. Die Bewerber, beobachtet Sabine Josch, Personaldirektorin bei Otto in Hamburg, hätten sich in den vergangenen Jahren verändert. „Sie sind selbstbewusster und anspruchsvoller geworden. Heute fragen schon viele beim Vorstellungsgespräch: ,Was haben Sie als Arbeitgeber mir zu bieten?‘“ Das, fügt Sabine Josch hinzu, erklären wir ihnen dann gern, denn Otto sei dafür schon jetzt gerüstet. Die Personalchefin nennt eine ganze Reihe von Leistungen: regelmäßige Qualifizierungsmaßnahmen, flexibles Vergütungssystem, Zielvereinbarungen, flexible Arbeitszeit, Homeoffice, Sabbatical, Betriebssport und eigene Fitnesslounge. Josch: „Wir bieten ihnen einen sehr attraktiven Arbeitsplatz in einem modernen E-Commerce-Unternehmen. Neue Impulse der jungen Generation sind willkommen, gern auch Querdenker. Denn wir suchen top ausgebildete Kollegen, die das Unternehmen voranbringen.“
Junge Frauen und Männer, sagt Miriam Beblo, VWL-Professorin für Arbeit, Familie, Gender an der Universität Hamburg, „starten heute nicht nur mit ähnlichen Wünschen und Erwartungen ins Arbeitsleben. Auch ihre Qualifikationen sind vergleichbar hoch.“ Während die beruflichen Ambitionen von Frauen früher schnell strukturell ausgebremst wurden – spätestens dann, wenn Kinder zu versorgen waren –, hätten sich die Rahmenbedingungen für Familie und Beruf deutlich verbessert. Dazu zähle der Ausbau von Ganztagsbetreuung und Elterngeld inzwischen für Frauen wie für Männer.
Wie Professorin Beblo sagt, wird sich das Arbeitsleben unter diesen Voraussetzungen zwischen den Geschlechtern noch stärker angleichen – „bis in die Spitzenposition“, fügt sie hinzu. „Dies wird aber mit höheren Forderungen und Ansprüchen an den Arbeitsplatz einhergehen, beispielsweise mit der Flexibilität von Zeit und Ort. Lediglich die in den Köpfen verankerten Rollenzuschreibungen könnten das Tempo dieser Entwicklung noch bremsen.“
Einen Wandel in den Einstellungen und Erwartungen von Bewerbern beobachtet auch ein leitender Manager eines internationalen Digitalunternehmens, der ungenannt bleiben will. „Seit vielen Jahren führe ich Vorstellungsgespräche und stelle einen deutlichen Wandel fest.“ War vor 20 Jahren eine der ersten Fragen die nach dem Gehalt, so sei es heute eine der letzten. „Den jungen Bewerbern ist stattdessen wichtiger, einen gemütlichen Arbeitsplatz zu haben mit Chill-out-Lounges, Tischkickern und täglich frischem Obst.“ Als Arbeitgeber könne man diese Forderungen nicht mehr ignorieren.
Besonders in der Digitalbranche gebe es eine große Nachfrage an Fachkräften aus der jüngeren Generation, erklärt der Manager. „Wer diese Fachkräfte für sich gewinnen will, muss ihren Forderungen gerecht werden. Auch bei uns im Büro gibt es Sofas und einen Extra-Raum zum Entspannen, Fernseher, eine Popcorn-Maschine und viele weitere Angebote.“
Doch nicht nur das. Immer mehr Manager wie er akzeptieren es, dass Bewerber „Lücken im Lebenslauf“ aufweise und oft den Arbeitgeber gewechselt haben. „Ich habe schon mehrfach erlebt, dass Kollegen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, ihren festen Job kündigen, ohne einen neuen Aussicht zu haben.“ Sie wollten die Welt bereisen und sich eine längere Auszeit gönnen. Die Generation Y betrachte Jobs als ein Projekt, mit dem sie sich zwei, drei Jahre beschäftigten. Danach wollten sie etwas Neues erleben, sich neu entwickeln und entfalten.
Sina Schuldt, 20, freie Fotografin:
„Vielleicht ist das die Unentschlossenheit, die man meiner Generation vorwirft. Dabei glaube ich nicht, dass wir unentschlossen sind. Wir sind ehrgeizig, manche beginnen nach der Schule sofort mit dem Studium, einige sogar dual. Kein Ausprobieren, gleich Geld verdienen, Karriere vorgeplant. Bei mir steht Kariere machen nicht an erster Stelle. Zufriedenheit, Flexibilität und die Möglichkeit, mich zu entwickeln, stehen im Vordergrund – und trotzdem ist mir Arbeit wichtig. Die Frage, die ich mir stelle, ist aber: Wer bin ich, und was will ich daraus machen? Mein größter Ehrgeiz ist es nicht, möglichst viel zu verdienen, sondern ich möchte ein möglichst gutes Leben führen.“
Eine Studie der Berliner Unternehmensberatung Robert Half ergab, dass die Generation Y sehr genau auf Work-Life-Balance achtet. Arbeitgeber, die den Einklang von Beruf und Privatleben für einen Luxus aus vergangener Zeit halten, riskierten den Verlust wertvoller Fachkräfte. Ganz anders die Generation X, die zwischen 1965 und 1978 geborenen Menschen. Sie zeigt weltweit den größten beruflichen Ehrgeiz. Ein Drittel gibt das berufliche Vorankommen als wichtigstes Ziel an. In der Generation Y ist es dagegen nur ein Viertel.
Bianca Schäb, 30, Mediengestalterin:
„Es war lange mein Wunsch, mit einem alten Goggomobil die ganze Republik zu bereisen und mich mit der Frage der Entschleunigung zu beschäftigen. Fast zwei Jahre lang habe ich die Route entwickelt und dafür Geld gespart. Unterwegs habe ich sehr viele Menschen getroffen, Psychologen, Nonnen in einem Schweigekloster, Therapeuten in einer Burn-out-Klinik. Die ersten 18 Jahre meines Lebens sind mir so irre lang vorgekommen, und danach ist alles schnell vorbeigegangen. Kaum schaut man sich um, ist schon wieder ein ganzes Jahr vergangen. Die Frage, die mich deshalb bei dieser Reise begleitet, war: Warum vergeht das Leben so schnell? Das Wichtigste, was ich auf meiner Reise gelernt habe, war die Erkenntnis, jeden Moment auszukosten und wieder eine gute Work-Life-Balance zu haben.“
Die Hamburgerin Lena Schiller-Clausen und Christoph Giesa vom Start-up-Unternehmen „betahaus“ haben ein Buch über ihre Erfahrungen mit der Generation Y geschrieben. In „New Business Order“ heißt es, dass diese Generation nicht mehr auf Statussymbole achte. Stattdessen sei es wichtiger, Abenteuer zu erleben. Das macht Lena Schiller-Clausen am Beispiel des Autos deutlich: „Früher wollten Menschen ein Auto haben, um einerseits mobil zu sein, aber auch, weil es ein Statussymbol war. Heute ist es den jungen Menschen wichtig, Mobilität zu erleben, ohne gleich ein Auto zu besitzen.“ Durch neue Möglichkeiten zum Carsharing, Leihfahrrad, günstige Taxi-Alternativen wie Uber werde für die Generation Y das eigene Auto überflüssig.
Außerdem verfüge die Generation Y über ein „Gründer-Gen“, hat Expertin Schiller-Claussen beobachtet. Es gibt viel mehr Start-up-Unternehmen als früher – und zwar deshalb, weil es durch die Digitalisierung so einfach wird, ein eigenes Unternehmen zu gründen und zu führen. Schnell kann man sich eine eigene Website aufbauen und eine eigene App erstellen. Und mit ein wenig Glück wirft das Projekt auch bald Geld ab.
So sehr die jungen Leute gedanklich um sich selbst kreisen – sie verfügen zumeist über ausgeprägten Sinn für das Soziale. Freundschaft, Partnerschaft, Familie – das sind die Säulen, auf denen ihr Lebensgebäude steht.
Michael Kaufmann, 19, Student der Elektrotechnik an der HAW Hamburg:
„Familie und die Freunde sollte man nie aus den Augen verlieren. Über eine Familienplanung und eine steile Karriere mache ich mir hingegen momentan keine Gedanken. Mir ist es wichtiger, viel Wissen und Erfahrungen anzusammeln. Wir genießen in Deutschland einen Standard, den ich weiter für mich wünsche, der allerdings in den größten Teilen der Welt nicht so selbstverständlich ist wie bei uns. Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass viele unserer Waren und Alltagsgegenstände in Ländern hergestellt werden, in denen es Menschen deutlich schlechter geht. Dementsprechend ist auch verantwortungsvolles Handeln in meinem Lebensplan wichtig.“
Die jüngste Shell-Studie zeigt, dass die selbstbewussten jungen Optimisten zunehmend für politische Fragen offen sind und längst nicht zu den politikverdrossenen Zeitgenossen gehören. Immer mehr junge Leute, heißt es in der Untersuchung, entdecken ihr Interesse an der Politik. Angesichts der Flüchtlingsströme, die seit Monaten Deutschland erreichen, haben sie offenbar auch gar keine andere Wahl.
Inka Damerau, stellvertretende SPD-Vorsitzende in Hamburg, freut sich über das neue politische Interesse: „Die Ergebnisse der Shell-Studie sind eine gute Nachricht.“ Das steigende Interesse lasse sich nicht zuletzt an dem tatkräftigen Engagement in der Unterstützung für Flüchtlinge gut beobachten.
Noch findet das Engagement außerhalb der politischen Parteien statt. „Aber das ist ganz natürlich, weil mit den Möglichkeiten des Internets und zahlreicher direktdemokratischer Instrumente heutzutage viele alternative Teilhabemöglichkeiten am politischen Prozess existieren“, sagt SPD-Politikerin Inka Damerau. Sie sieht nun eine wichtige Aufgabe darin, allen Interessierten die Möglichkeit der aktiven Beteiligung zu bieten. „Denn politische Parteien sind ein elementarer Bestandteil des politischen Willensbildungsprozesses, der auf den Input junger Menschen nicht verzichten kann.“
Doch auch die Generation Y kommt langsam schon in die Jahre, sagt Zukunftsforscher Opaschowski. Es wachse jetzt eine andere, noch jüngere Generation heran. Er bezeichnet die heute 14- bis 19-Jährigen als „Generation Z(ukunft)“. Diese jungen Leute lebten spontane Hilfsbereitschaft und entwickelten ein neues Wir-Gefühl. Das zeige sich im Glück, anderen helfen zu können.
Wie sich aus dem ICH-Universum der karriereorientieren Generation X immer mehr der WIR-Kosmos der Jungen und Jüngeren entwickelt, beschreibt Opaschowski so: „Jetzt kündigt sich eine neue Jugendgeneration des Übergangs an, eine Generation mit viel Realitätssinn und großem Zukunftsoptimismus.“ Die Jugendlichen stellten die Sinnfrage neu. Sie wünschten sich einen sicheren Arbeitsplatz und gleichzeitig Sinnerfüllung im Beruf. Sie seien leistungsmotiviert, aber nicht mehr bereit, ihr Privatleben der Karriereorientierung zu opfern. Vor allem aber wollten sie mithelfen, eine bessere Gesellschaft zu schaffen. „Leben im Land der Hoffnung und nicht der Angst sowie des Fortschritts und nicht des Stillstands – das sind die Leitlinien ihres Lebens.“
Wenn die Babyboomer in Rente sind, werden die Generationen Y und Z gemeinsam die Probleme im Land und auf der Welt zu lösen haben. Irina Pilawa vom Opaschowski-Institut für Zukunftsforschung glaubt, dass die jungen Leute von heute sich vor allem als „Krisenprofis“ zu beweisen haben. Dabei können sie sich auf die Kraft und den Zusammenhalt in den Familien verlassen, den sie selbst als höchsten Wert betrachten. Das stärkt den Zusammenhalt zwischen den Generationen. „Die neue Solidarität der Generationen kann zur Wagenburg des 21. Jahrhunderts werden“, sagt Irina Pilawa.